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Unterspiesheim: "Der Grieche": Wieso das Ehepaar Spiridis das Restaurant in Unterspiesheim nach 13 Jahren schließt

Unterspiesheim

"Der Grieche": Wieso das Ehepaar Spiridis das Restaurant in Unterspiesheim nach 13 Jahren schließt

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    Georgia Spiridis, Inhaberin des Lokals "Der Grieche", wird die Geburtstagsfeiern und Vereinsaktivitäten in ihrem Lokal vermissen.
    Georgia Spiridis, Inhaberin des Lokals "Der Grieche", wird die Geburtstagsfeiern und Vereinsaktivitäten in ihrem Lokal vermissen. Foto: Patty Varasano

    Der Abschied fällt Georgia Spiridis schwer. Mit Tränen in den Augen sieht sie sich in ihrem Lokal "Der Grieche" im Sportheim in Unterspiesheim um und lässt die letzten 13 Jahre Revue passieren. Das Lokal, das sie gemeinsam mit ihrem Mann betreibt, sei immer gut besucht gewesen und für die Menschen der Dorfmittelpunkt, sagt Georgia Spiridis.

    Egal ob Vereins- und Bürgerversammlung, Familienfeier oder Leichenschmaus, alles hätte sich bei ihnen abgespielt. Spiridis, die von Dienstag bis Sonntag in der Küche steht, sei der "gute Geist des Sportheims", so beschreibt sie ein Mitarbeiter.

    "Ich liebe das Lokal. Wir haben es an einen Punkt gebracht, wo es richtig gut läuft. Natürlich bin ich traurig, dass es jetzt so kommt, wie es kommt. Ich hätte locker noch fünf Jahre weitergemacht", sagt die 58-Jährige. Doch aus gesundheitlichen Gründen muss sich das Ehepaar Ende April aus der Gastronomie zurückziehen. 

    "Während der Coronazeit haben wir den Zusammenhalt und die Wertschätzung gesehen. In dieser Zeit wurde viel abgeholt, wir mussten nicht mal liefern."

    Georgia Spiridis, Inhaberin des Restaurants "Der Grieche"

    Ihre Hüfte macht der Gastronomin zu schaffen, das Laufen fällt ihr sichtlich schwer. Aufgrund des schweren Hebens leidet sie unter einem Bandscheibenvorfall und Arthose, während ihr Mann Nikolaos sich um seine kranke Mutter kümmern muss. "Wenn ich morgens aufstehe und keine Ibu einnehme, kann ich nicht aus dem Bett. Auf Dauer geht das nicht", sagt die Wirtin. Ihre Gäste seien zwar traurig, hätten aber Verständnis für ihre Entscheidung.

    Die Arbeit in der Gastronomie ist ein Knochenjob: keine Wochenenden oder Feiertage, lange Arbeitstage und kaum Zeit für die Familie. Seit ihrem 15. Lebensjahr übe sie ihren Beruf aus, erzählt Georgia Spiridis. Zunächst im Lokal ihrer Schwiegereltern und ab 1999 im eigenen griechischen Restaurant. "Es wurde mir in den Schoß gelegt, aber ich liebe den Beruf und habe weitergemacht", sagt sie.

    Besondere Verabschiedung von den Wirten

    An ihre Zeit in Unterspiesheim denkt Georgia Spiridis mit einem Lächeln zurück. "Mir werden die Kirchweih, der Fasching, das Traditionelle, der Fußball und die Mannschaft sowie der Stammtisch fehlen. Es sind uns alle sehr ans Herz gewachsen, da sind Freundschaften entstanden." Auch das Verhältnis zum Sportverein, der die Räume verpachtet, sei immer herzlich gewesen.

    Das bestätigt auch der erste Vorsitzende Markus Ebert, der nun nach einer neuen Pächterin oder einem neuen Pächter sucht. Eine schleppende Suche, aber er könne die Entscheidung des Ehepaares verstehen. "Wir waren wie eine Familie", so Ebert, "ich schätze an Georgia die Menschlichkeit, das Warme und dass man sich im Lokal heimisch fühlt." 

    Markus Ebert, Vorsitzender des SV DJK Unterspiesheim, hat sich von Georgia Spiridis, Wirtin von "Der Grieche", auf emotionale Art verabschiedet. Zwischen der Vorstandschaft und den Restaurantbesitzern sei eine Freundschaft entstanden, sagt er.
    Markus Ebert, Vorsitzender des SV DJK Unterspiesheim, hat sich von Georgia Spiridis, Wirtin von "Der Grieche", auf emotionale Art verabschiedet. Zwischen der Vorstandschaft und den Restaurantbesitzern sei eine Freundschaft entstanden, sagt er. Foto: Patty Varasano

    Deshalb hat Ebert sich auch auf ganz besondere Art bei der diesjährigen Faschingssitzung von den Wirten verabschiedet. Jedes Jahr spiele eine Büttenrede am Stammtisch im Sportheim, bei der das Ehepaar als Wirtspaar mit der von Partie sei, erzählt er. Am Ende hätten diesmal alle anstatt "Bella Ciao, Bella Ciao" gemeinsam "Niko ciao, Niko ciao" gesungen – und davon, wie schön die Zeit mit dem Ehepaar war.

    "Das Publikum hat sich erhoben und mitgeklatscht, der ganze Saal hat sich bei der Faschingssitzung verabschiedet, das hat mich sehr gerührt, da kamen mir die Tränen."

    Georgia Spiridis, Inhaberin des Restaurants "Der Grieche"

    "Das Publikum hat sich erhoben und mitgeklatscht, der ganze Saal hat sich verabschiedet, das hat mich sehr gerührt, da kamen mir die Tränen", erinnert sich Spiridis an diesen Moment. Sie selbst habe zwar mit einem Gag gerechnet, aber nicht damit, dass der Abend so emotional werden würde. 

    Vom Sieg der Fußballmannschaft bis hin zu besonderen Geburtstagsfeiern

    Gemeinsam erinnern sich Ebert und Spiridis aber noch an viele weitere schöne Momente. Ein besonderes Ereignis sei der Sieg der Fußballmannschaft bei der Landesliga im Jahr 2011 gewesen. Während ihr Mann und Sohn in Würzburg dabei waren, habe die 58-Jährige im Lokal mitgefiebert. Als sie dann den Bus gesehen und die Musik gehört habe, habe sie gewusst, dass es gute Nachrichten gebe.

    Für die Gastronomin war während all der Zeit dabei eines besonders wichtig: dass ihre Gäste zufrieden sind. "Wenn das der Fall ist, dann freue ich mich doppelt, dreifach und fünffach", sagt sie und strahlt übers ganze Gesicht. Ein Stammgast würde sich bis heute für seine Geburtstagsfeier im Lokal bedanken. "Die Feier war etwas Besonderes. Es war die Stimmung, wir haben mitgefeiert und alles hat gepasst. Wir haben bis vier oder fünf Uhr gelacht und getanzt und gesagt, wir wollen noch nicht aufhören." Da habe sie sich gefühlt, als würde sie dazugehören, sagt die Wirtin.

    Große Unterstützung der Unterspiesheimer während Corona

    Generell fühle sie sich aber in Unterspiesheim heimisch, auch weil die Menschen aus dem Ort sie immer unterstützt hätten. "Während der Coronazeit haben wir den Zusammenhalt und die Wertschätzung gesehen. In dieser Zeit wurde viel abgeholt, wir mussten nicht mal liefern." Dadurch hätten sie auch diese schwierige Zeit, die vor allem die Gastronomie hart getroffen hat, gut überstanden. 

    Je näher nun der Abschied rücke, umso schwerer werde ihr das Herz, sagt die 58-Jährige. "Ich überlege, wie ich mich bei unseren Gästen verabschiede. Es war eine lange Zeit, da kenne ich sie ganz genau. Ich habe schon eine Idee, möchte diese aber noch für mich behalten." Bei einem ist sie sich jedoch ganz sicher: Kommt eine neue Wirtin oder ein neuer Wirt, der mit dem Herzen dabei ist und auf die Leute zugeht, würde auch dieser gut im Ort angenommen werden. Dass ihr griechisches Restaurant zwölf Jahre erfolgreich lief, sei der beste Beweis dafür.

    Für den Fall, dass sich keine neue Pächterin oder kein neuer Pächter findet, würde der Sportverein zur Überbrückung ehrenamtlich die Gastronomie übernehmen, dann aber nur sporadisch und mit kleinerem Essensangebot, informiert Ebert. Egal, wie es im Sportheim weitergeht, Georgia Spiridis bleibt Unterspiesheim erhalten, wenn auch nicht als Gastronomin. Zwar freue sie sich nun darauf, Griechenland besser kennenzulernen und sich um ihre Gesundheit zu kümmern, ihr Lebensmittelpunkt sei aber nach wie vor im Landkreis Schweinfurt, sagt sie.

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