Seit dem 21. März gilt in Bayern: Handwerksarbeiten, bei denen grundsätzlich ein ausreichender Abstand zum Kunden gewahrt werden kann, dürfen weiter ausgeführt werden. Dachdecker, Maler und Lackierer, Sanitär- und Heizungsinstallateure, Elektriker: Sie alle arbeiten trotz Corona weiter. Doch wie hat sich die Auftragslage bei Schweinfurter Handwerkern verändert? Und welche Maßnahmen sollen ihre Mitarbeiter schützen?
"Unverändert" sei die Lage bei Maler Steve Thiel in Schweinfurt. Von Corona spüre er in seinem Betrieb bislang nichts. Aktuell arbeitet sein Team an einer Hausfassade eines Kunden, der Auftrag läuft schon seit Wochen. Was danach ist, wisse er nicht, sagt Thiel, Ängste habe er aktuell aber nicht.
Auch bei der Dachdeckerei Florian Schönstein in Schweinfurt gibt es bislang keine Probleme mit Engpässen wegen Corona, wie Henry Schönstein berichtet. Alle laufenden Aufträge standen schon lange fest, man habe befürchtet, dass sie abgesagt werden. "Wir arbeiten an der frischen Luft", sagt Schönstein. Trotzdem versuche man, Abstand zu halten. Das Haus der Kunden werde nicht betreten.
Handwerker müssen klären, ob Kunden erkrankt sein könnten
Rene Zemelka kommt um das Betreten des Hauses nicht herum. Er hat einen Sanitär- und Heizungsbetrieb in Poppenhausen. Die Auftragslage sei unverändert, wie er sagt. Weiterhin machten seine fünf Mitarbeiter alles, "Heizungen raus, Bäder sanieren", nicht nur Notfälle. Der Schutz seiner Mitarbeiter steht für Zemelka dabei dennoch im Mittelpunkt. Abstand halten, Schutzmasken, Händewaschen, Desinfizieren. Bevor sie zu einem Kunden ins Haus gehen, wird telefonisch abgeklärt, ob es in dem Haushalt Corona-Fälle gibt oder Personen unter Quarantäne stehen. All die Maßnahmen würden aber "vom Kunden mit Sorgfalt behandelt", erklärt Zemelka. Falls er den Betrieb doch schließen müsste, habe er vorsorglich Kurzarbeit angemeldet.
Zufrieden ist auch Ludwig Bühler. Bis jetzt gehe es noch gut, sagt er. Sein Elektro-Betrieb in Schweinfurt, in dem zehn Mitarbeiter beschäftigt sind, habe noch gut zu tun, obwohl das Büro selbst geschlossen bleibt. Von Kurzarbeit ist er bisher kaum betroffen, Hilfe hat er keine beantragt. "Ein bis zwei Monate sollte man als Handwerksbetrieb schon überbrücken können", findet er.
Doch wenn es noch länger so weitergehe, sagt er, "kann es auch eng werden bei uns." Auch er klärt vor dem Betreten des Hauses ab, ob es Corona-Fälle im Haushalt gibt. Zwar belaufen sich die Elektroarbeiten aktuell lediglich auf Notfälle, wie beispielsweise einem ausgefallenen Kühlschrank, doch Bühler macht auch klar: "Sie glauben gar nicht, was Kühlschränke heute für einen Stellenwert haben."
Auftragslage gut, Aufschiebung der Arbeiten aber denkbar
"Die Auftragslage ist insgesamt gut", berichtet Margit Rosentritt, Kreishandwerksmeisterin in Schweinfurt. Es müsse geschaut werden, welche Arbeiten zum jetzigen Zeit wo auszuführen sind – beispielsweise wenn ein Elektriker in einem Krankenhaus arbeiten müsste. "Der Chef wägt ab, inwiefern er seine Mitarbeiter den Risiken aussetzt." Rosentritt beobachtet aber auch das Problem, dass es schwerer wird, Material zu beschaffen.
Die Kreishandwerksmeisterin selbst hat einen Friseursalon in Schweinfurt, der seit der Anordnung geschlossen ist. Für ihre zehn Mitarbeiter hat sie Kurzarbeit angemeldet. Wie die Branche mit der Situation umgeht? "Viele Läden nutzen Weiterbildungsmöglichkeiten", sagt Rosentritt. Eine Friseurkollegin habe ihr erzählt, sie habe sich einen Übungskopf besorgt, weil sie mal wieder Haare schneiden müssen. "Wir müssen das Beste draus machen," sagt Rosentritt.
Die Friseurmeisterin kritisiert Kollegen, die aktuell zu Kunden "nach Hause gehen und Frisieren". Man habe immer wieder Kunden, die danach fragten. Klar, könne damit die Konkurrenz punkten, aber "eigentlich dürfen wir es nicht".