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SCHWEINFURT: Der große Bildungsträger afz wird 25

SCHWEINFURT

Der große Bildungsträger afz wird 25

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    25 Jahre Arbeitsförderungszentrum (afz). Das galt es am Dienstagnachmittag im Konferenzzentrum groß zu feiern. Der größte Bildungsträger der Region blickte auf ein Vierteljahrhundert im Dienste eines hehren Ziels zurück: insbesondere junge Menschen, aber auch Erwachsene mit Defiziten durch Qualifizierung fit für den Arbeitsmarkt zu machen. Das ist – überwiegend mit Mitteln der Arbeitsverwaltung – vieltausendfach gelungen. Fehlleistungen seiner Geschäftsführer, aber auch die afz-Geschäftspolitik standen und stehen immer wieder mal in der öffentlichen Kritik.

    Die hohe Arbeitslosigkeit Anfang der 80er und die damals schon schlechten Job-Chancen Jugendlicher ohne Ausbildung veranlassten im Februar 1985 die Stadt Schweinfurt, AWO, afa-Förderkreis, Gewerkschaften, Stadtjugendring und drei Einzelpersonen, über aktive Hilfen für die jungen Leute nachzudenken. Das Ergebnis war das afz, getragen von einem gemeinnützigen Verein. Mit Arbeitsamtsmitteln sollte es in ABM, mit gezielten Projekten der Aus- und Weiterbildung die Jugendlichen qualifizieren, ja teilweise erst fit für eine Ausbildung machen.

    Darüber informierten die Festversammlung die afz-Gründungsmitglieder Kurt Petzold, Mitte der 80er Jahre Schweinfurts OB und gleichzeitig Vorsitzender des afz-Vorstands, und Theo Hergenröther, Arbeitsmarktexperte und derzeit amtierender Vorsitzender des afz e. V. Hauptsitz wurde das alte Krankenhaus in der Robert-Koch-Straße. Noch 1985 wurde die Berufsfachschule für Krankenpflege gegründet, 1986 folgten Umschulungsmaßnahmen für Erwachsene im Bürobereich, ab 1988 die Berufsvorbereitung benachteiligter Jugendlicher und Deutsch-Grundkurse für Spätaussiedler.

    27 000 Menschen qualifiziert

    Heute bildet das afz Zerspaner, Maschinen- und Anlagenführer, Köche und Fachleute für Hotellerie und Gastronomie aus. Der Bildungsträger betreibt in Schweinfurt Volksküche, Jugendherberge, Ex-Schwesternwohnheim, Stadthalle, Jugendgästehaus und einen Lebensmittelmarkt in der Gartenstadt; ferner den Bürgerdienst mit Schreiner-, Maler-, Garten- und Umzugsarbeiten. In diesen Einrichtungen sollen benachteiligte Jugendliche und Erwachsene möglichst praxisnah für den Arbeitsmarkt fitgemacht werden.

    Das hört sich – in Zahlen ausgedrückt – beeindruckend an. Laut afz-Geschäftsführer Reinhold Pitz-Janssen wurden in 25 Jahren 27 000 Personen in Maßnahmen und Projekten qualifiziert; davon durchliefen 5000 Berufsvorbereitungs- und Ausbildungsmaßnahmen, 2000 Umschulungen und 20 000 „sonstige“ Maßnahmen. Von 27 Azubis und Umschülern, welche die Abschlussprüfungen als Kammerbeste absolviert haben, belegten 19 den ersten Platz. Über 20 Standorte betreibt das afz derzeit, acht davon in Schweinfurt. Einige hundert Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen – die meisten in der afz Personalvermittlung und Service GmbH, auch Schulungskräfte, die an den afz e. V. ausgeliehen werden.

    Das ist Teil der kritischen und oft auch öffentlich kritisierten Seite der afz-Geschichte. 25 Jahre sind lang, und nicht alles glänzt gülden am Geburtstagskind. 1999 wurden beide Geschäftsführer gefeuert, weil sie am Vorstand vorbeigehandelt hatten: ohne Rücksprache ein hohes Darlehen an eine afz-Tochter, Missachtung von Bilanzierungsgrundsätzen, Schlamperei bei Bewerbungen um Maßnahmen waren die Entlassungsgründe. Einer der beiden wurde wegen Unterschlagung von 270 000 Mark zu einer Haftstrafe verurteilt.

    Der nachfolgende Geschäftsführer wurde 2005 gefeuert, nachdem er mit bundesweit gegründeten Personalservice-Agenturen einen Millionen-Verlust eingefahren hatte. Später stellte sich noch heraus, dass er für ein Projekt Mietausgaben fingiert und dafür EU-Mittel kassiert hatte, weshalb er zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde. Der amtierende Geschäftsführer kündigte letztes Jahr die Betriebsratsvorsitzende fristlos wegen einer öffentlich gemachten Meinungsäußerung zum afz, nahm die Kündigung aber wieder zurück.

    afz ohne die Gewerkschaften

    Schließlich: Die Gewerkschaften sind 2008 aus dem afz e. V. ausgetreten, weil sie diesem Leiharbeit und Lohndumping mittels der Tochter afz GmbH vorwerfen, wo die meisten der Qualifizierungskräfte angestellt seien und an den e. V. verliehen würden. Und: Die Wirtschaft klagt, dass manche afz-Gründungen, wie etwa die Fahrschule, in Konkurrenz zu bestehenden Klein- und Mittel-Unternehmen träten.

    Doch das war am Dienstag nicht das Thema. Die Grußwort-Redner OB Sebastian Remelé, Landrat Harald Leitherer und die amtierende Arbeitsagentur-Chefin Renata Häublein lobten die Erfolge des größten Bildungsträgers der Region, dankten für den Einsatz zugunsten der Bürger, die sich schwerer tun auf dem Arbeitsmarkt. Alle wünschten sich, das afz möge überflüssig werden, glaubten aber nicht, dass der Arbeitsmarkt auch ohne Qualifizierungen durch Bildungsträger auskommt.

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