Das nicht enden wollende Zahlenspiel aus Sieben-Tages-Inzidenzen und täglichen Neuinfektionen kann verwirrend sein. Mal steigen die Werte, mal fallen sie. Doch wie ist die Situation wirklich einzuschätzen? Ein Blick auf die vergangenen zwei Wochen macht deutlich, wie sich die Corona-Lage in Stadt und Landkreis entwickelt hat. Wie zuletzt am 4. November hat die Redaktion die Zahlen des Landratsamtes erneut ausgewertet. Dabei soll nicht nur deutlich werden, in welchen Gemeinden es bisher wie viele Corona-Fälle gab, sondern vor allem, wie sich das Infektionsgeschehen in jüngster Vergangenheit, also seit zwei Wochen, darstellt.
Fakt ist: Die hohen Corona-Zahlen haben den Raum Schweinfurt weiter fest im Griff. Erneut sind zahlreiche Fälle hinzugekommen. Wie das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mitteilt, lag der Inzidenzwert, also die Zahl der Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen pro 100 000 Einwohner, am Donnerstag in der Stadt Schweinfurt bei 138,5 (Vortag 140,4), im Landkreis bei 136,9 (Vortag ebenfalls 136,9). Im Vergleich zum Vortag haben sich insgesamt 42 Menschen neu mit dem Coronavirus infiziert (Stadt: zehn / Landkreis: 32).

Rückgang: OB Remelé sieht Zusammenhang mit Lockdown
In der Region wurden seit Beginn der Pandemie 2550 Corona-Fälle gezählt. Alleine in den vergangenen zwei Wochen meldete das Gesundheitsamt 712 Corona-Fälle. Gemessen an der Gesamtzahl sind damit alleine in den vergangenen 14 Tagen mehr als ein Viertel der Corona-Fälle im Kreis hinzugekommen.
Dennoch stabilisierte sich die Lage in den vergangenen Tagen. So liegen die Inzidenzwerte momentan weit weg von der 200er-Marke, die etwa in der Stadt noch bis zum 11. November überschritten wurde. Oberbürgermeister Sebastian Remelé betonte auf Nachfrage, dass die Corona-Pandemie weiter große Herausforderungen bereithalte. "Es ist aber, und das ist sehr erfreulich, ein sinkender Inzidenzwert zu erkennen, wenn gleich er mit zuletzt 138 immer noch deutlich zu hoch ist", so Remelé. Ob der Trend nur auf den Lockdown zurückzuführen ist, sei nicht erwiesen. "Sicher gibt es aber einen Zusammenhang."
Der OB erkenne, dass die Bevölkerung mittlerweile stärker sensibilisiert ist als noch im Spätsommer oder Frühherbst. "Dafür bin ich sehr dankbar und ermutige die Bürger, weiter vorsichtig und umsichtig zu handeln – nicht in Panik zu verfallen, aber das Virus ernst zu nehmen", sagt Remelé. Er blicke zuversichtlich in das neue Jahr, vor allem in der Hoffnung, dass Gastronomie, Kulturschaffende, Sportvereine und Freizeiteinrichtungen schnellstmöglich zurück ins Leben finden können. Eine aktuelle Einschätzung des Schweinfurter Gesundheitsamtes stand am Donnerstagnachmittag noch aus.
Deutlicher Anstieg in einigen Gemeinden
Trotz sich stabilisierender Inzidenzwerte lässt sich in einzelnen Gemeinden jüngst ein deutlicher Anstieg der Fallzahlen erkennen. So kamen etwa in Euerbach innerhalb der vergangenen zwei Wochen 34 Corona-Fälle hinzu (insgesamt 75). Warum es dort aktuell zu einem solchen Infektionsgeschehen kommt, kann Euerbachs Bürgermeisterin Simone Seufert nicht beantworten. "Genaue Informationen dazu haben wir nicht, Datenschutz." Jedoch sei sie froh darüber, dass das Landratsamt seit einigen Wochen regelmäßig über die Fallzahlen auf Gemeindeebene informiert. "So kann man Tendenzen erkennen, das finde ich wichtig", so Seufert.
Die Bürgermeisterin hofft, dass Inzidenzwerte von über 200 im Landkreis nicht mehr wiederkehren. "Letztlich geht es weiter darum, Abstand und Hygienemaßnahmen einzuhalten", appelliert sie an die Bürger. Sie rechnet nicht mit baldigen Lockerungen und weiß, "dass sich alle eine andere Vorweihnachtszeit gewünscht haben". Deshalb plane Seufert gerade für alleinstehende Senioren Corona-konforme Aktionen, um "diese furchtbare Zeit gemeinsam durchzustehen".
Warum sich die Fallzahlen in Schwebheim verdoppelt haben
Neben Gemeinden wie Grettstadt oder Niederwerrn ist die Zahl der Neuinfizierten auch in Schwebheim innerhalb von zwei Wochen rasant gestiegen. Alleine in diesem Zeitraum hat sich der Wert nahezu verdoppelt und liegt aktuell bei 86. "Wir sind hier bislang mit viel Disziplin gut durch diese Pandemie gekommen", sagt Schwebheims Bürgermeister Volker Karb. Wie es zu dem jüngsten Anstieg gekommen ist, konnte er zunächst nicht beantworten. Nun ist jedoch klar, dass der Anstieg mit dem Schwebheimer Seniorenzentrum zusammenhängt. Anfang der Woche teilte der AWO Bezirksverband Unterfranken mit, dass sich dort zwei Bewohner infiziert haben. Daraufhin wurden alle weiteren Bewohner und Mitarbeiter des Hauses getestet. Ergebnis: 33 Bewohner und elf Mitarbeiter weisen einen positiven Corona-Befund auf.
"Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen ist das Coronavirus in der zweiten Welle nun auch in unserer Einrichtung in Schwebheim angekommen", berichtet Ulrike Hahn, Leiterin des Fachbereichs Senioren und Reha beim AWO Bezirksverband Unterfranken. Nun sollen in der Einrichtung weitere regelmäßige Testungen folgen. Wie die Schwebheimer Einrichtungsleiterin Monika Müller mitteilte, gehe es den infizierten Bewohnern "soweit gut, da sie, bis auf eine Person, die wegen eines Sturzes ins Krankenhaus musste, keine oder nur leichte Krankheitssymptome aufweisen". Vorsorglich gilt im Seniorenzentrum ein striktes Besuchsverbot.
Neben den stark betroffenen Gemeinden fallen einige Orte im Schweinfurter Landkreis auch positiv auf. So bleibt etwa in Frankenwinheim oder Lülsfeld die Gesamtzahl der Infizierten einstellig. Mit insgesamt drei Corona-Fällen hat Michelau im Steigerwald den niedrigsten Wert.


