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Gerolzhofen: Mangel an Lkw-Fahrern: Speditionen haben volle Auftragsbücher, aber zu wenig Personal

Gerolzhofen

Mangel an Lkw-Fahrern: Speditionen haben volle Auftragsbücher, aber zu wenig Personal

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    Über die Autobahnen rollen täglich unzählige Lkws und bringen Waren zu den Zielstandorten. Konkreter Fahrermangel bei den Speditionen könnte die Lage bald verändern. (Symbolbild)
    Über die Autobahnen rollen täglich unzählige Lkws und bringen Waren zu den Zielstandorten. Konkreter Fahrermangel bei den Speditionen könnte die Lage bald verändern. (Symbolbild) Foto: Uwe Anspach, dpa

    Volle Regale in den Geschäften, ausreichend Baustoffe auf den Baustellen, stets vorrätige Ersatzteile in den Unternehmen. Diese Selbstverständlichkeit in unserem Leben droht zu kippen. Hauptgrund ist der Mangel an Lkw-Fahrern, die die Waren durch das ganze Land und über dessen Grenzen hinaus befördern. Wie ist die Situation im Raum Gerolzhofen? Hat die Spedition Gress GmbH ähnliche Probleme?

    Geschäftsführer René Kühl hält zunächst eine gute Nachricht parat: Aufträge sind in Hülle und Fülle vorhanden. Diesbezüglich kann er sich nicht beklagen. Die Geschäftsbücher sind auch in Corona-Zeiten voll, vor allem weil die Gress GmbH unter anderem im Baustofftransport tätig ist. Aufgrund von Niedrigzinsen wird gebaut, was das Zeug hält. Kühls größtes Problem sind hingegen die stillstehenden Laster.

    Rund 180 Berufskraftfahrer hat die Gress GmbH beschäftigt, unter ihnen nur eine Frau. "Bis vor kurzem waren es ausschließlich Männer", erzählt Kühl. Neun von zehn Bewerbern kommen heute aus dem osteuropäischen Ausland, nur einer ist Deutscher. Aktuell stammen noch rund 40 Prozent der Fahrer im Unternehmen Gress aus Deutschland. Es werden immer weniger Menschen, die noch den Beruf des Kraftfahrers wählen. "Es ist schwierig, Personal zu bekommen."

    Interesse der Jungen ist gering

    Und das hat Folgen. Die starken Jahrgänge der 1960er und 1970er Jahre gehen jetzt Zug um Zug in Rente oder in den Vorruhestand. Und es kommt kaum Nachwuchs nach, aus Deutschland so gut wie keinen mehr. Etwa 60 Prozent seiner angestellten Fahrer sind über 50 Jahre alt, knapp 40 Prozent zwischen 35 und 50 Jahren. Wenn er an unter 35-jährige Mitarbeiter denkt, sagt er: "Da fallen mir spontan nicht viele ein."

    Warum das Interesse der jüngeren Leute so gering ist, dafür kennt Kühl jede Menge Gründe. Da ist zum einen die Arbeitszeit und das ständige Unterwegssein. "Wer will denn heute noch Sonntagabend mit dem Lkw wegfahren und erst Freitag wieder nach Hause kommen? Das ist wenig attraktiv", erläutert er. Dabei sei der Verdienst mit rund 2500 Euro netto und steuerlichen Erleichterungen aufgrund der Abwesenheit von zuhause nicht so schlecht.

    Gut lachen hat René Kühl, wenn er an die Auftragslage denkt. Beim Gedanken an fallende Fahrerzahlen sinkt seine Laune allerdings beträchtlich.
    Gut lachen hat René Kühl, wenn er an die Auftragslage denkt. Beim Gedanken an fallende Fahrerzahlen sinkt seine Laune allerdings beträchtlich. Foto: Peter Pfannes

    Als weiteren Grund für das Desinteresse sieht Kühl die Rahmenbedingungen für die Fahrer. Der Bußgeldkatalog fordert immer schärfere Maßnahmen, auf den Autobahnen bilden sich oft kilometerlange Staus. Die Parkmöglichkeiten für die Lastzüge sind oft schlecht, Fahrer können die Ruhezeiten nur schlecht einhalten. Der Gress-Geschäftsführer bemängelt auch das Verständnis anderer Verkehrsteilnehmer für die Laster-Fahrer. "Wenn die Lkw nicht fahren, sind die Regale leer", wirbt er für gegenseitige Rücksicht.

    Toiletten- und Duschbenutzung verweigert

    Und dann kam auch noch Corona. "Unseren Lkw-Fahrern wurde wegen der Hygienemaßnahmen oft die Toiletten- und Duschbenutzung verweigert." Wer hat da noch große Lust, unter diesen Bedingungen Transporte zu fahren? Was tun, wenn einem die Fahrer ausgehen? "Mittlerweile zahlen wir schon Kopfprämien für die Vermittlung von Interessenten." Doch auch diese Werbekampagne läuft schleppend.

    Als es früher noch die Wehrpflicht gab, wurden die Bundeswehrsoldaten oft mit einem Lkw-Führerschein wieder entlassen. Das war natürlich eine große Hilfe für Logistikunternehmen und Speditionsbetriebe. Heute müssen die notwendigen Lizenzen, um einen Lkw lenken zu dürfen, aufwändig und verbunden mit Kosten von bis zu 9000 Euro erworben werden. Auch das sei ein Hinderungsgrund oder eine große Hürde für manch interessierten jungen Menschen, so Kühl. Allerdings würde man diese Einstiegskosten für potentielle Bewerber gerne übernehmen, wenn es welche gäbe.

    Attraktive Arbeitszeitmodelle

    Zuletzt konnten immerhin zwei neue Mitarbeiter über diesen Weg gewonnen werden. Diese haben den Führerschein über Gress erworben und sind seitdem erfolgreich für das Unternehmen unterwegs. Darüber hinaus versucht die Spedition Gress durch attraktive Arbeitszeitmodelle, höhere Löhne und vernünftige Rahmenbedingungen innerhalb des Unternehmens sich von Mitbewerbern abzuheben und neue Mitarbeiter zu gewinnen.

    Die Spedition Gress ist die einzige verbliebene Spedition im Raum Gerolzhofen. Weil der Nachwuchs der Familien schon in den Startlöchern steht, blicken Seniorchef Hubert Gress und seine Frau Monika (Bildmitte) zuversichtlich in die Zukunft. Rechts im Bild René Kühl, der Schwiegersohn von Hubert Gress.
    Die Spedition Gress ist die einzige verbliebene Spedition im Raum Gerolzhofen. Weil der Nachwuchs der Familien schon in den Startlöchern steht, blicken Seniorchef Hubert Gress und seine Frau Monika (Bildmitte) zuversichtlich in die Zukunft. Rechts im Bild René Kühl, der Schwiegersohn von Hubert Gress. Foto: Kühl

    Kritsch beäugt René Kühl die Politik, die statt weniger immer mehr bürokratische Hindernisse generell und insbesondere im Speditionsgewerbe aufbaue. "Es wurde Bürokratieabbau versprochen, die Realität ist das Gegenteil", bemängelt er ein "großes Problem". Sollte sich in Bezug auf Fahrer und die allgemeine Situation in mittelfristiger Zukunft nichts ändern, prophezeit er ein schlimmes Szenario in Deutschland: "Dann bleiben viele Regale und Ersatzteillager leer, Baustellen können nicht mehr beliefert werden."

    Laut BGL droht der Versorgungskollaps

    Wie ernst die Lage ist, zeigt der Aktionsplan "Fahrermangel jetzt entgegenwirken" des Bundesverbands Güterverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) vom Oktober 2021 auf. In Deutschland fehlen bereits 60 000 bis 80 000 Berufskraftfahrer, heißt es dort. Etwa ein Drittel der Berufskraftfahrer im Straßengüterverkehr seien älter als 55 Jahre. Jedes Jahr gehen 30 000 Berufskraftfahrer in Rente. Dem gegenüber stehen jährlich nur 17 000 neue Berufseinsteiger.

    Das ernüchternde Fazit des Verbands: Deutschland drohe in zwei bis drei Jahren ein Versorgungskollaps ähnlich wie derzeit in England. Für die Lösung des Fahrermangel-Problems sieht der Verband keinen schnellen Königsweg. Vielmehr müssten Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit umdenken und unterschiedliche Maßnahmen kombinieren. Unter anderem sollten das Image und die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Bürokratieabbau, Nachwuchsgewinnung und Digitalisierung sind weitere Vorschläge des Verbands. Außerdem sollte die Fachkräftezuwanderung erleichtert werden.

    Die Gress UnternehmensgruppeDer bereits im Jahr 1890 in der Gerolzhöfer Bahnhofstraße gegründete und inzwischen in siebter Generation geführte Familienbetrieb entwickelte sich über die vergangenen Jahrzehnte von der Postkutscherei zu einer modernen, zukunftsorientierten Unternehmensgruppe und gehört heute nach eigenen Angaben mit seinen verschiedenen Firmen zu den erfolgreichsten Dienstleistern in den Bereichen Transport, Logistik und Nutzfahrzeuge-Service.Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde Anfang der 90er Jahre in Dessau-Roßlau direkt an der A 9 in Sachsen-Anhalt gelegen ein neuer Standort eröffnet. Dieser Standort (Gress + Zapp GmbH) mit einer hauseigene Nutzfahrzeugwerkstatt wird momentan wieder erweitert.2011 wurde in Gerolzhofen das neue Firmendomizil im Industriegebiet Gerolzhofen bezogen. Die neue Firmenzentrale bietet auf einer Fläche von 35.000 Quadratmetern mit modernem Bürokomplex, Werkstatt fur Nutzfahrzeuge, großer Stellfläche fur die Fahrzeugflotte und Nutzfahrzeuge, Tankstelle fur den Fuhrpark, LKW-Waschstraße sowie einer im Jahr 2017 ergänzend erbauten Lager- und Logistik-Halle (mit der Deutschen Post als Kunden) genügend Raum fur neue Aufgaben.Seit 2013 ist die Unternehmensgruppe auch am Standort Hirschau (Landkreis Amberg-Sulzbach) im Süden Bayerns präsent. Von hier aus wird der komplette Silotransport-Bereich koordiniert und disponiert. Zum Jahresanfang 2020 wurde dort zudem der Geschäftsbetrieb der Max Heinrich Spedition mit Sitz in Hirschau übernommen. Zur Erweiterung des Leistungsangebots gibt es seit vielen Jahre eine enge Zusammenarbeit mit ausgesuchten Partnerunternehmen. Insgesamt bewegt die Gress Gruppe tagtäglich über 300 ziehende Einheiten mit den verschiedensten technischen Ausführungen - je nach Kundenwunsch, Anforderung, Einsatz und Bedarf.Quelle: Internet

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