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SCHWEINFURT: Caritas-Tageszentrum für psychisch kranke Menschen

SCHWEINFURT

Caritas-Tageszentrum für psychisch kranke Menschen

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    Mitarbeiterin an der Nähmaschine.
    Mitarbeiterin an der Nähmaschine.

    Manche sagen, sie gehen „auf Arbeit“, wenn sie herkommen. Das stimmt auch, sie montieren Teile für Lkw-Kupplungen oder gestalten handgemachte Grußkarten. Trotzdem ist das hier kein Arbeitsplatz wie jeder andere. Ins Caritas-Tageszentrum kommen psychisch kranke Menschen, um ihrem Leben Struktur zu geben und nicht zu vereinsamen.

    Seit mittlerweile 20 Jahren gibt es das „TAZ“ zentral in der Zehntstraße, einige der Besucher bezeichnet Leiterin Carolin Weber liebevoll als „Gründungsmitglieder“. Das TAZ ist ein Ort für Menschen, die schon so lange krank oder so massiv in ihrer Belastungs- und Leistungsfähigkeit eingeschränkt sind, dass ein Job auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht infrage kommt.

    Viele hier kämpfen mit Schizophrenie, Depressionen, Ängsten, bipolaren Störungen oder sind durch eine psychische Erkrankung plus Sucht gleich doppelt belastet.

    Soziale Kontakte sind dadurch schwierig, viele leben außerhalb des TAZ zurückgezogen. „Kontakte selbst zu halten ist schwer, oder sie sind von anderen abgebrochen worden“, sagt Doris Weißenseel, die bei der Caritas die sozialpsychiatrischen Dienste leitet.

    Viele der TAZ-Teilnehmer haben eine eigene Wohnung, andere leben zum Beispiel im Betreuten Wohnen. Aber keiner ist stationär untergebracht. Als das vom Bezirk Unterfranken finanzierte TAZ 1996 gegründet wurde, kamen die Leute vor allem in Anschluss an einen Psychiatrie-Aufenthalt her, es gab kaum alternative Angebote.

    Die etwa 20 Frauen und Männer im TAZ kennen einander gut. Der Jüngste ist 26 Jahre alt, der Älteste 65, wobei die Jüngeren deutlich in der Minderzahl sind. Langsam soll sich ein „Generationenwechsel“ vollziehen, die Caritas betont, dass das Angebot für alle Erwachsenen gedacht ist.

    Die TAZ-Teilnehmer müssen auch miteinander und ihren Macken klarkommen. „Wie sie sich gegenseitig akzeptieren, mit all den Eigenheiten, da kann sich manch einer in der Normalität eine Scheibe abschneiden“, sagt Weißenseel. Die Erfahrung zeigt: Regelmäßige Kontakte stabilisieren die Menschen enorm, neuerliche Klinikaufenthalte können vermieden werden.

    Es gibt hier einen festen Tagesablauf, das ist genauso wichtig. Wer hier Teilnehmer ist, soll verbindlich kommen, es ist kein Angebot für ab und zu mal.

    Die Arbeitstherapie am Vormittag ist ein fester Baustein, aber auch der klar verteilte Kochdienst und die gemeinsamen Freizeitangebote. Unter sechs Kilo Kartoffeln geht mittags nichts. Dass hier im TAZ der Haushalt selbst geführt wird, kann später auch helfen, die eigenen vier Wände selbstständig in Ordnung zu halten.

    Stricken, Malen, Gehirnjogging, Englisch, Sport – die geistigen und körperlichen Fähigkeiten der Menschen sollen gefördert werden. Durch lange Krankheit, viele Medikamente über viele Jahre und mangelnden Antrieb sind Feinmotorik und auch geistige Leistungsfähigkeit häufig eingeschränkt. Durch Arzneimittel und Bewegungsmangel leiden viele der Teilnehmer unter Übergewicht.

    Für die Sozialpädagogin Weber, eine Ergotherapeutin und die Hauswirtschafterin ist das auch eine Gratwanderung: Sie dürfen die Menschen nicht unter Druck setzen, wollen aber doch etwas herauskitzeln. Die Menschen sollen merken: „Ich kann noch was.“

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