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Schweinfurt: Das Museum Georg Schäfer in Schweinfurt wird 25 und rückt einen bislang ungehobenen Schatz ins Rampenlicht

Schweinfurt

Das Museum Georg Schäfer in Schweinfurt wird 25 und rückt einen bislang ungehobenen Schatz ins Rampenlicht

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    Wunderbar warmes Sonnenlicht: Rudolf von Alt, "Am Hafen von Santa Lucia in Neapel", um 1867.
    Wunderbar warmes Sonnenlicht: Rudolf von Alt, "Am Hafen von Santa Lucia in Neapel", um 1867. Foto: Museum Georg Schäfer

    In Artikeln über das Schweinfurter Museum Georg Schäfer ist immer von einem Bestand an 1000 Gemälden und 5000 grafischen Werken die Rede. Meist sind es aber die Gemälde, die im Mittelpunkt der Ausstellungen stehen. Zeichnungen haben in aller Regel nur unterstützende, ergänzende Funktion. Das ändert sich nun: In diesem Jahr wird das Museum 25 Jahre alt und feiert das Jubiläum, indem es seinen weitestgehend ungehobenen Schatz der Zeichenkunst erstmals ins - freilich schonend gedämpfte - Licht rückt.

    Zwar gab es hier früher schon Ausstellungen, bei denen grafische Werke die Hauptrolle spielten. Aber so umfassend, so bunt, so üppig wie jetzt, in der "Ersten Bilderlese", so der Titel, hat das Museum diesen, wie sich herausstellt, unerschöpflich spannenden Teil seiner Sammlung noch nie gezeigt.

    Auch in der Abteilung "Portrait" trifft eine Vielzahl von Stilen aufeinander.
    Auch in der Abteilung "Portrait" trifft eine Vielzahl von Stilen aufeinander. Foto: Josef Lamber

    300 Arbeiten werden nun also in zwei Tranchen zu sehen sein, die erste läuft noch bis 6. Juni, die zweite folgt von 12. Oktober bis 11. Januar. Entstanden ist ein umfassender Rundgang vom späten 18. bis tief ins 20. Jahrhundert, mit großen Namen wie Lenbach, Corinth, Liebermann, Hackert, Caspar David Friedrich, Tischbein oder Slevogt. Und mit Arbeiten von Künstlern, die heute weitgehend vergessen sind, ihren Platz neben den bis heute Berühmten in den meisten Fällen aber mit großer Berechtigung einnehmen.

    Riesiges Spektrum an Stilen und Motiven

    In jeder der thematisch gegliederten Abteilungen mit Überschriften wie "Vedute, Architektur, Denkmal", "Arbeit und Beruf", "Kunst und Künstler" oder "Mythologie" ist ein riesiges Spektrum an Stilen und Motiven zu sehen - von realistisch bis fantastisch und allem dazwischen. Selbst erste, durchaus überraschende Ansätze von Abstraktion tauchen auf, für Museumsleiter und Kurator Wolf Eiermann ein weiterer Beleg dafür, dass die nichtgegenständliche Kunst etwa eines Wassily Kandinsky nicht, wie viele Menschen meinen, über Nacht entstanden ist: "Der Weg in die Abstraktion ist kein Bruch, sondern ein allmählicher Prozess."

    Museumsleiter Wolf Eiermann: "Die Kunst hält sich eben nicht immer an das, was Kunsthistoriker denken."
    Museumsleiter Wolf Eiermann: "Die Kunst hält sich eben nicht immer an das, was Kunsthistoriker denken." Foto: Josef Lamber

    Dabei bestätigt die Schau eindrucksvoll die Erkenntnis, dass die Zeichnung die "Magmakammer der Kunst" ist (Eiermann), jene Disziplin also, in der der Maler, wie auch der Bildhauer oder der Architekt gezwungen ist, seine gestalterische Idee klar zu formulieren. In der sich seine Handschrift ungeschönt - und unschönbar - zeigt. Im Gemälde lassen sich Schwächen kaschieren. In der Zeichnung nicht. 

    Auftragskunst mit der Botschaft "Ich war da!"

    Übrigens werden die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung nicht die ersten sein, die über so viel Farbe und Vielfalt staunen - das taten schon die Ausstellungsmacherinnen und -macher vor ihnen, als sie die Werke sichteten. Denn das Eintauchen ins Depot hat auch dem Museumsteam etliche Überraschungen beschert.

    "Die Kunst hält sich eben nicht immer an das, was Kunsthistoriker denken", sagt Wolf Eiermann. Und meint damit: In etlichen Fällen hat die Bearbeitung der Bilder für die Ausstellung und den umfassenden Katalog alte Meinungen widerlegt und neue Einsichten erbracht. Etwa die, dass auch ein Künstler wie Jakob Philipp Hackert (1737-1807), heute berühmt für seine frei erfundenen italienischen Ideallandschaften, gut an realistischen Darstellungen realer Orte verdienten, etwa einer antiken Brücke an der Via Flaminia.

    Am Übergang in eine andere Welt: Caspar David Friedrichs letzte Zeichnung "Blick auf den Lilienstein", um 1836.
    Am Übergang in eine andere Welt: Caspar David Friedrichs letzte Zeichnung "Blick auf den Lilienstein", um 1836. Foto: Museum Georg Schäfer

    Kunden waren frühe Bildungsreisende der "Grand Tour", also meist englische Adlige, die es sich leisten konnten, richtige Kunst in Auftrag zu geben, die vor allem eins beweisen sollte: Ich war dort! "Diese Bilder waren die Vorläufer der Postkarte, die erst mit dem Massentourismus ab dem späten 19. Jahrhundert aufkam", sagt Eiermann. 

    Aber auch jenseits kunsthistorischer Lerninhalte gibt es jede Menge Überraschendes, Bewegendes oder einfach nur Schönes zu sehen. Den Hafen von Santa Lucia in Neapel in wunderbar warmem Sonnenlicht von Rudolf von Alt etwa. Das Selbstbildnis von Lovis Corinth, das den Künstler in seiner ganzen Zerrissenheit zeigt. Oder die letzte Zeichnung von Caspar David Friedrich - eine karge, menschenleere Landschaft, die im Betrachter das Gefühl weckt, selbst am Übergang in eine andere Welt angekommen zu sein.

    Museum Georg Schäfer, Schweinfurt: "Erste Bilderlese im Jubiläumsjahr: Meisterwerke der Zeichenkunst", bis 6. Juli. Geöffnet Mi.-So. 10-17 Uhr, Di. 10-20 Uhr.  Neben den Werken aus der Sammlung sind auch Arbeiten der Künstlergruppe ZERO aus den 1960er bis 1980er Jahren zu sehen. "Zweite Bilderlese": 12. Oktober bis 11. Januar 2026.

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