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Schweinfurt: Coronaviruskrise: Schwere Zeiten für die Konzert-Branche

Schweinfurt

Coronaviruskrise: Schwere Zeiten für die Konzert-Branche

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    Das Jugendkulturzentrum Stattbahnhof, in dem zahlreiche Punk- und Hardcore-Konzerte stattfinden, ist im Moment wegen der Coronavirus-Krise wie alle anderen Kultureinrichtungen geschlossen.
    Das Jugendkulturzentrum Stattbahnhof, in dem zahlreiche Punk- und Hardcore-Konzerte stattfinden, ist im Moment wegen der Coronavirus-Krise wie alle anderen Kultureinrichtungen geschlossen. Foto: Fuchs-Mauder

    Seit Mitte März sind in Schweinfurt alle Kultureinrichtungen geschlossen, die städtischen wie Theater, die Museen oder Volkshochschule genauso wie die freien Kulturträger wie Stattbahnhof oder Disharmonie. Gerade für die "Freien" ein bitterer, die Existenz bedrohender Einschnitt.

    Wer so lange im Musikgeschäft dabei ist wie Steffen Rose hat eigentlich schon alles erlebt. Seit über 30 Jahren veranstaltet der 57-Jährige in den Genres Punkrock und Hardcore Konzerte und verleiht mit seiner Firma Navigator Productions, mit Sitz in Kreuzwertheim, Instrumente und Equipment für tourende Bands. Im Schweinfurter Stattbahnhof und in der Würzburger Posthalle ist er seit Jahren für eine Vielzahl von Konzerten verantwortlich, seit 2017 veranstaltet er außerdem das „Mission Ready Festival“ am ehemaligen Militärflughafen in Giebelstadt.

    Steffen Rose, Organisator und Veranstalter des Punkrock-Festivals Mission Ready.
    Steffen Rose, Organisator und Veranstalter des Punkrock-Festivals Mission Ready. Foto: Wolfram Hanke

    Eine Situation wie die derzeitige ist aber freilich auch für ihn völliges Neuland. Im Gespräch wirkt er trotzdem, soweit man es dieser Tage sein kann, gelassen, obwohl es für ihn und seine ganze Branche um die wirtschaftliche Existenz geht. „Wir haben alle gerade null Einkommen, aber laufende Kosten. Wir wissen alle nicht, wie es weitergeht“, sagt er.

    Alle Konzerte, die vor dem 19. April stattfinden, mussten abgesagt werden. Viele Veranstaltungen und Touren, die für Mai und Juni anberaumt waren, werden aktuell ohnehin schon vorsorglich auf neue Termine Ende des Jahres oder gar erst auf Anfang 2021 verschoben. „Es kann aktuell ja keiner irgendeine Prognose abgeben, wo das alles hingeht“, erklärt Rose: „Auch wenn es hart klingt, würde ich es begrüßen wenn es erst dann wieder Shows geben darf, wenn alles sicher stattfinden kann, bevor dann wieder alles abgesagt werden muss“. Der Schaden in der Szene werde immens sein, viele Firmen und Agenturen die Krise finanziell nicht überstehen können. „Da ist es auch ganz egal ob du ein Branchenriese bist oder jemand der kleinere Konzerte veranstaltet“, ist sich Rose sicher.

    Betroffen werden nicht nur Künstler und Veranstalter sein, sondern auch die vielen Menschen mit Jobs im Hintergrund – darunter viele Selbstständige, wie aus den Bereichen Bühnen-, Licht- und Tontechnik. „Das sieht bei uns ja keiner, wie viele Menschen eigentlich hinter den Kulissen daran arbeiten, dass Konzerte stattfinden können. Wir reden dabei von etlichen hochausgebildeten Leuten. Das sind Qualitätsleute, die du aber ganz schwer in einem anderen Berufssektor einbinden kannst.“

    Reichlich zu tun und gut zu verdienen gibt es für die Branche eigentlich traditionell im Sommer, dann wenn die Festivals verteilt über das ganze Land stattfinden. Auch Steffen Rose bietet mit seinem „Mission Ready Festival“ ein erfolgreiches hier in der Region an. Die Planungen laufen trotz der ungewissen Lage weiter, bestätigt er. Ob am 4. Juli dann aber wirklich mehrere Tausend Musik-Fans vor den zwei Bühnen auf dem Flughafen vor den Toren Würzburgs gemeinsam feiern, ist derzeit nur schwer vorstellbar. „Die Festivalsaison steht und fällt damit, ob Rock im Park und Rock am Ring stattfinden dürfen“, meint Rose.

    Auch Hochkaräter der Hardcore-Szene wie die New Yorker Band Agnostic Front waren schon im Stattbahnhof, im Bild Bassist Mike Gallo.
    Auch Hochkaräter der Hardcore-Szene wie die New Yorker Band Agnostic Front waren schon im Stattbahnhof, im Bild Bassist Mike Gallo. Foto: Oliver Schikora

    Die beiden Veranstaltungen läuten am ersten Juni-Wochenende für gewöhnlich die Festivalsaison ein. „Was machst du dann mit 70 000 Leuten auf einem Camping-Platz?“, fragt sich Rose, der eher damit rechnet, dass dieser Sommer eine festivalfreie Zeit bleibt. Von sich aus absagen werden die Veranstalter ihre Open-Airs allerdings nicht, klärt Rose auf. Schließlich greifen die Versicherungen erst, wenn die Events von den Behörden untersagt werden.

    Der finanzielle Schaden wird dennoch riesig. Für alle in der Szene. Auch die vielen Clubs, wie  Stattbahnhof oder Posthalle, werden durch die Krise in ihrer Existenz gefährdet sein. „Da wird die Politik gefragt sein und helfen müssen. Wir wollen hier ja keine nordkoreanischen Verhältnisse im Unterhaltungssektor, in dem es nur noch ein Staatstheater gibt“, sagt Rose.

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