Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Stadt Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

SCHWEINFURT: Dem Messerstecher selbstlos entgegen gestellt

SCHWEINFURT

Dem Messerstecher selbstlos entgegen gestellt

    • |
    • |
    Die Rettungsmedaille verlieh der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (rechts) dem Gerolzhöfer Udo Gernert, eine Belobigung und die Christopherus-Medaille bekamen Nicole Peppel (Kolitzheim) und Stefanie Gallet (Röthlein, nicht im Bild). Bei einem Unfall bei Oberspiesheim im Juli vergangenen Jahres befreite Gernert eine 19-Jährige aus ihrem Auto, das kurz danach zu brennen anfing. Gallet und Peppel hatten zuvor schon versucht, Tür und Gurt zu öffnen.
    Die Rettungsmedaille verlieh der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (rechts) dem Gerolzhöfer Udo Gernert, eine Belobigung und die Christopherus-Medaille bekamen Nicole Peppel (Kolitzheim) und Stefanie Gallet (Röthlein, nicht im Bild). Bei einem Unfall bei Oberspiesheim im Juli vergangenen Jahres befreite Gernert eine 19-Jährige aus ihrem Auto, das kurz danach zu brennen anfing. Gallet und Peppel hatten zuvor schon versucht, Tür und Gurt zu öffnen. Foto: Fotos: Bayerische Staatskanzlei/Rolf Poss

    Der Fall hatte in Schweinfurt für Aufsehen gesorgt: Im Sommer 2016 hatte ein damals 58 Jahre alter Kosovare seiner mittlerweile von ihm geschiedenen Frau an einer Bushaltestelle am Bergl in der Nähe ihrer Wohnung aufgelauert. Sie sah ihn, wechselte die Straßenseite, doch er holte sie ein, packte sie an den Schultern und stach mit einem Klappmesser mit einer achteinhalb Zentimeter langen Klinge zu. 18 Messerstiche zählten die Ärzte, die der Frau nur durch eine Notoperation das Leben retteten, darunter einer knapp am Herz vorbei. Ihr Lebensretter war der Schweinfurter Ingenieur Timur Dizlek.

    Er fuhr zufällig am Tatort vorbei, sprang sofort aus dem Auto, rannte auf den Täter zu und schrie ihn an, so dass dieser aufhörte und flüchtete. Dizlek ließ Passanten die Frau versorgen, rannte dem Täter hinterher und stellte ihn gemeinsam mit einem weiteren Helfer.

    Für sein couragiertes Eingreifen schlug der Opferanwalt Jürgen Scholl Dizlek bereits im Frühjahr 2017 für das Bundesverdienstkreuz vor. Nun wurde der 45-Jährige vom bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder in der Staatskanzlei in München mit der bayerischen Rettungsmedaille ausgezeichnet. Diese seit 1952 verliehene Medaille bekommen Bürger für die Rettung von Menschen aus Lebensgefahr durch mutvollen und uneigennützigen Einsatz. „Mit ihrem Mut und ihrer Mitmenschlichkeit sind unsere Lebensretterinnen und Lebensretter ein Vorbild für uns alle“, erklärte Ministerpräsident Söder. Insgesamt wurden 45 Lebensretter geehrt, außerdem bekamen 54 Personen die Christopherus-Medaille.

    Frau aus brennendem Auto befreit

    Neben Timur Dizlek wurden auch der Gerolzhöfer Udo Gernert, Nicole Peppel (Kolitzheim) und Stefanie Gallet (Röthlein) aus dem Landkreis Schweinfurt geehrt. Gernert befreite im Juli vergangenen Jahres eine 19 Jahre junge Frau, die zwischen Herlheim und Oberspiesheim die Kontrolle über ihr Auto verloren hatte, aus ihrem Fahrzeug. Es hatte sich überschlagen und war auf dem Dach liegen geblieben. Kurz nach der Befreiung brannte das Auto vollständig aus. Gernert befreite die Fahrerin, Gallet und Peppel hatten zuvor schon versucht, Tür und Gurt zu öffnen. Sie bekamen eine öffentliche Belobigung und die Christopherus-Medaille.

    Philipp Ahlborn aus Schweinfurt, der bei der Verleihung verhindert war, bekam die Rettungsmedaille für seine Rettung einer älteren Frau, die im Main bei Schweinfurt Richtung Flussmitte trieb. Der Polizist sprang in das kalte Wasser mit starker Strömung und zog die Frau ans Ufer.

    Revision gegen Urteil abgelehnt

    Zurück zu dem Messerangriff in Schweinfurt: Am Ende des Prozesses gegen den damals 58-Jährigen Kosovaren, dessen Frau Timur Dizlek das Leben rettete, wurde der Täter zu zwölf Jahren Haft wegen versuchten Mordes verurteilt. Er handelte „in der Absicht, seine Frau zu töten“, so der Richter damals. Während des Prozesses wurden nicht-öffentlich teils erschütternde Details der von Gewalt und Herabwürdigung gegenüber der Ehefrau geprägten Ehe erläutert. In mindestens zwei Fällen flüchtete die Frau nach Misshandlung durch den Angeklagten in ein Frauenhaus und später zu ihrem Bruder. Doch beide Male kehrte sie zurück, unter anderem auch aus Furcht vor dem Angeklagten, der ihre Familie massiv bedroht hatte.

    Die beim Bundesgerichtshof eingelegte Revision des Opferanwalts wurde aus formalen Gründen abgelehnt, auch die des Anwalts des Täters wurde vom BGH verworfen. Die Staatsanwaltschaft, die ursprünglich lebenslange Haft und die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld gefordert hatte, hat ihre Revision zurückgezogen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden