Die Corona-Pandemie wirkt sich auf jeden Sektor des Lebens aus, auch auf einen, der für die Außenwelt eher verschlossen und unzugänglich ist. In der Justizvollzugsanstalt Schweinfurt hat das Virus nun zu einer neuen kleinen "Aufnahmeabteilung" geführt. Im Untergeschoss der "Villa Rosa", wie das Gefängnis mitten in der Stadt im Volksmund heißt, wurden Plätze für bis zu sechs Personen eingerichtet, die von der Polizei sozusagen "von der Straße weg" in Untersuchungshaft gebracht werden. Das sagt auf Anfrage dieser Redaktion der Würzburger JVA-Leiter Robert Hutter, dem auch das Schweifurter Gefängnis untersteht.
14 Tage isoliert von anderen
Sinn der neuen Kleinabteilung ist, darin die "Neuen", von denen naturgemäß nicht bekannt ist, ob sie mit dem Coronavirus infiziert sind oder nicht, für 14 Tage von den übrigen Häftlingen zu isolieren. Das ist die Zeitspanne, in der Symptome auftreten müssten und eine Infektion erkennbar wäre, beziehungsweise umgekehrt, ob diesbezüglich keine Gefahr zu erwarten ist. Beamten, die mit diesen Neuankömmlingen in Kontakt kommen, müssen Mundschutz tragen, so Hutter weiter. Ein kleiner Vorrat dieser Schutzmasken sei bereits vorhanden, dieser werde noch aufgestockt.
Häftlinge, die von einer anderen JVA nach Schweinfurt verlegt werden, werden nicht in dieser neuen Aufnahmeabteilung untergebracht, sondern in den üblichen Hafträumen. Von den Bediensteten im Vollzugsdienst sei derzeit nur einer vorsorglich für zwei Wochen zu Hause, der Kontakt mit einer Person hatte, die in Kontakt mit einem Infizierten war. Sonst "gelten für die Kollegen allgemeine Sicherheitsstandards wie Abstand halten, Arbeitsbereiche entzerren, Hände waschen", sagt Hutter.
Derzeit keine Privatbesuche
Aus Sicherheitsgründen, um keine Keime in die Haftanstalt einzuschleppen, dürften die Gefangenen derzeit auch nicht von Angehörigen besucht werden, sagt der JVA-Leiter. Lediglich Anwaltsbesuche seien weiter erlaubt, allerdings mit Trennscheiben. Und: "Lockerungen" wie etwa Freigang für Insassen in Strafhaft seien eingestellt worden. Für die meisten der 74 Häftlinge kämen die ohnehin nicht in Betracht. Zwei Drittel der Belegschaft sind Untersuchungshäftlinge. Der Rest ist in Strafhaft. In Schweinfurt sitzen allerdings ausschließlich "leichte Fälle": Gefangene, die zu nicht mehr als sechs Monaten Haft verurteilt wurden. Einige sitzen schlicht "Ersatzfreiheitsstrafen" ab, die vollstreckt werden, wenn sie Geldstrafen nicht bezahlen können oder wollen.
An dieser Stelle ist für die Justizvollzugsanstalten, auch die Schweinfurter, etwas Entspannung in Sicht, sagt Hutter. Ersatzfreiheitsstrafen und Strafhaften bis zu sechs Monaten würden derzeit coronabedingt nicht vollzogen, sondern auf später verschoben. Im allgemeinen Vollzugsdienst sind in der "Villa Rosa" 29 Beamte beschäftigt.