Der Forstweg führt tief in den Wald östlich von Holzhausen hinein, am Bauholz Richtung Brönnhof. Wer ihm folgt, gelangt am Ende zu einer eingezäunten, fast schon bunkerähnlichen Anlage. Dahinter verbirgt sich der Zugang zu einem der wichtigsten Rohstoffe weltweit, vielleicht sogar zur wichtigsten Ressource der Menschheit – hochreines Dihydrogenmonoxid (Wasser). Am Eingang wartet Reinhold Stahl, Verbandsvorsitzender der Rhön-Maintal-Gruppe (RMG), die rund 100.000 Kunden mit dem hochwertigen Trinkwasser, H20, beliefert. Beim Treffen mit dabei sind Revierförster Bernd Müller und Bürgermeister Willi Warmuth sowie deren Mitarbeiter.
Der korrekte, aber gefährlich klingende Fachbegriff Dihydrogenmonoxid für Wasser wurde mal geprägt, um auf die Risiken von emotionalem Umgang mit der Wissenschaft hinzuweisen. Ganz ungefährlich ist H20 tatsächlich nicht, egal ob zu viel oder zu wenig davon auf den Waldboden fällt. Zu dessen Versauerung kann Regen ebenfalls beitragen, durch den Eintrag von Fremdstoffen. In diesem Jahr hat es erfreulich viel geregnet, nach einigen Dürrejahren. Trockenheit begünstigt wiederum Baumkrankheiten und Schädlinge.
400.000 Kubikmeter Wasser aus Dittelbrunner Gebiet
Der Brunnen bei Holzhausen ist einer von vier des Verbands auf Gemeindegebiet und mit 190 Metern der tiefste: Das eigentliche Nass wird aus etwa 160 Metern Tiefe geholt. Bis zu 400.000 Kubikmeter von mehr als 4,5 Millionen Kubikmetern Wasser, die die RMG jedes Jahr zu den Kunden schickt, stammen aus dem Dittelbrunner Gebiet, sagt Reinhold Stahl. Die Qualität sei gut, mitten im Grünen: "Der Grundwasserspiegel hat sich erholt". Nun hoffen die Fachleute auf Regen auch in 2025 und den Folgejahren.
Als sich im letzten Jahr der Borkenkäfer in den nahen Fichtenbeständen ausgebreitet hatte, wäre niemand auf die Idee gekommen, Chemie einzusetzen. Stattdessen wurde die Kettensäge sinnvoll eingesetzt. Bernd Müller spricht von einem "schonenden Umbau" im Nadelwald, der die Neupflanzung vielfältiger, klimastabiler Laubholzarten ermöglicht habe. Gleichzeitig laufe die Waldpflege weiter.

Die ersten kleinen Fichten wachsen auch wieder, auf natürliche Weise. Mehr Helligkeit am Boden, nach dem Wegfall der kranken Bäume, erleichtere die Verjüngung, so Müller. Außer der Fichte wurden auch andere schnellwachsende, häufige Arten wie Buche, Bergahorn oder Hainbuche entnommen, für mehr Baumvielfalt. Gefördert wurden seltenere und langsam wachsende Bäume wie Eiche, Elsbeere, Kirsche und Feldahorn. Dazu kam die Einzäunung, im Kampf gegen den Wildverbiss. Langsame Verjüngung habe einen positiven Einfluss auf die Wasserqualität, sagt der Förster. Je langsamer sich die Humusdecke abbaut, desto weniger wird das Grundwasser mit Nitrat belastet. Die Bodenversauerung geht zurück. Das klimaschädliche CO2 steigt nicht mehr ganz so schnell in die Atmosphäre auf, die Feinwurzeln der Bäume reagieren buchstäblich nicht sauer auf Fremdstoffe.
Lebendiger Waldboden kann mehr Wasser aufnehmen
Ein lebendiger Waldboden ist grobporiger und kann mehr Wasser aufnehmen. Blätter und Bodenpflanzen, vor allem Moos, sowie Totholz tragen im verjüngten Forst dazu bei, dass Regen weniger stark an der Oberfläche abfließt, mit Erosionen und Überschwemmungen in der Umgebung. Aus Sicht des Försters ist es ebenso wichtig, die schweren Maschinen der Forstwirtschaft nur auf bestimmten Rückegassen rollen zu lassen, um den Boden nicht unnötig zu verdichten. Liegen diese 30 Meter auseinander, sind nur 12 Prozent des Waldbodens betroffen. Für Rathauschef Willi Warmuth steht der Dialog mit den Bürgern im Vordergrund, die Fällmaßnahmen oft kritisch sehen.
"Der Wald ist ein dynamisches System", sagt Müller. Bäume reagierten besonders empfindlich auf Klimawandel und sich ändernde "Stoffeinträge", etwa bei den Stickstoffen. Ein vielfältiger Mischwald werde am besten mit Veränderungen fertig – was letztlich auch dem Trinkwasser und damit dem Menschen zugutekommt.