Das Haus am Schlosspark Nummer 7, dessen Fassade derzeit aufwändig renoviert wird, ist sehr ungewöhnlich. Vom Zwerggiebel grüßt als große Steinfigur die „Jugend“, auf der Schauseite zur Straße hin schmücken vier große Darstellungen der Jahreszeiten und mehrere Ornamentrechtecke die Hauswand. Geschaffen wurden sie von Julius Wolff sen., einem Maler aus Barmen, 1869 geboren, der nach Wanderjahren durch Italien und Österreich in Werneck seine Heimat gefunden hat und hier 1955 auch starb.
1896 ließ er sich das Wohnhaus bauen und gab der Fassade mit den Sgraffitos ihr besonderes Erscheinungsbild. Wolff schien diese Freskotechnik sehr zu schätzen. Dabei werden mehrere Schichten von nassem, mit Pigmenten eingefärbten Putz übereinandergelegt, die dunkelste Schicht liegt unten, die hellste oben. Solange der Putz noch feucht ist, wird das Bild mit einem speziellen Werkzeug herausgekratzt. Je nach Tiefe kommen die unterschiedlichen Farben zum Vorschein.
Über das künstlerische Schaffen von Julius Wolff ist nur wenig bekannt. Als Ende der 1980er Jahre sein Nachlass verkauft wurde, haben die Museen und Galerien in Schweinfurt eine Gouache von einer „Saar-Gedächtnisfeier“ in Schweinfurt von 1935, 48 Skizzen, ein Skizzenbuch und ein Selbstporträt von 1916 erworben. Außerdem weiß Erich Schneider, der Leiter der Museen und Galerien, dass Julius Wolff die Decke des großen Saals von Schloss Werneck restauriert hat. Zumindest in seinen frühen Jahren muss er ein ernst zu nehmender Maler gewesen sein. Später, so sagt man, musste er sein Geld als Maler und Verputzer verdienen.
Der Historische Verein hat recherchiert, dass Wolff Deckengemälde in der Synagoge Burgsinn geschaffen hat, Wandgemälde in Escherndorf und in der Wurmhalle in Werneck, außerdem ein Fresko mit einem Gedicht von Hugo von Trimberg in der ehemaligen Pfarrkirche. Auch das imposante Sgraffito über dem Portal der Wernecker Grundschule trägt seine Handschrift. Es wurde auf Anregung des Historischen Vereins 2006 wiederhergestellt.
Hier kommt Malermeister Matthias Vogt aus Werneck ins Spiel, der auch für die Restaurierung der Fassade an Wolffs ehemaligem Wohnhaus verantwortlich ist. Vogt wurde vor sieben Jahren mit der Freilegung und Restaurierung des Sgraffitos am Schulhaus beauftragt. In der Nachkriegszeit hatte man das Bild einfach überputzt. Der Grund wurde klar, als Vogt das Werk freilegte: Zwischen den stilisierten Darstellungen von Pflanzen, Tieren und Himmelskörpern stand „Heil Hitler“.
Die originalgetreue Restaurierung und Ergänzung von Sgraffitos ist aufwändig, das zeigt sich einmal mehr bei der Arbeit an Wolffs ehemaligem Wohnhaus. Die vier Bilder der Jahreszeiten und die Ornamente im Zwerggiebel waren vollständig erhalten, mussten nur gereinigt und aufgefrischt werden. Die Ornamentrechtecke unter den Fenstern waren nur noch als Fragmente erhalten. Wie Julius Wolff verwendet auch Matthias Vogt viele Jahre eingesumpften, also gewässerten Kalk, der mit Sand und Pigmenten in exakt abgewogenem Verhältnis gemischt wird. Angerührt wird nur so viel, wie man für ein Tagwerk braucht. Und am nächsten Tag muss der Putz exakt den gleichen Farbton haben.
Als Birgit Franke und Wolfgang Meier das Haus 1998 kauften, war ihnen ganz wichtig, bei der grundlegenden Sanierung viel von der Originalsubstanz zu erhalten. In einem zweiten Schritt entschlossen sie sich nun zur Restaurierung der Fassade. Sie versuchten auch, ein wenig mehr über Julius Wolff herauszufinden. Er soll ein besonderer Mensch mit einer großen Liebe für schöne Dinge und für Italien gewesen sein. Als er, vermutlich in den vierziger Jahren, das Haus an die Metzgerfamilie Firsching verkaufte, um nach Schweinfurt zu ziehen, soll sich Frau Firsching ein Bild mit einem italienischen Motiv von Wolff gewünscht haben, das heute noch im Haus hängt.