Der Lockdown lockert sich, vieles auf das die Menschen lange verzichten mussten, wird langsam wieder möglich. Zum Beispiel die Tour mit dem Wohnmobil mit Übernachtung auf einem Wohnmobilstellplatz. Bei einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 ist es seit 21. Mai möglich Ferienhäuser und Ferienwohnungen zu buchen. Campingplätze und Wohnmobilstellplätze öffnen. Mit Hygienekonzept und Tests soll der Weg zurück in den Tourismus frei gemacht werden.
Wieder im eigenen Wohnmobil übernachten, das wird nicht nur wegen sinkender Inzidenz möglich, sondern auch, weil es "Unter 100" keine nächtliche Ausgangssperre gibt. Die grundlegende Frage dahinter "darf man bei einer Ausgangssperre zur Wiedererlangung der Fahrtüchtigkeit über Nacht auf einem Parkplatz stehen", wurde rechtlich kontrovers diskutiert ohne zu einem abschließenden Ergebnis zu führen. Bis zu zehn Stunden Pause als "Notfallausnahme" sind möglich auf einem Stellplatz, auf dem dies nicht ausdrücklich verboten ist.
Entstand dabei jedoch der Eindruck es könnte sich um Camping handeln, etwa durch vor die Tür gestellte Stühle oder eine herausgezogene Markise, war das nicht mehr erlaubt. Empfindliche Bußgelder wegen Verstoßes gegen die nächtliche Ausgangssperre drohten. Urlaub sieht anders aus. Camping- und Wohnmobilstellplätze waren geschlossen, die damit verbundenen Annehmlichkeiten wie sanitäre Anlagen und die Wasser- und Energieversorgung standen nicht zur Verfügung.

Jetzt kehrt langsam wieder Leben auf den verwaisten Wohnmobilstellplätzen ein. Auf dem am Schweinfurter Saumain gelegenen Stellplatz waren es am Montag gerade mal zwei "rollende Hotelzimmer", die dort abgestellt waren. Gut 20 Wohnmobile würden auf dem schneckenförmig angelegten Areal Platz finden. Ein Ehepaar vom Niederrhein aus dem Kreis Wesel, das seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, ansonsten aber gerne Auskunft erteilt, fühlte sich dort gut aufgehoben. Bei dem Abstand keine Spur von Infektionsgefahr.
Seit elf Jahren sei man mit dem Wohnmobil unterwegs. 2019 waren sie noch fünf Monate auf Tour, vor allem im Ausland. Dann die große (Zwangs)Pause. "Neun Monate stand das Wohnmobil in der Garage, ein tolles Gefühl wieder unterwegs zu sein". Von Lohr am Main kommend lag Schweinfurt für das Paar vom Niederrhein für einen Tag und eine Nacht auf der Route. Wo es weiter hingeht? "Da sind wir flexibel, Hauptsache die Natur ist schön" .
Campingplatz Ballingshausen: Neue Pächter, neues Konzept und nun auch Wohnmobile
Ganz neu ins Wohnmobilgeschäft, ja überhaupt ins Campingplatzgeschäft, sind Eva und Oliver Zull eingestiegen. Die beiden haben zum Juni als neue Pächter den Campingplatz am Ellertshäuser See übernommen. Und sie haben sich viel vorgenommen, wollen den seit den 1950er-Jahren bestehenden Platz fit für die Zukunft machen und neue Konzepte und Ideen umsetzen. Oliver Zull aus Schwanfeld, seit vielen Jahren im derzeit weitgehend ruhenden Veranstaltungsgewerbe tätig, hat sich mit seiner Frau entschlossen, sich beruflich auf den Campingplatzbetrieb zu konzentrieren. "Es steckt jede Menge Potenzial in dem Platz", ist er sich sicher. Ein Platz mit treuen Campern, ergänzt Eva Zull, denn "zwei drei Parteien sind tatsächlich schon seit Anfang an hier am Platz".

Erste sichtbare Veränderung ist ein Wohnmobilstellplatz im vorderen Bereich des insgesamt 15 Hektar umfassenden Platzes. Acht Wohnmobilstellplätze sollen es am Ende sein. Ab Fronleichnam, die Inzidenzwerte im Landkreis ließen dies zu, waren die ersten Wohnmobilisten da, die Nachfrage war größer als das aktuelle Platzangebot. Und dies obwohl man erst nach dem Umbau Werbung für den Platz machen wird.
Der Schritt den Campingplatz um die Sparte Wohnmobile zu erweitern ist für die Zulls nur konsequent. "Der Boom ist da, mitunter sind mehr Wohnmobile als Lkw auf der Autobahn", so Oliver Zull, selbst Wohnmobilist. Neues Beleuchtungskonzept, neue sanitäre Anlagen (Containersystem), kulturelle Angebote, Live-Musik, Events und ein kleiner Shop am Platz sind nur einige der Ideen, die Zug um Zug den Campingplatz runderneuern und nicht nur für Wohnmobilisten attraktiv machen sollen. Die Tatsache, dass der Ellertshäuser See Ende September 2021 abgelassen wird, damit die technischen Anlagen erneuert und im kommenden Frühjahr der Schlamm ausgebaggert werden kann, hat sie nicht abgeschreckt. Was an Badegästen wegfällt, werde wohl durch Gäste kompensiert, die sich für Vorgänge wie das Abfischen interessieren, oder die sich den Anblick eines abgelassenen Sees nicht entgehen lassen wollen.
"Der Plan ist, dass der Wohnmobilstellplatz 365 Tage im Jahr rund um die Uhr auch funktioniert, ohne das jemand da ist", erläutert Oliver Zull sein Konzept. Deshalb werden auch Ticket- Getränke- und Snackautomaten aufgestellt, die sozusagen die kontaktlose Nutzung des Stellplatzangebotes ermöglichen.

Was im Moment für alle – Vermieter wie Gäste – nicht einfach ist, ist die jeweils gültige Teststrategie. So galt in der zweiten Pfingstferienwoche die Vorgabe, dass Gäste einen Test (keinen mitgebrachten Selbsttest) vorweisen mussten. Doch am Feiertag gab es kaum Testmöglichkeiten in der Nähe. Ein Selbsttest unter Aufsicht hätte es richten sollen, doch der sei dann plötzlich wieder nicht mehr ausreichend gewesen, schildert Eva Zull die damals etwas unübersichtliche Situation, die sich alle 48 Stunden, wenn ein neuer Test fällig wird, wiederholt. Genesen, getestet oder zweimal geimpft – auch auf dem Campingplatz ist dies das Credo für den Zutritt.

Auch Camper mussten seit der Wiedereröffnung des Platzes auf ihre eigenen sanitären Einrichtungen zurückgreifen. Nun wurde ein Dusche und zwei Toiletten unter Einhaltung strenger Hygieneregeln geöffnet. Ein "Duschplan" hilft, dass immer nur eine "Einheit" die Dusche benutzt und danach wieder desinfiziert werden kann. Der Schlüssel für die sanitären Anlagen wird nur auf Anfrage herausgegeben. Die große Zeltwiese, wo vorher freie Platzwahl herrschte, darf derzeit aus Abstandsgründen nur in fest zugeteilten Parzellen genutzt werden. Dier große Freiheit, die man gerne mit Camping und Caravaning verbindet, lässt also noch auf sich warten.

So sind die aktuellen Regelungen
Was gilt zur Zeit für die Nutzung von gewerblichen oder entgeltlichen Camping- und Wohnmobilstellplätzen? Maßgeblich dafür ist die 13. Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung, teilt das Landratsamt dazu auf Anfrage mit. Hiernach habe zum Beispiel jeder Übernachtungsgast ohne Rücksicht auf die 7-Tage-Inzidenz vor Ort bei seiner Ankunft einen Test (Nachweis eines negativen Testergebnisses durch PCR- oder POC-Antigentest oder durch einen zugelassenen und unter Aufsicht vorgenommenen Selbsttest) vorzulegen.
Am Freitag lag der Inzidenzwert für den Landkreis Schweinfurt bei 17,3. Bei einer 7-Tage-Inzidenz zwischen 50 und 100 brauchen Gäste zusätzlich für jede weiteren 48 Stunden einen neuen negativen Testnachweis. Der Betreiber hat ein Schutz- und Hygienekonzept auszuarbeiten und auf Verlangen der zuständigen Kreisverwaltungsbehörde vorzulegen. Die letzte Fassung des Rahmenkonzepts, das derzeit erneut überarbeitet wird, stammt vom 22. Mai. Änderungen können also beinahe täglich in Kraft treten.