Die Zeit als Corona-Krankenhauskoordinator endete für Dr. Michael Mildner Mitte Juni, nachdem die Staatsregierung alle im Zuge der Corona-Pandemie ernannten "Ärztlichen Leiter Krankenhauskoordination" außer Dienst gesetzt hatte. Nun, keine zwei Monate später, bestätigt die Regierung von Unterfranken auf Nachfrage dieser Redaktion, dass er auf diese Stelle zurückgekehrt ist.
"Grund für die erneute Berufung der 'Ärztlichen Leiter Krankenhauskoordinierung' ist die angespannte Lage in den Krankenhäusern, insbesondere aufgrund von Personalausfällen", teilte die Behörde mit. Der Einsatz der "Ärztlichen Leiter Krankenhauskoordinierung" habe sich in der bisherigen Pandemie bewährt und solle in der jetzigen Situation wieder für eine professionelle Steuerung und Koordinierung der Patientenströme sorgen.
Deutlicher Rückgang der Zahl der zur Verfügung stehenden Intensivbetten
Michael Mildner, zurück in seinem alten Job, informierte auf der Verbandsversammlung des Zweckverband Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) Schweinfurt im Landratsamt zu der aktuellen Lage in den Kliniken. In der Region Main-Rhön ist der ZRF Schweinfurt zuständig, ein Zusammenschluss der Landkreise Bad Kissingen, Haßberge, Rhön-Grabfeld und Schweinfurt sowie der Stadt Schweinfurt.
Die Kliniken im ZRF-Bereich Schweinfurt hatten in den vergangenen Wochen einen deutlichen Rückgang an der Zahl der zur Verfügung stehenden Intensivbetten zu verzeichnen, berichtete Mildner. Die Gründe dafür: fehlendes Klinikpersonal, Urlaubszeit, Corona-Ausfälle. "Wir stecken mitten in der sechsten Welle", sagte er und wies darauf hin, dass die Zahlen der Corona-Patienten in den Kliniken zwar stark schwanken, auf den Intensivstationen könne man allerdings einen Anstieg während der letzten Wochen verzeichnen.

In Stadt und Landkreis Schweinfurt waren nach Angaben des Gesundheitsamtes Schweinfurt am Mittwoch, 10. August, 1335 Personen mit dem Coronavirus infiziert (Landkreis: 933/Stadt: 402). 42 Personen müssen derzeit im Krankenhaus behandelt werden. Die 7-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner lag im Landkreis Schweinfurt den Berechnungen des RKI zufolge am Mittwoch bei 460 (Stadt Schweinfurt 347).
Mildner: Inzidenz könnte tatsächlich dreimal so hoch sein wie gemeldet
Mildner hat versucht, eine Dunkelziffer bei den Infektionen auszurechnen. "Ich habe mir mal angeschaut, welche Inzidenzen am ehesten mit der Krankenhausbelegung korrelierbar sind", erklärte er. Ende Mai/Anfang Juni habe man davon ausgehen können, dass die Inzidenz eigentlich viermal so hoch sei wie tatsächlich gemessen. Das habe sich in den vergangenen Wochen zurückgebildet, momentan könne man von dem Dreifachen ausgehen.
Mildner wagte auch einen Blick in den Herbst – und skizzierte drei mögliche Szenarien. Eins ohne neue Corona-Variante und mit wenigen Influenzafällen sowie Patienten mit Erkältungskrankheiten. Laut dem Krankenhauskoordinator also "eine Belastungssituation, wie sie jetzt, ist in den Kliniken". In einem zweiten Szenario gebe es ebenfalls keine neue Virus-Variante, allerdings eine Influenza- und Erkältungswelle. "Da sehe ich schon eine Mehrbelastung durch ein erhöhtes Patientenaufkommen und Personalausfälle."
Ganz zu schweigen von einem dritten Szenario – mit einer neuen Virus-Variante und der Ungewissheit, was "influenzamäßig auf uns zukommt". Er gab zu bedenken: "Was auf jeden Fall feststeht: Wir werden keine Verbesserung zur derzeitigen Belastungssituation haben."