Bevor der 32-Jährige von sich erzählt, gibt es aufbereitetes Wasser, denn Wasser sei wichtig, sagt der sympathische Therapeut. Vier bis fünf Liter trinke er am Tag. Harnweginfektionen oder Nierenprobleme kenne er nicht. Womöglich hat er das Wissen auch von seinem Vater Dr. Bernd Raslan, einem Schweinfurter Urologen. Und weil der Vater Arzt ist, "denken viele, ich bin auch Arzt", berichtet er von der Verwirrung vieler Patienten. Dass er kein Mediziner sei, spiele für sie aber keine Rolle: "Die Hauptsache ist, dass ich ihnen helfe."
Der gelernte Masseur und medizinische Bademeister setzt in seiner Praxis in der Johann-Georg-Gademannstraße neben der klassischen Krankengymnastik auf den "sanften Weg zur Mitte". Dahinter verbirgt sich laut Raslan eine einfach zu erlernende und anzuwendende Form der sanften manuellen Therapie. Gelenke, "die Tore der Energie", und die Wirbel könnten mit Hilfe dieser Methode gefahrlos und millimetergenau wieder in die richtige Position gebracht werden.
Nebenwirkungen? Fehlanzeige. Neue Verletzungen entstünden ebenfalls nicht, da hier nicht mit ruckartigen Bewegungen gearbeitet werde. "Alle Bewegungen", so der 32-Jährige", "finden im natürlichen Bewegungsfluss des Menschen statt". Gelöst werden schmerzhafte Blockaden beispielsweise durch Beinlängenausgleich, wodurch sich wiederum die Gesamtstatik der Wirbelsäule ausgleicht. Damit man die Statik nicht gleich wieder ins Ungleichgewicht bringt, sollte man auf das Verschränken der Beine verzichten, erklärt Raslan.
Der Sohn eines syrischen Vaters und einer aus Palästina stammenden Mutter ist inzwischen unter die Autoren gegangen und hat vor acht Wochen unter dem Titel "Der sanfte Weg zur Mitte: Die Dorn-Methode" sein erstes Buch herausgebracht.
Kürzlich hielt Raslan über dessen Inhalt in der Rückert-Buchhandlung einen Vortrag. 110 Interessierte waren gekommen. "Eine sehr gute Resonanz", so der Jung-Autor, der schon im Kindesalter den "Grundstein" für seinen späteren Beruf gelegt hat. "Damals habe ich öfters meine Mutter massiert und es ging ihr gut." Da stand für ihn bereits fest, dass er Menschen helfen wollte.
Heute ist der 32-jährige Familienvater (zwei Kinder) "zufrieden mit dem, was ich erreicht habe". Seiner Lebenseinstellung folgend behandelt er die Menschen so, "wie ich gerne von ihnen behandelt werden möchte". Hass, Gewalt oder Neid spielen demnach in seinem Leben "keine Rolle".
Neid, so Raslan, spielt möglicherweise im Leben des Verfassers eines anonymen Briefes eine Rolle, in dem er als "Scharlatan" diskriminiert wird. Der Brief, der seinen Worten zufolge unter anderem der Staatsanwaltschaft Schweinfurt zugespielt wurde, enthielt darüber hinaus den Vorwurf, er, Raslan, würde den Patienten seinen Beruf verschweigen, weil sie ihn mit Doktor anredeten. Den Eingang des Briefes bestätigte der Leitende Oberstaatsanwalt Rainer Vogt.
Raslan geht mit diesen Vorwürfen "gelassen um", wie er sagt. Die von dem anonymen Verfasser angesprochene Scharlatanerie beziehe dieser wohl auf das vom ihm praktizierte "Handauflegen". Dieses "Handauflegen" gehöre jedoch beispielsweise zur Craniosakral-Therapie, rege den Energiefluss im Körper an und sei Bestandteil seiner Ausbildung gewesen. Mit Hokus-Pokus habe dies überhaupt nichts zu tun.
Was den angeblich verheimlichten Beruf angeht, so könne jeder sehen, dass auf dem Praxisschild in der Gademannstraße kein Doktor stehe. Inzwischen habe er erfahren, dass es sich bei dem Anonymus "um einen Schweinfurter Arzt" handelt. Apropos Ärzte. Raslan legt Wert auf die gute Zusammenarbeit mit den Medizinern.