Die 1500 angekündigten Demonstranten waren nicht gekommen, allenfalls die Hälfte hatte sich am Samstagnachmittag zur zweiten Demonstration des Bündnisses "Schweinfurt auf die Straßen" (SWADS) auf dem Schweinfurter Volksfestplatz versammelt, um gegen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung zu protestieren. Es waren Menschen aus allen Altersschichten.

Die rund vierstündige Veranstaltung verlief friedlich. Der Versammlungsleiter musste zwischen Reden, Musik und Sprechchören aber immer wieder an die Teilnehmer appellieren, Mund-Nasen-Schutz zu tragen und die Abstände einzuhalten. Eine Maskenverweigerin wurde von Einsatzkräften weggetragen, weil sie das Gelände nicht verlassen wollte. Die Beamten ernteten dafür Pfiffe und Buhrufe.
Bannerträger mussten den Volksfestplatz verlassen
Auch eine Gruppe Bannerträger wurde vom Versammlungsleiter ausgeschlossen. Die vier Akteure hatten ihr Transparent mit der Aufschrift "Friede, Freiheit, Selbstbestimmung" an Stangen befestigt, was gegen die Auflagen des Ordnungsamtes verstieß. Schlaggegenstände, Flaschen und dergleichen durften nicht mitgeführt werden. Polizeikräfte begleiteten die Gruppe unter lautstarkem Protest anderer Versammlungsteilnehmer vom Gelände. Später entfernten die Demonstranten die Stangen vom Banner und hielten das Transparent – dann wieder auf dem Gelände – mit den Händen in die Höhe.
Es herrschte fast ein bisschen Volksfeststimmung an diesem Samstagnachmittag. Kinder tummelten sich auf dem Platz, malten mit Kreide bunte Bilder, während Mama und Papa Protestschilder hochhielten. "Keine Testpflicht an unsere Kinder" war da zu lesen. Oder "Lockdown kostet Menschenleben". Einige Kinder trugen selbst Plakate zum Beispiel mit der Aufschrift "Wir wollen in einer Demokratie aufwachsen". Auch in den Sprechchören, die immer wieder laut wurden, ging es um "Friede, Freiheit und Demokratie".

Wie schon bei der ersten Demonstrationsveranstaltung von SWADS hatten sich auch diesmal Vertreter der Neonazi-Kleinstpartei "Der Dritte Weg" unter die Demonstranten gemischt und verteilten Fleyer. Der Veranstalter kritisierte das Verteilen von Werbematerial und verwies die Akteure mit Hilfe der Polizei vom Gelände.
Demonstranten fordern Beendigung des Lockdowns
Die Redner auf der Bühne forderten unter anderem die Beendigung des Lockdowns, die Aufhebung der Maskenpflicht und die vollständige Öffnung der Schulen und Kindergärten. Unternehmer Volker Sommer aus dem Landkreis Schweinfurt prangerte die "Ungerechtigkeiten" durch den Lockdown an, weil nur systemrelevante Betriebe öffnen dürften. Er sei kein Corona-Leugner, die Widersprüchlichkeiten des Regierungshandels allerdings hätten ihn motiviert, erstmals an einer Demonstration teilzunehmen.

Spontan ergriff eine Krankenschwester aus Schweinfurt das Mikrofon. Sie übte Kritik an der Testpflicht für Schüler, nannte sie eine widersinnige Anordnung, weil Patienten in Arztpraxen ja auch nicht getestet würden. Vor allem aber beklagte sie "die verloren gegangene Menschlichkeit, die macht mich fertig".

Von den Gastrednern aus Würzburg, zwei Rechtsanwälte und ein Vertreter von "Eltern stehen auf", kamen Botschaften wie sie auf den großen Corona-Demos landauf und landab zu hören sind. Covid 19 sei eine "Lüge", die Pandemie "Scharlatanerei und Aberglaube". Ärzte wurden aufgefordert, sich dem Impfen zu verweigern. Auch gegen die Polizei wurde Stimmung gemacht.
Veranstalter zeigte sich zufrieden
Immer wieder mussten Einsatzkräfte Maskenverweigerer vom Gelände führen, weil sie den Aufforderungen des Veranstalters zum Tragen des Mund-Nasen-Schutzes nicht nachkommen wollten und sich auch nicht in ein abgesperrtes Areal am Rande des Platzes begaben. Die Einsatzleitung lobte die Kooperation des Versammlungsleiters, dessen Ordner immer wieder an Anwesende appellierten, die Auflagen zu befolgen. Auch Menschen mit Tieren mussten das Demonstrationsgelände verlassen.
SWADS-Sprecher Björn Schmidt zeigte sich am Ende zufrieden, auch mit der diesmal geringeren Resonanz, die er darauf zurückführt, dass eine stationäre Veranstaltung und kein Aufzug stattfand. Der ursprünglich geplante Demonstrationszug sei aufgrund der hohen Auflagen für das Bündnis nicht zu stemmen gewesen. Und der angedachte Autokorso wurde laut Schmidt aus umweltpolitischen Gründen verworfen.
In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, der Veranstalter habe sich von den Akteuren der Neonazi-Partei "Dritter Weg" distanziert. Eine Distanzierung inhaltlicher Art war nicht erfolgt, sondern die Aufforderung, Parteiwerbung zu unterlassen.