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Traustadt: Das Ende ist beschlossene Sache: Siedler und Eigenheimer in Traustadt haben ihren Verein aufgelöst

Traustadt

Das Ende ist beschlossene Sache: Siedler und Eigenheimer in Traustadt haben ihren Verein aufgelöst

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    Kurz vor dem 50. Vereinsjubiläum endet die Vereinsgeschichte der Siedler und Eigenheimer in Traustadt. Seit Jahren fanden sich keine Nachfolger für das Vorstandsteam. Auch wurden die Arbeitsgeräte wie Vertikutierer oder Fräsen, die Beisitzer Georg Klein (links) und Gerätewart Robert Neubig im Bild präsentieren, nur noch selten ausgeliehen.
    Kurz vor dem 50. Vereinsjubiläum endet die Vereinsgeschichte der Siedler und Eigenheimer in Traustadt. Seit Jahren fanden sich keine Nachfolger für das Vorstandsteam. Auch wurden die Arbeitsgeräte wie Vertikutierer oder Fräsen, die Beisitzer Georg Klein (links) und Gerätewart Robert Neubig im Bild präsentieren, nur noch selten ausgeliehen. Foto: Stefan Pfister

    Wenn Beisitzer Georg Klein und Schriftführer Robert Neubig sich die historischen Fotos, Urkunden und Auszeichnungen an der Wand im Gerätehaus ansehen, dann ist ihnen die Wehmut anzumerken. "Dieser Schritt ist uns allen nicht leicht gefallen", sagt Neubig, der zugleich Gerätewart und damit verantwortlich für die Maschinen ist, die sich Mitglieder bislang ausleihen konnten.

    Doch das ist jetzt nicht mehr möglich. Denn der Verein "Siedler und Eigenheimer Traustadt 1976 e.V." aus dem Donnersdorfer Gemeindeteil Traustadt hat sich aufgelöst. Bei einer Versammlung vor knapp zwei Wochen entschieden sich die Mitglieder mit großer Mehrheit zu diesem harten Einschnitt. 

    Mittlerweile nur noch 93 Mitglieder

    Natürlich steht bei einem solchen Beschluss die Frage nach dem "warum" im Raum. Die Gründe sind vielfältig und sie ähneln jenen, mit denen auch andere Vereine zu kämpfen haben. Die Siedler und Eigenheimer zählen immer weniger Mitglieder. Früher sind es mal 126 gewesen, heute nur noch 93. Das Durchschnittsalter liegt um die 70 Jahre.

    Erinnerung an bessere Zeiten: Georg Klein (links) und Robert Neubig aus dem Vorstand des Vereins werfen einen Blick auf historische Fotos sowie Auszeichnungen und Urkunden im Gerätehaus.
    Erinnerung an bessere Zeiten: Georg Klein (links) und Robert Neubig aus dem Vorstand des Vereins werfen einen Blick auf historische Fotos sowie Auszeichnungen und Urkunden im Gerätehaus. Foto: Stefan Pfister

    Das Hauptproblem ist jedoch ein anderes. "Der Vorstand ist sehr ausgedünnt, und wir finden keinen Nachfolger", berichtet Robert Neubig. Fast 40 Personen hätten die Verantwortlichen angesprochen, ob sie sich vorstellen könnten, eines der Vorstandsämter zu übernehmen. Die Antwort war immer "Nein".  

    Schon im Jahr 2019 hatten die Siedler und Eigenheimer die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt und ein dreiköpfiges Vorstandsteam installiert. Damit verbunden war die Hoffnung, leichter neue Interessenten für den Vorstand zu finden.

    Der damals gewählte Norbert Hackenberg ist heute noch im Amt, aktuell aber allein in der Dreierspitze, nachdem seine Frau Erika, die den zweiten Posten innehatte, verstorben ist. Ein Dritter wurde niemals gefunden. Im Hintergrund fungieren zwar die weiteren Vorstandsmitglieder Günther Winkler (Kassier), Georg Klein und Robert Neubig. Aber alle möchten sich aufgrund ihres Alters zurückziehen und Jüngeren das Feld überlassen.

    Zum Schicksalstag kamen nur wenige Mitglieder

    Längst überfällig sind zudem die Neuwahlen. Die Amtszeit ist laut Satzung eigentlich auf zwei Jahre begrenzt. Deshalb gab es nur eine Lösung: Der Gang zum Notar, der die Auflösung beim Amtsgericht beantragt, sei unumgänglich gewesen, sagt Neubig.

    Viele hatten anscheinend schon länger das Ende kommen sehen. Der Einladung zur Mitgliederversammlung am 22. November waren gerade einmal 17 Personen gefolgt. Sie stimmten bei zwei Gegenstimmen für das Aus des Vereins.

    Eine erste Versammlung im Oktober musste abgebrochen werden. Für die Auflösung hätten damals satzungsgemäß zwei Drittel aller Mitglieder stimmen müssen. Es kamen aber nur 18 von 93. Beim zweiten Treffen im November genügte dann eine Dreiviertel-Mehrheit der erschienenen Mitglieder.

    Die Entscheidung ist dem letzten Rest schwergefallen, und es gab auch vereinzelt Kritik daran. Trotz aller Gefühle war der Schritt aus Sicht des Schriftführers alternativlos. "Die Vernunft hat gesagt: Es geht eben nicht mehr, wenn sich keiner findet."

    Früher viele Ausflüge, Feste und Veranstaltungen

    So bleiben den verbliebenen Mitgliedern und Vorständen nur noch die Erinnerungen an ein ehemals recht lebendiges Vereinsleben, das weit mehr zu bieten hatte, als die reine Ausleihe von Arbeitsgeräten für Grundstücke und Gärten - von der Aluleiter über Fräsen und Heckenscheren bis zu Vertikutierern. 

    Mit einem Spatenstich am 15. Juni 1990 begann der zweijährige Bau des Gerätehauses, das größtenteils in Eigenleistung errichtet wurde. Das Bild zeigt den früheren Vorsitzenden Hugo Hülz (Vierter von links) zusammen mit Vorstandmitgliedern sowie den damaligen Bürgermeister der Gemeinde Donnersdorf, Gerhard Eck (Zweiter von rechts).
    Mit einem Spatenstich am 15. Juni 1990 begann der zweijährige Bau des Gerätehauses, das größtenteils in Eigenleistung errichtet wurde. Das Bild zeigt den früheren Vorsitzenden Hugo Hülz (Vierter von links) zusammen mit Vorstandmitgliedern sowie den damaligen Bürgermeister der Gemeinde Donnersdorf, Gerhard Eck (Zweiter von rechts). Foto: Wolfgang Lindenthal / Repro Stefan Pfister

    Zuletzt wurden nach Angaben von Robert Neubig immer weniger Geräte ausgeliehen ("Die Jungen haben meist nur noch einen Rasen"). Auch das gesellschaftliche Leben im Verein trat zunehmend in den Hintergrund, schon vor der Pandemie. Für ihn ist es ein "schleichendes Ende" gewesen.

    Dabei waren in der Anfangszeit viele neue Mitglieder eigens wegen der teils mehrtägigen Ausflugsfahrten in den Verein eingetreten. Jahrelang ging es zu den Bundesgartenschauen, später in den Bayerischen Wald, an den Bodensee, nach Freiburg oder Straßburg. Der frühere Vorsitzende Hugo Hülz war hierfür die treibende Kraft, erinnert er sich. Nach dessen Abschied ging es noch kurze Zeit weiter, doch 2012 war damit Schluss.

    Beliebt waren auch die Feste anlässlich der Vereinsjubiläen sowie in den 1980er- und 1990er-Jahren die Blumenschmuckwettbewerbe im Ort. Später erwarb sich der Verein einen exzellenten Ruf im Eigenheimerverband: Alle zwei Jahre durften die Traustädter die Bezirksversammlung mit bis zu 150 Vereinsvorständen in der örtlichen Zabelsteinhalle ausrichten.

    Gerne feierten die Siedler und Eigenheimer ihre Vereinsjubiläen. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens 1986 wurde ein Festzug durch den Ort veranstaltet. Von den sieben teilnehmenden Zwergen wusste laut Chronik niemand im Verein etwas. Es war wohl eine lustige Überraschung, die sich Anna Schmitt ausgedacht hatte, die auch selbst in ein Kostüm geschlüpft war.
    Gerne feierten die Siedler und Eigenheimer ihre Vereinsjubiläen. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens 1986 wurde ein Festzug durch den Ort veranstaltet. Von den sieben teilnehmenden Zwergen wusste laut Chronik niemand im Verein etwas. Es war wohl eine lustige Überraschung, die sich Anna Schmitt ausgedacht hatte, die auch selbst in ein Kostüm geschlüpft war. Foto: Wolfgang Lindenthal/Repro Stefan Pfister

    Ein Kraftakt war der Bau des Gerätehauses. Dieses errichteten die Mitglieder überwiegend in Eigenleistung. Zwei Jahre dauerten die Arbeiten, bevor es mit einem großen Fest 1992 eingeweiht wurde.

    Im übernächsten Jahr wäre der Verein 50 Jahre alt geworden. Dieses Jubiläum zu feiern, das ist den Siedlern und Eigenheimern nicht mehr vergönnt. Voraussichtlich 2025 wird das Amtsgericht den Verein liquidieren. Das Gerätehaus soll dann der Gemeinde übereignet und die restlichen Vereinswerte unter allen Mitgliedern aufgeteilt werden.

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