Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Stadt Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

Schweinfurt: Corona: Ohne Überbrückungshilfe hätte die Pleite gedroht

Schweinfurt

Corona: Ohne Überbrückungshilfe hätte die Pleite gedroht

    • |
    • |
    Bei Julius Süß, Geschäftsführer vom Schweinfurter Hotel Ross, blieben in den letzten zwei Jahren viele Gäste aus. Er musste Überbrückungshilfen anfordern.
    Bei Julius Süß, Geschäftsführer vom Schweinfurter Hotel Ross, blieben in den letzten zwei Jahren viele Gäste aus. Er musste Überbrückungshilfen anfordern. Foto: Johanna Heim

    Für etliche Gewerbetreibende ist es mittlerweile ein gewohntes Trauerspiel: Immer wieder mussten sie in den vergangenen zwei Jahren wegen Lockdowns oder strengen Corona-Regelungen ihre Geschäfte ganz oder für einen Teil der Kundschaft schließen. Um Betroffene vor dem finanziellen Ruin zu bewahren, hat der Bund Corona-Überbrückungshilfen eingeführt. Diese Redaktion hat in Schweinfurt nachgefragt, welche Erfahrungen Betroffene gemacht haben.

    Während die Soforthilfen, die Unternehmer im Frühjahr 2020 beantragen konnten, "relativ schnell" ausgezahlt wurden, habe es bei den Überbrückungshilfen deutlich länger gedauert, berichtet Axel Schöll, Schweinfurter Kreisvorsitzender des bayerischen Handelsverbands. Der Grund: Nicht die Unternehmer selbst, sondern ein Steuerberater muss in diesem Fall den Antrag stellen. 

    Die Überbrückungshilfen, die Betroffene beantragt haben, seien zwar angekommen, berichtet Schöll. Oftmals aber nicht ohne Probleme. "Bei vielen ging es gut, bei vielen hat es aber auch gehangen", erinnert er sich. Statt Tage habe es teilweise Wochen gedauert, bis die Finanzspritzen ausgezahlt wurden. Je höher die Summe, desto länger hätten Unternehmerinnen und Unternehmer auf das Geld warten müssen.

    Schöll wünscht sich verbesserte Regelung

    Auch Schöll, der ein Schuhgeschäft in der Rückertstraße in Schweinfurt betreibt, hat in der Vergangenheit Überbrückungshilfe beantragt.  Über einen Monat habe er auf die Gelder warten müssen. Die Beantragung ziehe einen "riesigen Wust" hinter sich her, die Anträge seien ein regelrechter "Bürokratiewahnsinn", ärgert er sich. "Das hätte man viel einfacher regeln können."

    Axel Schöll, Inhaber des gleichnamigen Schuhgeschäfts, musste ebenfalls Überbrückungshilfe beantragen.
    Axel Schöll, Inhaber des gleichnamigen Schuhgeschäfts, musste ebenfalls Überbrückungshilfe beantragen. Foto: Johanna Heim

    Gerade bei Überbrückungshilfen, die den Betrag von 100 000 Euro überschreiten, habe es Probleme gegeben, berichtet der Kreisvorsitzende. Dass ab dieser Förderhöhe eine weitere Zwischenprüfung des Antrags stattfindet, hätten weder Betroffene noch deren Steuerberater gewusst. "Dann wird eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zwischengeschalten", erklärt Schöll. Die Folge: Anträge seien liegengeblieben, die Betroffenen warteten auf ihre Gelder. "Da ist einiges schiefgelaufen."

    30 Prozent-Regelung oftmals fatal

    Laut Schöll gibt es noch deutlich Luft nach oben. Beispielsweise bei der Regelung, ab wann sich Geschäftsleute um die Finanzspritze bewerben können. Für den Unternehmer ist sie ein Dorn im Auge. "Die Überbrückungshilfe greift erst ab einem Umsatzeinbruch von 30 Prozent", erklärt er. Verständnis habe er dafür nicht, denn "wer 25 Prozent Minus macht, kriegt keinen Cent". Für viele Geschäftsleute sei diese Regelung fatal. Schöll meint, dass der Bund nicht genug unternimmt, um alle Händlerinnen und Händler abzufangen. 

    Citymanager Thomas Herrmann weiß, dass für einige Unternehmen die Pandemie der "Todesstoß" war. Wie viele Geschäfte in und um Schweinfurt aufgrund von Corona schließen mussten, könne er aber nicht sagen. Bundesweit gehe man von bis zu 50 000 Geschäftsschließungen im Einzelhandel aus. Dieser Trend bestätige sich auch in Schweinfurt. "Die große Insolvenzwelle ist gottseidank bisher aber ausgeblieben", sagt Herrmann. Wie es in Zukunft für die Schweinfurter Unternehmenden weitergeht, sei aber nicht absehbar.

    Für Unternehmen gebe es immer mal schlechtere Jahre, sagt Schöll. "Aber alle Umsatzeinbußen, die im zweistelligen Bereich liegen, sind gefährdend." Denn egal ob Miete oder Lohn für das Personal: "Das ist ein fixer Kostenapparat. Und der muss bezahlt werden." 

    2G-Regelung: Hotelzimmer bleiben leer

    Dass die Kosten weiterlaufen, auch wenn der Umsatz ausbleibt, weiß auch Julius Süß. Der Geschäftsführer des Hotel Ross in der Schweinfurter Innenstadt hat beide Seiten der Medaille kennengelernt. Mehrmals musste er den Hotel- und Gastronomiebetrieb herunterfahren. Auch er hatte sich deshalb in der Vergangenheit auf Sofort- und Überbrückungshilfen beworben.

    50 Zimmer hat das Hotel, der Gastronomiebetrieb bietet Platz für rund 220 Personen. In den letzten zwei Jahren blieben viele der Betten leer, die Tische häufig ungedeckt.  Zimmer buchen durfte zeitweise nur, wer nachweisen konnte, dass er geschäftlich unterwegs ist. "Da habe ich vielleicht ein Zimmer pro Woche vermietet", erinnert sich der 34-Jährige.

    "Wir müssen froh sein, dass wir so etwas in Deutschland haben."

    Julius Süß, Geschäftsführer des Hotel Ross in Schweinfurt

    Für die staatliche Unterstützung ist Süß deshalb extrem dankbar: "Wir müssen froh sein, dass wir so etwas in Deutschland haben. Ohne die Hilfen wären wir und viele andere Pleite gegangen." Dennoch sei er für seine Mehrarbeit "bestraft" worden, berichtet der Hotelier.

    Um seine Mitarbeiter zu beschäftigen, passte Süß in den Sommermonaten 2020 die Öffnungszeiten an. Anders als vorher, konnten Gäste nun auch montags, sonntags und an Feiertagen dort essen. Die Folge: Das Hotel hatte im Verhältnis zum Vorjahr zu viel Umsatz gemacht, die damalige Überbrückungshilfe I sei daraufhin abgelehnt worden. Ärgerlich, findet Süß. "Wir hatten ja auch an mehr Tagen offen als im Vorjahr."

    Schlechtes Geschäft für die Gastronomie

    Für die Gastronomie und die Hotellerie sei es ein ewiges Auf und Ab. Zwar sei der Sommer gut gelaufen, doch in den vergangenen Monaten sei der Umsatz erneut eingebrochen. "Die Weihnachtsfeiern wurden storniert. In der Gastronomie war nicht viel los, weil die Leute verunsichert waren, welche Maßnahmen gelten." Und auch die Zimmer, die momentan unter der 2G-Regelung gebucht werden können, seien erneut verwaist.

    Aktuell plant Süß deshalb weitere Überbrückungshilfe zu beantragen. Der 34-Jährige versucht positiv gestimmt in die Zukunft zu schauen. Doch wie gut die staatlichen Finanzspritzen das Hotel Ross dann  letztendlich abfangen konnten, "zeigt sich erst in ein paar Jahren."

    Förderungsmöglichkeiten für GeschäftsleuteMit den Soforthilfen wegen des Lockdowns im Frühjahr 2020 rief der Bund die ersten finanziellen Ausgleichsmöglichkeiten für Unternehmer, Vereine und Selbstständige ins Leben. Wer in den kommenden Monaten weitere Umsatzeinbußen verzeichnete, konnte sich auf die Überbrückungshilfen I bis III Plus bewerben. Aktuell fördert der Bund betroffene Geschäftsleute, die sich auf die Überbrückungshilfe III Plus und IV bewerben.Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden