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Schweinfurt: Chef des Impfzentrums Schweinfurt: Jeder Tag eine Herausforderung

Schweinfurt

Chef des Impfzentrums Schweinfurt: Jeder Tag eine Herausforderung

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    Dr. Markus Hüttl leitet das Impfzentrum von Stadt und Landkreis Schweinfurt.
    Dr. Markus Hüttl leitet das Impfzentrum von Stadt und Landkreis Schweinfurt. Foto: Anand Anders

    Erst war kein Impfstoff da. Dann standen die Leute Schlange vor dem Schweinfurter Impfzentrum (Betreiber ist die Münchner Firma 21Dx) auf dem Volksfestplatz. Dann war genug Impfstoff da, aber im Sommer kamen kaum Leute, um sich impfen zu lassen. Dann kam die Booster-Kampagne, es gab wieder Schlangen und Wartezeiten. Zwischendurch gab es Sonderaktionen, wie eine Drive-in-Impfung am Volksfestplatz, ein Impfbus machte an verschiedenen Orten in Stadt und Landkreis Station, das Impfteam baute Zentren auf, in Stadtlauringen oder in Gerolzhofen zum Beispiel.

    Dazwischen wurden Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Impfzentrums bedroht. Sponsoren, wie die Brauerei Roth, die bei einer Sonderimpfaktion ein "Impfbier" stiftete, wurden beschimpft. Kurz: Es ist einiges passiert, seitdem das gemeinsame Impfzentrum von Stadt und Landkreis Schweinfurt im Dezember 2020 eröffnete. Der ärztliche Leiter Dr. Markus Hüttl zieht im Gespräch eine Bilanz.

    Frage: Wieviele Impfungen wurden durchgeführt?

    Dr. Markus Hüttl: 170 000 von Dezember 2020 bis Januar 2022. Darin sind Erst,-Zweit-und Booster/Dritt-Impfungen enthalten.

    Am Anfang wurde nach Priorisierung geimpft. Die Älteren waren zuerst dran.
    Am Anfang wurde nach Priorisierung geimpft. Die Älteren waren zuerst dran. Foto: Josef Lamber

    Gab es Menschen, bei denen akut durch die Impfung Nebenwirkungen oder Reaktionen aufgetreten sind?

    Hüttl: Nein, es gab keine akute Störung oder Reaktionen, die auf den Impfstoff zurückzuführen sind. Wir hatten aber im Sommer ab und an den Fall, dass jemand Kreislaufprobleme hatte. Zum Beispiel, weil er zu wenig getrunken hatte. Wir hatten auch Fälle von Nadelphobie. Der Anblick von einer Spritze sorgte für erheblichen Stress. Im letzten halben Jahr haben wir sechs- bis achtmal den Rettungsdienst informiert. Wir haben hier im Impfzentrum zwar notfallmedizinische Versorgungsmöglichkeiten, informieren aber trotzdem den Rettungsdienst, auch um die Abläufe hier im Impfzentrum nicht zu stören.

    Mit der Booster-Kampagne kam es bei fast allen Impfstellen zu langen Schlangen, so auch vor Schweinfurts Impfzentren in der Stadtgalerie und wie hier am Impfzentrum am Volksfestplatz.
    Mit der Booster-Kampagne kam es bei fast allen Impfstellen zu langen Schlangen, so auch vor Schweinfurts Impfzentren in der Stadtgalerie und wie hier am Impfzentrum am Volksfestplatz. Foto: Marcel Dinkel

    Was war die größte Herausforderung, die Sie und Ihr Team seit der Eröffnung des Impfzentrums im Dezember 2020 bewältigen mussten?

    Hüttl: Das kann man nicht so einfach beantworten. Jede Phase hatte ihre Herausforderungen, jeder Tag ist eine Herausforderung. Wir haben im Dezember 2020 unter Zeitdruck angefangen. Innerhalb von ein paar Tagen mussten wir das Team zusammenstellen. Das war aber auch mit einer großen Motivationswelle verbunden. Das Runterfahren im Juli, als es kaum noch Impfwillige gab, auf vier Teams, war bitter. Wir mussten uns von verhältnismäßig vielen sehr guten Mitarbeitern trennen. Das erneute Hochfahren des Impfzentrums und der verschiedenen Angebote war nicht einfach, auch weil wir wieder qualifizierte Mitarbeiter suchen mussten. Wir haben jeden Tag neun Teams laufen, im Impfzentrum, in der Stadtgalerie, in Werneck und in Gerolzhofen. Bis  Dezember war auch noch der Impfbus unterwegs.

    Stichwort Herausforderung. Sie mussten ja auch auf Ansagen aus der Politik reagieren. Zum Beispiel dass bestimmte Impfstoffe ab einem Stichtag nur für spezielle Altersgruppen verfügbar sind. Oder dass die dritte Impfung, die Booster-Impfung, gefordert wurde.

    Hüttl: Wir mussten den Leuten die neuen Regeln erklären. Es kam schon zu Verwirrungen. Viele Leute haben nicht verstanden, warum sie kein Biontech bekommen für die Auffrischungsimpfung, wenn sie über 30 Jahre alt sind. Jetzt gibt es aber doch wieder Biontech für die Auffrischung auch für Leute über 30, weil wir viele Dosen dieses Impfstoffs bekommen haben. Ich kann verstehen, dass das schwer zu verstehen ist. Auch wir müssen uns erst mit den Regelungen und Vorschriften beschäftigen. Schwierig wird es, wenn von der Regierung und vom Robert-Koch-Institut widersprüchliche Angaben kommen.

    Am Schweinfurter Impfzentrumm am Volksfestplatz gab es im Sommer eine Drive-in-Impfung.
    Am Schweinfurter Impfzentrumm am Volksfestplatz gab es im Sommer eine Drive-in-Impfung. Foto: 21Dx

    Die Auffrischungskampagne hat dann ja noch mal für Warteschlangen vor den Impfzentren gesorgt.

    Als die Booster-Kampagne kam, gab es großen Andrang bei allen Impfstellen. Ich kann verstehen, dass Leute sauer waren, weil sie zwei Stunden warten mussten. Das tut mit wirklich leid, vor allem, wenn ältere Leute betroffen waren. Aber das lag nicht in unserer Hand, vor allem, als wir im Sommer die Angebote reduzieren mussten. Das hat sich entspannt, als wir wieder ein Buchungssystem mit Terminvereinbarung anbieten konnten. Da ging es dann wieder geordneter zu, das hat den Druck rausgenommen.

    Die Anfänge des Impfzentrums Schweinfurt: Im Dezember 2020 kamen die Container auf dem Voksfestplatz an. Im März darauf wurde das Impfzentrum dann noch einmal erweitert.
    Die Anfänge des Impfzentrums Schweinfurt: Im Dezember 2020 kamen die Container auf dem Voksfestplatz an. Im März darauf wurde das Impfzentrum dann noch einmal erweitert. Foto: Anand Anders

    Eine Herausforderung war sicher auch, die Impfstoffe – salopp gesagt – nicht schlecht werden zu lassen, als weniger Impfwilige kamen. Wie wurde das geregelt?

    Hüttl: Es hat sich ein Netzwerk mit anderen Impfzentren und Impfstellen herausgebildet, in dem wir uns gegenseitig geholfen haben, damit keine Impfstoffe verschwendet wurden. Das war sehr effizient. Vergangenes Jahr bekamen wir allerdings von Gesundheitsminister Jens Spahn Moderna-Impfstoff kurz vor dem Ablauf. Diese Dosen mussten wir leider verwerfen. Das war sehr, sehr traurig.

    Die Polizei musste im November die Impfteams vor der Wut der Wartenden schützen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden bedroht, der Impfbus war kurz davor, gestürmt zu werden. Haben Sie solche Situationen auch in anderen Impfzentren erlebt?

    Hüttl: Die meisten Leute hier waren sehr nett und verständnisvoll. Aber manche Leute waren sehr aggressiv, drohten mit Gewalt, beschimpften die Mitarbeiter. Die Polizei hat uns sehr geholfen, war mit Streifen vor Ort. Zur Frage nach Vorfällen in den anderen vier Impfzentren, die 21Dx betreibt: Aggressive Leute gibt es überall. Aber in den anderen Impfzentren in Selb, Schwabach, Ebelsbach und Pullach hatten wir nicht so viele Probleme mit aggressiven Impflingen wie hier in Stadt und Landkreis Schweinfurt.

    Was glauben Sie, wie lange wird es noch das Impfzentrum auf dem Volksfestplatz geben?

    Hüttl: Das hängt von politischen Entscheidungen ab. Unser Vertrag mit Stadt und Landkreis läuft zum März aus. Wird das Impfzentrum neu ausgeschrieben, wird sich 21Dx bewerben.

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