Die zweite gute Nachricht für die Stadt binnen weniger Tage. Nachdem im Stadtrat bekannt geworden war, dass es für die Sanierung des Geomaris wohl 3,5 Millionen Euro Zuschuss geben wird, ist nun auch sicher, dass gleich gegenüber, in der Geomed-Klinik, bald eine stationäre Augenklinik eröffnet, die das komplette Spektrum hoch komplizierter Augenoperationen anbietet. Damit wird das Haus an der Dingolshäuser Straße neben den Abteilungen der Grundversorgung wohl schon ab Mai auch eine hoch qualifizierte Fachabteilung haben.
Dr. Armin Scharrer, Leitender Arzt an der Augenklinik Fürth und geschäftsführender Gesellschafter der Ober-Scharrer-Gruppe, war persönlich nach Gerolzhofen gekommen, um den Kooperationsvertrag zwischen seiner Gruppe und dem Landkreis Schweinfurt als Träger der Geomed-Klinik, vertreten durch Landrat Harald Leitherer und Geomed-Geschäftsführer Wolfgang Schirmer, zu unterzeichnen.
„Wir fühlen und hier willkommen“, sagte Armin Scharrer vor der Vertragsunterzeichnung. Für eine Augenklinik bestehe in der Region großer Bedarf. Bisher nehmen viele Patienten weite Wege nach Nürnberg, Fürth oder Würzburg auf sich. Die private Scharrer-Gruppe werde in Gerolzhofen eine „erstklassige stationäre Versorgung“ in Gerolzhofen anbieten, versprach Scharrer.
Auf Nachfrage erklärte der Geschäftsführer, die Augenmediziner werden in Gerolzhofen das gesamte Spektrum auch komplizierter Operationen bearbeiten, angefangen von Grauem und Grünem Star über Hornhaut-Operationen bis hin zu Eingriffen an der Netzhaut und im Glaskörper des Auges.
Am Geomed werden drei Augenchirurgen, drei Assistenzärzte und fünf speziell ausgebildete Augen-OP-Schwestern im Einsatz sein, letztere allerdings nur im OP-Raum. Die Betreuung der Patienten auf Station übernehmen Krankenschwestern der Geomed-Klinik. Die Station hat zehn Betten, die die Chirurgie im zweiten Obergeschoss des Hauses abtritt. Den Platz für die OP-Räume stellt die Abteilung Innere Medizin im ersten Stock.
1,2 Millionen Investition
Die Ober-Scharrer-Gruppe wird die Kosten für die baulichen Veränderungen im Haus und die Installation der medizinischen Einrichtung tragen. Armin Scharrer bezifferte sie auf voraussichtlich 1,2 Millionen Euro. Die Baugenehmigung erwartet der Augenmediziner für Januar, dann folgen die Ausschreibungen und schon am 2. Mai soll der operative Betrieb beginnen. „Ein sportliches Ziel, aber ich glaube, wir schaffen das“, meint Scharrer.
Neben der Betreuung auf Station übernimmt die Gerolzhöfer Klink laut Vertrag auch Service-Leistungen wie Verpflegung, Reinigung und Wäschedienst.
Warum nun geht die Gruppe ausgerechnet nach Gerolzhofen, nach Bad Steben in Oberfranken von der Einwohnerzahl gesehen der zweitkleinste unter den Standorten der Ober-Scharrer-Gruppe (siehe Info-Box)? Es gibt in der Region viele Augenärzte, mit denen die Gruppe zusammenarbeitet und in diesem Gebiet liegt Gerolzhofen sehr zentral, erklärt Armin Scharrer. Deswegen habe auch das Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit den Standort äußerst wohlwollend begleitet.
Die Vorzüge der kleinen Klinik
Außerdem gehe man gerne an eine kleine Klinik, weil hier noch ein familiäres Verhältnis besteht und die Service-Qualität nach Einschätzung des Fürther Arztes stimmt. Es sei auch bekannt, dass die meisten Ärzte ihre eigenen Familienmitglieder in kleine Kliniken schicken, wenn sie ins Krankenhaus müssen.
Durch die Kooperation gibt es in Scharrers Augen drei Gewinner: seine eigene Gruppe, die Geomed-Klinik, die durch die neue Abteilung unter ihrem Dach natürlich auch Einnahmen erzielt und damit ihr Defizit mindern kann, und besonders der Patient, der nun ortsnah behandelt werden kann. Das ist nicht zu unterschätzen, weil Patienten in Augenkliniken oft ältere Menschen sind. Geomed-Geschäftsführer Wolfgang Schirmer hofft zudem: „Vielleicht interessiert sich ein Patient der Augenklinik auch für andere Eingriffe, die im Haus gemacht werden.“ Die Vereinbarung, so Schirmer, sei jedenfalls sehr schnell zustande gekommen.
Die letzte wichtige Hürde hat das Projekt nach Auskunft von Landrat Harald Leitherer am 26. November genommen, als der Krankenhausplanungsausschuss grünes Licht für die Augenabteilung am Geomed gab. Leitherer bezeichnete die neue Kooperation als großes Ereignis für die Klinik, durch das der Krankenhausstandort Gerolzhofen gestärkt und gefestigt werde. „Die neue Abteilung passt in unser Konzept – eine gute Basis durch die bestehenden Abteilungen und dann noch ein Zuckerl drauf“, freute sich auch Dr. Manfred Klein, Ärztlicher Direktor.
Die Ober-Scharrer-Gruppe
Dr. Manuel Ober und Dr. Armin Scharrer gründeten 1982 in Fürth eine augenärztliche Gemeinschaftspraxis. Seitdem ist einiges geschehen: Aus der kleinen Gemeinschaftspraxis ist ein umfassendes, modernes Leistungsnetzwerk mit verschiedenen ambulanten und stationären Einrichtungen entstanden.
Die Gruppe betreibt private Kliniken, die aber Kassenzulassung haben.
Die Ärzte der Ober-Scharrer-Gruppe sind in den vergangenen Jahrzehnten für zahlreiche Innovationen in der Augenheilkunde bekannt geworden. Dr. Armin Scharrer selbst zählt zu den Top-Augenmedizinern in Deutschland, besonders im Bereich refraktive Chirurgie und Grauer Star (laut FOCUS-Liste, der größten Ärztebewertung Deutschlands). Heute gehören über 50 Ärzte und 300 Mitarbeiter zur Gruppe.
Die Ober-Scharrer-Gruppe hat bisher Standorte in Schweinfurt, Bamberg, Coburg, Bad Steben, Hof, Münchberg, Nürnberg, Fürth, Heilsbronn, Röthenbach, Aalen, Überlingen, Friedrichshafen, Ottobeuren, Kaufbeuren und Lindenberg und nun bald auch in Gerolzhofen.
Alle Zentren der Ober-Scharrer-Gruppe arbeiten nach einem einheitlichen Qualitätsmanagement-System.
Viele Patienten werden von kooperierenden Kollegen (unter ihnen auch der Gerolzhöfer Augenarzt Dr. Hubert Maier) in die Häuser der Gruppe überwiesen.
Hintergrund: Weil der Hausarzt die Augen des Patienten am besten kennt, werden Informationen von dort übermittelt, so dass das Wissen aller Akteure gebündelt werden kann.
In den Zentren der Ober-Scharrer-Gruppe wurden in den vergangenen 30 Jahren weit über 100 000 intraokulare Operationen durchgeführt. Jährlich werden über 15 000 mikroinvasive Operationen des Grauen Stars und 20 000 Netzhaut- und Glaskörper-Operationen vorgenommen (Daten: Homepage Ober-Scharrer-Gruppe). Text: Fi