Anja Wirsing nimmt das weiße Plastikschälchen in die Hand und steckt die Nase tief hinein. Sie schnuppert, schaut sich den Inhalt an und lässt ihn dann langsam durch die Finger rieseln. Die Auszubildende muss erkennen, welche Körner sich in dem Schälchen befinden. 19 von ihnen hat die Auszubildende noch vor sich, mit Futtermittel, Saatgut, Werkmaterialien und Werkzeug.
Die Bestimmungsübung, ist Teil des Berufswettbewerbs der deutschen Landjugend. 63 Auszubildende, darunter sieben Mädchen, aus Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie den Landkreisen Haßberge, Bad Kissingen, Main-Spessart und Rhön-Grabfeld treten beim Kreisentscheid im Beruflichen Schulzentrum Alfons Goppel in Schweinfurt am Mittwoch gegeneinander an.
Das Saatgut und die Futtermittel in den Schälchen zu erkennen und zu benennen sei eine knifflige Aufgabe, sagt Manfred Kraus, Schweinfurter Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands, der mit der Berufsschule den Wettbewerb ausrichtet. „Ich hätte nicht alles erkannt“, gibt er zu.
Florian Brüderlein, Auszubildender aus Bad Neustadt hat die Übung bereits hinter sich. „Alles richtig“, ist er überzeugt. „Die Azubis sind teilweise echt gut“, sagt Günter Kempf über die jungen Teilnehmer. Der Landwirtschaftsmeister aus Ipthausen bei Bad Königshofen hat sich als einer von insgesamt 30 Prüfern zur Verfügung gestellt. Ein bisschen Hilfestellung gebe er schon ab und zu, sagt der 34-Jährige, der vor über 15 Jahren selbst die Berufsschule besucht hat. „Das war bei uns ja auch so.“
Auch Sebastian Greubel gibt hin und wieder einen Hinweis. Er steht an der Werkbank und beobachtet einen der Auszubildenden bei der Arbeit. Die Aufgabe hier: Sie müssen innerhalb von 45 Minuten einen „Göttinger Zählrahmen“ bauen. Der Holzrahmen mit einem kleinen Metallquadrat in einer Ecke dient dazu, den Deckungsgrad von Unkräutern und Nutzpflanzen zu bestimmen und so entscheiden zu können, ob gegen das Unkraut vorgegangen werden muss.
Bei diesem Test werde nicht nur das Endergebnis bewertet, erklärt Greubel, sondern auch der Arbeitsprozess. 45 Minuten können an der Werkbank recht kurz werden. Das hat auch Florian Brüderlein gemerkt. „Am Anfang fand ich die Aufgabe ganz gut“, sagt er. Am Ende sei ihm dann die Zeit davongelaufen.
Neben praktischen Aufgaben müssen die Azubis auch einen theoretischen Teil meistern, unter anderem Fragen aus den Bereichen Land- und Forstwirtschaft, Tierhaltung und Allgemeinwissen beantworten. „Nennen Sie die fünf Weltreligionen!“ oder „Nennen Sie die Einheiten zu den physikalischen Größen Laut-, Licht und elektronische Stromstärke, Energie, Luftdruck, Kraft!“, lauteten beispielsweise die Fragen. „Das war ganz schön schwer“, sagt Christina Schwappacher, Auszubildende aus Nassach. Auch ein Referat über den eigenen Ausbildungsbetrieb war Teil der Prüfung.
Katharina Bieber aus Salz bei Bad Neustadt hält ihren Vortrag an diesem Tag gleich zwei Mal. Einmal vor den Prüfern und – weil sie auf ihr Referat die meisten Punkte bekommen hat – noch einmal bei der Siegerehrung am Mittwochnachmittag in der Aula der Berufsschule.
Insgesamt 100 Punkte waren bei den Übungen zu vergeben. „Mehr als ein Drittel hat über 80 erreicht“, verkündet Manfred Kraus bei der Siegerehrung. Die besten zwölf werden die Azubis beim Bezirksentscheid in Schwarzenau vertreten. Einer von ihnen ist Sebastian Rahn aus Breitenbach (Lkr. Rhön-Grabfeld). Er erzielte mit 94,15 Punkten das beste Gesamtergebnis, gefolgt von Thomas Weinig aus Buch (Lkr. Haßberge) und Johannes Zinser aus Michelau (Lkr. Schweinfurt).
„Wir haben viele gute Lehrlinge“, sagt der stellvertretende Kreisobmann des Landkreises Bad Kissingen, Edgar Thomas, „und wir brauchen kluge Köpfe in der Landwirtschaft.“ Dass die jungen Menschen die richtige Berufswahl getroffen haben, ist für den stellvertretenden Kreisobmann des Landkreises Haßberge, Christian Freiherr von Truchseß, sicher. „Die Landwirtschaft“, sagt er, „hat eine große Zukunft.“
Die Bestplatzierten
Zwölf Auszubildende dürfen beim Bezirksentscheid des Berufswettbewerbs der Deutschen Landjugend in Schwarzenau antreten. Sie haben beim Kreisentscheid in Schweinfurt die meisten Punkte gesammelt. Es sind (in der Reihenfolge der Platzierung): Sebastian Rahn (Breitenbach, Lkr. Rhön-Grabfeld), Thomas Weinig (Buch, Lkr. Haßberge), Johannes Zinser (Michelau, Lkr. Schweinfurt), Roman Metz (Burkardroth, Rhön-Grabfeld), Markus Rottmann (Poppenlauer, Bad Kissingen), Sebastian Bausewein (Schraudenbach, Lkr. Schweinfurt), Andreas Nüßlein (Mönchstockheim, Lkr. Schweinfurt), Daniel Zink (Elfershausen, Lkr. Bad Kissingen), Daniel Kiesel (Bad Kissingen, Lkr. Bad Kissingen), Philipp Schierling (Oberschwappach, Lkr. Haßberge), Hannes Römert (Egenhausen, Lkr. Schweinfurt), Florian Hoßmann (Eußenheim, Lkr. Main-Spessart).