Der Historische Verein Schweinfurt veröffentlichte in diesem Jahr in einem Sonderheft einen Beitrag des Mitglieds Dr. Max-Rainer Uhrig. Er beschäftigt sich mit der alten Frage nach der Bedeutung des Ortsnamens Schweinfurt. Neben der Diskussion der bisherigen Thesen bringt er auch Erklärung, die auf seiner Entdeckung eines russischen Schweinfurts fußt und die These einer "morastigen Furt" stützt.
Zunächst einmal lässt sich sagen, dass der Ortsname nicht direkt vom Schwein abzuleiten ist, heißt es in einer Pressemitteilung des Historischen Vereins Schweinfurt. Es wurden keine Schweine an einer flachen Stelle (Furt) durch den Main getrieben. Der Ort hieß im frühen Mittelalter "sviniscer vurt", was eine schweinische, morastige Übergangsstelle bedeutet. Durch zweimalige Kürzung des Adjektivs entstand dann "svinfurt".
Mehrer Schweinfurt-Orte in Europa
Im Mittelhochdeutschen entsteht aus "i" lautgesetzlich der Zwielaut "ei". (mittelhochdeutsche Diphtongierung). Das bedeutet: Svinfurt wurde im späten Mittelalter allmählich zu Schweinfurt. In Deutschland gibt es noch zwei weitere Schweinfurt, nämlich an der sächsisch-brandenburgischen Grenze ein "Schweinfurth" und im Siegerland ein "Schweisfurth".
In Europa finden sich, wie der Slavist Dr. Uhrig ermitteln konnte, weitere "Schweinfurt-Orte", natürlich abgewandelt durch die jeweiligen Sprachen. So findet man ein irisches Swinford, drei englische Swinford und zwei polnische Swinobrod (""brod" bedeutet west- und südslavisch "Furt").
Eine kleine Sensation ist die "Entdeckung" eines "russischen" Schweinfurt. Das Dorf heißt Svinord und liegt am Fluss Schelon, der in den sumpfigen Ilmensee mündet. Im Frühmittelalter fielen schwedische Wikinger (Waräger) in Russland ein und zogen die Flüsse hinauf und hinab. Es waren kriegerische Wanderkaufleute, die mit Pelzen, Honig, Salz, aber auch mit Sklaven handelten. Sie fuhren mit ihren Drachenschiffen über den Dnepr ins Schwarze Meer und plünderten die reiche Kaiserstadt Byzanz. Sie stießen sogar über die Wolga und das Kaspische Meer bis nach Nordpersien vor und brandschatzten dort die Küste.
Svinord wurde nach dem Zweiten Weltkrieg umbenannt
Als die Wikinger an den Fluss Schelon kamen, fanden sie einen Ort vor, der "Svinrot" hieß. Das bedeutet im Altrussischen "schweinische, morastige Mündung". Das verstanden die Wikinger nicht. Sie änderten den Namen in "Svinford" und meinten damit eine schweinische Übergangsstelle über den Fluss.
Das "f" fiel später aus, so dass in den alten russischen Urkunden nurmehr "Svinord" zu lesen ist. Der Name Svinord ist auf mehreren alten und neuen russischen, deutschen und sogar amerikanischen Armee-Karten zu erkennen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der als unrussisch empfundene Name von der Sowjetregierung in ein unverfängliches "Nevskoe" (Neustadt) umgetauft.
Das Sonderheft ist beim Historischen Verein Schweinfurt zu erwerben.