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SCHWEINFURT: Da freut sich nicht nur das Herz

SCHWEINFURT

Da freut sich nicht nur das Herz

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    Mt dem Reifen kommt der Schwung. Im Selbstversuch findet Redakteur Helmut Glauch (Mitte) schnell heraus, dass so ein flotte Gymnastikstunde genau das richtige nach einem stressigen Tag ist.
    Mt dem Reifen kommt der Schwung. Im Selbstversuch findet Redakteur Helmut Glauch (Mitte) schnell heraus, dass so ein flotte Gymnastikstunde genau das richtige nach einem stressigen Tag ist. Foto: Foto: Anand Anders

    So ein Tag im Büro mit reichlich Stress aber kaum Bewegung, dafür viel Multitasking zwischen Telefon, Bildschirm und echten Menschen kann schon mal erdrückend sein. Da passt es doch ganz gut, den Abend – sozusagen als Kontrast – damit zu verbringen bei einer Herzsportgruppe mitzumachen und Druck abzulassen.

    Doch da ist er wieder, der Druck, und zwar der Blutdruck. Der ist etwas hoch, teilt mir die Ärztin mit, die am Donnerstagabend die Herzsportgruppen der Turngemeinde Schweinfurt medizinisch betreut, und die bei allen Teilnehmern mittels Blutdruckkontrolle und einem kurzen Gespräch feststellt, ob die Gesundheitssportler fit für die Anforderungen dieser flotten Übungsstunde sind. Ihren Namen will sie übrigens nicht in der Zeitung lesen, denn „ich muss nicht hervorgehoben werden, die Kollegen machen das genauso gut wie ich“, teilt sie in ihrer bescheidenen Art mit.

    Sport als Herzensangelegenheit

    Die Herzsportgruppe, die sich gerade in der Halle der Julius-Kardinal-Döpfner-Schule warm macht, weiß schon was sie an ihr hat, genauso wie an Michael Wolker, dem Diplom-Sportwissenschaftler und Sporttherapeuten der TG, der die Übungs- und Trainingsgruppen sportlich betreut. Rund 150 Menschen unterschiedlichen Alters – alle mit ihrer ganz persönlichen Herzensangelegenheit – bringen sich in einer dieser fünf Übungs- und zwei Trainingsgruppen nach Infarkt oder Gefäßoperation unter Anleitung eines Übungsleiters und unter ärztlicher Aufsicht wieder in Schwung.

    Die Reifen warten schon. Nach ein paar lockeren Runden zum Warmlaufen geht es los mit den munteren Übungen.
    Die Reifen warten schon. Nach ein paar lockeren Runden zum Warmlaufen geht es los mit den munteren Übungen. Foto: Foto: Anand Anders

    Die Nachfrage nach einem Platz in einer Herzsportgruppe ist groß, so Michael Wolker. „Leider ist unser Ärztepool auf ein absolutes Minimum zusammengeschrumpft, so dass die Fortführung des Herzsports gefährdet ist“. Von den Krankenkassen ist vorgeschrieben, dass neben dem Übungsleiter ein Arzt anwesend sein muss– aber woher nehmen? „An eine Erweiterung des Herzsport-Angebotes ist derzeit nicht zu denken, obwohl die Nachfrage da ist“, so Wolker.

    Auch Rettungssanitäter wären eine Option

    Das Problem: Assistenzärzte zum Beispiel arbeiten häufig im Schichtdienst, können so eine Gruppe also schlecht betreuen, auch sonst wird es für Ärzte immer schwieriger sich Zeit freizuschaufeln für so eine Tätigkeit, die übrigens im Rahmen des Übungsleiterfreibetrages steuerfrei vergütet wird. Deshalb plädiert Wolker dafür, die medizinische Betreuung solcher Gruppen zum Beispiel auf Rettungssanitäter auszuweiten. Die medizinischen Grundkenntnisse und die Fähigkeit bei einem Notfall während der Sportstunde das Richtige zu tun, seien in dieser Berufsgruppe genauso vorhanden. Schon jetzt gilt: Eine Herzsportgruppe kann von jedem Arzt, egal welcher Fachrichtung, übernommen werden.

    Mix aus Be- und Entlastung und der Spaß kommt nicht zu kurz

    Inzwischen ist die Herzsportgruppe auf Touren gekommen. Heute ist der Reifen das Sportgerät der Wahl. Michael Wolker fordert von den Teilnehmern einen ausgeklügelten Mix aus Be- und Entlastung. Ganz wichtig sind ihm auch die Übungen zur Schulung der Motorik. „Stellt euch vor der Reifen ist eine Uhr und ihr springt auf die Zeit, die euch euer Partner zuruft“. Da kommt zum Sport das Gehirnjogging, vor allem weil der Sportpartner ständig wechselt auch noch bestimmt, wo die „Zwölf“ ist.

    Es wird gelacht, der „Druck“ wird in der „Reifenuhr“ und bei fröhlichen Dehnungsübungen förmlich weggetanzt. Erneutes Blutdruckmessen bringt den Beweis. Trotz Anstrengung ist er jetzt wie gewohnt ganz klar im grünen Bereich. Nach dem Motto „Das beste kommt zuletzt“, wird zum Abschluss noch eine halbe Stunde Volleyball gespielt.

    Er hat die Übersicht und weiß, was den Herzsportlern gut tut. Sportwissenschaftler Michael Wolker betreut die Herzsportgruppen der TG.
    Er hat die Übersicht und weiß, was den Herzsportlern gut tut. Sportwissenschaftler Michael Wolker betreut die Herzsportgruppen der TG. Foto: Foto: Anand Anders

    Als die Truppe sich unter die Duschen verabschiedet, hat jeder das Gefühl etwas für sich und seine Gesundheit getan zu haben – nicht nur fürs Herz, sondern fürs allgemeine Wohlbefinden.

    Herzsport gibt es seit 30 Jahren

    Wie lange dieses Wohlbefinden noch vermittelt werden kann, steht allerdings in den Sternen. 2015 hat die Turngemeinde die Herzsportgruppen von der vhs übernommen. Die vhs hat den Herzsport vor 30 Jahren aufgebaut und seither angeboten. Die Gruppen trainieren während zweier Blöcke im im Jahr jeweils 15 Wochen lang mit dem Ziel Ausdauer und Kraft zu stärken, Koordination und Flexibilität zu verbessern und das Selbstbewusstsein zu stärken.

    Die Teilnehmer werden motiviert und sollen in die Lage versetzt werden, langfristig selbstständig und eigenverantwortlich Bewegungstraining durchzuführen. „Wir suchen dringend Ärzte, die entweder bereits aus dem Berufsleben ausgeschieden sind und über die entsprechende Zeit verfügen oder junge Absolventen, die nach einer verantwortungsvollen Tätigkeit suchen“, so Michael Wolker. Auch Übungsleiter mit Herzsportschein werden gebraucht. Herzsport ist Herzenssache bei der TG. Wer helfen kann Lücken zu füllen, kann sich unter Tel. (0 97 21) 222 42 melden.

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