Die hohen Corona-Zahlen haben den Raum Schweinfurt weiter fest im Griff. Erneut sind zahlreiche Fälle hinzugekommen. Der Inzidenzwert, also die Zahl der Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen pro 100 000 Einwohner, ist am Freitag in der Stadt Schweinfurt auf 114,18 angestiegen, im Landkreis auf 125,60, teilte das Landesamt für Gesundheit mit. Die Nachfragen zahlreicher Leser zeigen, dass diese bloßen Zahlen jedoch nicht immer für gewünschte Klarheit sorgen. Wo sind wirklich wie viele Menschen infiziert und wie hat sich die Lage in jüngster Zeit entwickelt? Anlass genug, um die vergangenen Wochen genauer unter die Lupe zu nehmen.

Derzeit gibt das Landratsamt Schweinfurt täglich Auskunft über die Anzahl der Corona-Fälle. Dabei wird unter anderem gezielt auf die Gesamtzahl der seit Beginn der Corona-Pandemie Infizierten in Stadt und Landkreis eingegangen. Auch wie viele positive Tests neu im Vergleich zum Vortag hinzugekommen sind. Im Landkreis Schweinfurt, wo über 115 000 Menschen leben, lassen diese Zahlen keinen Rückschluss darauf zu, welche Gebiete besonders und welche fast gar nicht betroffen sind. Die Karte soll deshalb ein Augenmerk auf den Zeitraum vom 1. Oktober bis jetzt legen.
Erkennbarer Anstieg seit Anfang Oktober
Warum die vergangenen drei Wochen? Eine Sieben-Tage-Inzidenz auf Gemeindeebene gibt es laut Landratsamt nicht. Vor rund drei Wochen meldete das Gesundheitsamt aber, dass die Stadt Schweinfurt den Signalwert von 35 überschritten hat, kurz darauf folgte der Landkreis. Für die ganze Region ging es dann stetig nach oben. Erst wurde die 50 gerissen, mittlerweile liegen die Inzidenzwerte von Stadt und Landkreis deutlich über 100. Hatten sich die Zahlen davor nur geringfügig verändert, so beschleunigte sich die Entwicklung in den vergangenen Wochen deutlicher. Doch warum?
"Es sind auch weiterhin keine sogenannten Hotspots weder im Landkreis noch in der Stadt Schweinfurt zu lokalisieren", hatte Matthias Gehrig, kommissarischer Leiter des Schweinfurter Gesundheitsamtes, vor wenigen Tagen auf die Frage nach der Ursache des Anstiegs gesagt. Am Freitag bestätigte dies die Stadt Schweinfurt erneut. Laut einer Sprecherin gehe man weiter davon aus, dass die Infektionen überwiegend aus dem privaten Bereich kommen. Einzelne Orte oder gar Ereignisse, die den Ausbruch überwiegend auslösten, seien nicht bekannt.
Gochsheim: Corona-Fallzahl in nur drei Wochen verdoppelt
Daher lohnt der Blick auf die vergangenen rund 20 Tage, um zu sehen, wo sich kürzlich wirklich die meisten Menschen im Kreis Schweinfurt mit dem Coronavirus angesteckt haben. Die Karte zeigt zum einen die Gesamtzahl der dort infizierten Menschen (blau) seit Beginn der Pandemie, zudem gibt sie gesondert Auskunft über die Neuinfektionen seit dem 1. Oktober (rot). Diese Werte sind in den Gesamtzahlen bereits mit eingerechnet.

Neben der Stadt Schweinfurt, in der seit Anfang Oktober über 120 Corona-Fälle hinzukamen, man aber keine eindeutige Ursache feststellen konnte, stechen auch einige Gemeinden heraus. So hat sich die Zahl der Infizierten etwa in Gochsheim innerhalb der vergangenen drei Wochen mehr als verdoppelt. Von den mittlerweile insgesamt 40 Infizierten wisse man in der Gemeindeverwaltung bislang nichts, sagte Gochsheims Bürgermeister Manuel Kneuer. "Auch hier ist uns kein besonderer Ausbruchsherd bekannt."

Dennoch habe man alle möglichen Veranstaltungen abgesagt und halte sich strikt an die Regeln. "Gerade auch die junge Generation muss jetzt diszipliniert sein, um die Älteren zu schützen", betonte Kneuer. Er findet die neuen Verschärfungen richtig. Man dürfe nicht warten, bis alle Krankenhausbetten belegt sind und das Gesundheitswesen überlastet ist.
Genaue Zahlen fehlen den Gemeinden
Einen weiteren verhältnismäßig starken Anstieg in den vergangenen Wochen gab es neben Schonungen auch in der Gemeinde Üchtelhausen. "Man hört im Dorf viel über verstärkte Quarantäneverodnungen, offiziell wissen wir aber keine genauen Zahlen", sagt Bürgermeister Johannes Grebner. Er selbst habe beim Gesundheitsamt nachgefragt, dort aber nur die bisherigen Gesamtzahlen von Üchtelhausen bekommen. "Es wäre aber wichtig zu wissen, ob viele Menschen bei uns aktuell infiziert sind, um die Situation dementsprechend einschätzen zu können", so Grebner.
Durch die Unklarheit falle es schwer, die Maßnahmen in Gesprächen mit der Bevölkerung zu argumentieren. Grundsätzlich schätzt Grebner die verschärften Regelungen als wichtig und notwendig ein. Man könne derzeit einfach "schlecht absehen", wie sich die Lage weiterentwickelt. Einziger Ort ohne Corona-Fall bleibt Michelau im Steigerwald.
Die Zahlen der Neuinfektionen seit dem 1. Oktober errechnen sich durch die Differenz der Zahlen vom 30. September und des 22. Oktobers, die das Landratsamt auf Nachfrage jeweils mitgeteilt hatte.