Erstmals demonstrieren die Schüler der "Fridays for Future"-Bewegung vormittags und schwänzen dafür die Schule. Rund 120 Teilnehmer zogen von der Stadtgalerie über den Roßmarkt zum Marktplatz. Bei der Kundgebung sprachen sie sich für einen früheren Aussieg aus der Kohle und verbindlichere Zusagen der Politik in klimapolitischen Fragen aus.
Der Klimawandel geht jeden an
"Wir sind die letzte Generation, die noch etwas bewirken kann", sagt Leon. Der 16-Jährige hält ein Pappschild hoch, auf dem zu lesen ist: "Lieber Zukunft ohne Abi, als Abi ohne Zukunft". Er fuhr von Bad Kissingen nach Schweinfurt, um an der Demo teilnehmen zu können.

Das erste Mal auf einer Demo ist der 15-jährige Simon. "Der Klimawandel geht jeden etwas an, deshalb bin ich hier", sagt der Schüler des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums (AvH). Er schwänzt Chemie und Sport, um an der Demo teilzunehmen. Sabrina geht auf die selbe Schule. "Wenn wir vormittags streiken, bekommen wir deutlich mehr Aufmerksamkeit", sagt die 15-Jährige. Den versäumten Unterricht will sie nachholen. Mathe, Deutsch und Chemie hat sie verpasst.

Vor zwei Wochen nahmen rund doppelt so viele Schüler an dem Protest teil. Laut Einschätzung des Organisationsteams liegt das an den angedrohten Strafen der Schulleiter, wie etwa Schulverweise, die möglich wären.
Von Verweisen war allerdings keine Rede bei den Schulleitern, mit denen diese Redaktion am Freitag gesprochen hat. Das AvH hatte sich auf den ersten sozusagen echten "Schülerstreik" während der Unterrichtszeit insofern vorbereitet, als es schon davor einen Elternbrief herausgab mit der Information, dass die Schule ihre Aufsichtspflicht nicht wahrnehmen könne, sollte ihr Kind das Gymnasium verlassen und an der Demo teilnehmen. Die Schule werde die Eltern zeitnah darüber in Kenntnis setzen.
Drohen den "Streikenden" weitere Sanktionen? Fest steht, dass der Unterrichtsausfall nachgeholt werden muss, sagt auf Anfrage die stellvertretende Schulleiterin Maria Vollmuth. Wie ansonsten mit dem "Schulstreik" umgegangen werden soll, darüber werde die Schule im Nachhinein ein Gespräch im Kollegium mit Elternbeirat und Schulforum führen.
Schulstreik wird nicht gutgeheißen
So will es im Wesentlichen auch das Celtis-Gymnasium handhaben. Gespräche mit der Schulfamilie im Nachgang, Nacharbeiten der verpassten Unterrichtszeit an einem Nachmittag. Weitergehende Disziplinarmaßnahmen wie etwa Verweise solle es nicht geben, sagt auf Anfrage Celtis-Schulleiterin Birgit Weiß. Im Vorfeld habe sie Schülern und der SMV in Gesprächen klar gemacht, "dass wir den Schulstreik gar nicht gutheißen". Damit sei sie auf Einsicht und Verständnis gestoßen. Schließlich seien die Schüler bei der Demo auch nicht versichert. Und: "Schule ist ein Privileg."
"Das ist heute ja der erste echte Schulstreik in Schweinfurt am Vormittag während der Unterrichtszeit", sagte der Chef des städtischen Rathenau-Gymnasiums, Ulrich Wittmann. Ein Schulstreik "geht nicht", sagte der Schulleiter. Man werde feststellen müssen, welche Schüler aus welchem Grund fehlen. Mit Schülern, die am "Streik" für den Klimaschutz während der Unterrichtszeit teilgenommen haben, werde nächste Woche ein Gespräch geführt, welche Motivation sie hatten, was die Schule selbst für das Klima-Anliegen tun könne. Das Ziel von "Fridays for Future" sei ja gut und begrüßenswert. Klar sei aber auch: "So geht's nicht, Schulstreik ist nicht möglich."