Eine halbe Million Euro hat die behutsame Sanierung der baulichen Überreste von Burg Zabelstein als beliebtes Wanderziel durch die Bayerischen Staatsforsten verschlungen. Dort ist jetzt trotz der Deckelung der Kosten deutlich mehr als zuvor vom erhaltenen Gemäuer zu sehen. So erhält man einen besseren Eindruck von der Größe und Mächtigkeit der einst zweistärksten Burg im Fürstbistum Würzburg und von ihrer Bedeutung.
Dank der akribischen Puzzle-Arbeit von Burgenforscher Dr. Joachim Zeune konnten jetzt zudem Rekonstruktionszeichnungen angefertigt, die zeigen, wie die Burg um 1130 und im weiteren Verlauf um 1600 ausgesehen haben dürfte.
Die Burg auf dem Zabelstein grüßte damals freistehend und erhaben, mit hohen Ringmauern und Türmen umgeben, ins weite unterfränkische Land, ehe sie 1689 in einem verheerenden Brand unterging. Daraufhin holte sich der Hochwald die Freiflächen auf dem Plateau und an den Hängen Zug um Zug wieder zurück.
Heute stehen hier die nach dem Forstmann August Lingmann benannte Unterkunftshütte des Steigerwaldklub-Zweigvereins Gerolzhofen und der vom Landkreis Schweinfurt zuletzt 1999 erneuerte hölzerne Aussichtsturm.
Die letzte Sanierung in den Jahren von 1973 bis 1981 hatte der Ruine allerdings mehr geschadet als genutzt. Viel sei durch die unsachgemäße Ausführung verfälscht und verwischt worden, beklagt Joachim Zeune. So seien etwa falsche Mauern hochgezogen wurden oder es kam beim Verfugen der Mauerreste schädlicher moderner Zement statt der damals als Mörtel verwendeten Kalkmischung zum Einsatz.
Wo möglich und aus dem Budget bezahlbar, hat man deshalb bei der jüngsten Sanierung versucht, die damals verursachten Bausünden durch ihren Rückbau wieder in bestimmtem Maße auszubügeln.
Aber auch diese Sanierung ist nichts für die Ewigkeit. Die Burg wird eine ewige Baustelle bleiben, so Joachim Zeune. Schließlich müsse das Mauerwerk weiter gepflegt und Bewuchs entfernt werden.
Die ältesten Teile der Burg reichen ins frühe 12. Jahrhundert zurück. 1136 wurde sie erstmals als eine Anlage des 1298 in der männlichen Linie ausgestorbenen Geschlechts derer von Zabelstein erwähnt.
Eine freigelegte Ringmauer aus dem zwölften Jahrhundert belegt, dass auf dem Zabelstein schon damals eine Burg in Stein stand, für diese Zeit etwas Außergewöhnliches. Diese frühe Burganlage wurde Zug um Zug nach außen vergrößert. Deutlich zu sehen ist an der Südseite jetzt wieder das Widerlager einer Zugbrücke als Bestandteil einer hölzernen Brücke, die einst Vor- und Hauptburg miteinander verband.
Obwohl es sich um ein sündhaft teueres Unternehmen gehandelt haben muss, räumt der Burgenforscher aus Rattelsdorf mit der Legende auf, wonach Burgen wie diese zum Großteil über Abgaben und Frondienste auf Kosten der Untertanen errichtet worden seien. In Wirklichkeit hätten die Bauern nur in überschaubarem Maß zugearbeitet, wie er aufgrund seiner Forschungen weiß.
1303 gelangte jedenfalls das gesamte Areal in den Besitz des Fürstbistums Würzburg. Das baute die Burg in der Folge zu einer der stärksten Wehranlagen des Bistums aus und nutzte sie zeitweilig als sicheren Verwahrungsort für ihr Archiv und ihren Kirchenschatz, später auch als Inhaftierungsort.
Als eine der ersten Burgen in Bayern wurde die auf dem 489 Meter hohen Zabelstein für die Artillerieverteidigung umgerüstet. Rechnungen zufolge wurden so 1410 elf Hakenbüchsen, vier Armbrüste und Schießpulver geliefert.
Der große Rundturm am Halsgraben im Südwesten war mit Sicherheit Bestandteil dieser Artilleriebefestigung. Um 1430 wurde die Burg aus Angst vor Hussiten-Einfällen nochmals verstärkt. In dieser Zeit nahm die Burg ihre heutige Konzeption und Größe an.
In ihrer gesamten Geschichte wurde die Burg nie nach feindlichen Kampfhandlungen eingenommen und völlig zerstört, auch nicht im Bauernkrieg 1525. Damals übergaben sie die Herren kampflos. Dennoch wurde die Burg in jener Zeit stark beschädigt. Die Würzburger Bischöfe ließen sie wohl wegen der überragenden Bedeutung in der Rechtsprechung und aufgrund ihrer wichtigen strategischen Lage aber nicht weiter verfallen.
Es folgten eine erste Instandsetzung und schließlich 1586 unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn ein sehr teurer Ausbau. Einem 1652 erstellten Begehungsreport ist eine ausführliche räumliche Beschreibung sowohl der als „innern Schloss“ bezeichneten Haupt- als auch der Vorburg zu verdanken.
Erst eine verheerende große Brandkatastrophe führte 1689 dazu, dass die Burg aufgegeben wurde und verfiel. Danach diente sie als willkommener und kostengünstiger Steinbruch, der bereits behauene Steine lieferte für alle möglichen Bauwerke in den Dörfern der Umgebung. Davon künden die Kirche in Donnersdorf, Wohnhäuser und Ställe sowie zahlreiche andere Gebäude. Zu diesem Zweck wurden nicht zuletzt die noch 1652 erwähnten und später abgebrannten zahlreichen Wohn- und Verwaltungsgebäude in den beiden Höfen der Hauptburg im 19. und 20. Jahrhundert komplett eingelegt.