Der 72-jährige Brandenburger Dieter "Didi" Senft reist seit 31 Jahren zu Radrennen auf der ganzen Welt. Der "Tour-Teufel" ist eine Ikone des internationalen Radsports und wird überall von Fans umlagert. Zu den Rennen kommt er für seine Fans und um die Athleten anzufeuern: "Ich habe keinen Favoriten. Ich feuere jeden an, den Letzten am meisten", erzählt er. Natürlich war er auch beim Start der Deutschland-Tour mit Prolog und der ersten Etappe in Schweinfurt mit dabei.
Im Jugendalter war Senft selbst Amateurradrennfahrer, schon immer habe ihn der Sport begeistert. In der DDR, er stammt aus der Nähe von Berlin, hatte er verbotenerweise im Westfernsehen die Tour de France gesehen. Nach der Wende konnte er dann endlich zum wichtigsten Radrennen der Welt reisen und ist seit 1993 nur noch im Teufelskostüm unterwegs.
Das Teufelskostüm als Symbol für den Endspurt
Die Kostümierung ist eine Anlehnung an die Kennzeichnung des letzten Kilometers eines Radrennens, den roten "Teufelslappen". Warum er es trägt, dazu sagt Senft: "Das Kostüm gibt mir eine ganz andere Persönlichkeit, ohne bin ich eher schüchtern."

Den Dreizack, den Senft mit sich trägt, hat der gelernte Schlosser selbst zusammengeschweißt. Seit 50 Jahren baut er kuriose Fahrräder, mit denen er es bereits 17 Mal in das Guinessbuch der Rekorde geschafft hat. Anlässlich des Todestages von Michael Jackson etwa eines mit goldenen CDs in den Speichen oder das größte fahrbare Laufrad. Mit Ausstellungen dieser Räder finanziert er sich nach eigener Aussage seinen Lebensunterhalt.
Im Normalfall wird er von den Veranstaltern der Rennen eingeladen, sie übernehmen auch seine Reisekosten. 31 Mal begleitete er bereits die Tour de France der Männer, zehnmal die der Frauen. Er war bei Olympia in Sydney, in Ecuador, Tokio, den USA, Mexiko, Dänemark, oder Tschechien – "El Diablo" ist auf der ganzen Welt zu Hause.
Als "El Diablo" auf der ganzen Welt bekannt
Senft beherrscht keine Fremdsprachen, er kommt "nur mit Berlinerisch" zurecht, wie er schmunzelnd erzählt. Mit seinen Fans versteht er sich ohne Worte. Überall wird er angesprochen und nach Bildern gefragt. Mit mehreren französischen Staatspräsidenten ist er nach eigenen Worten bekannt, und sogar der frühere US-Präsident Bill Clinton rollte wohl sein Autofenster herunter, um ihn zu grüßen.
Auch Lieder haben seine Fans über ihn und seine Abenteuer geschrieben, in acht Sprachen. Er ist als Comicfigur, in Zeichentrickfilmen und Schlüsselanhängern verewigt. Fanpages im Internet feiern ihn und seine Kunstfigur. Sein Markenzeichen, das Kostüm, legt er nicht einmal im Flugzeug ab. Doch nicht jeder versteht seine Art: Regelmäßig wird er an Flughäfen gründlichst nach Rauschgift durchsucht.

Zu Hause ist er eigentlich nur zwei Monate pro Jahr im Winter, seine Frau reist normalerweise nicht mit ihm, nach Schweinfurt ist sie aber mitgekommen. In jüngeren Jahren tourte er noch mit einem Bus durch die Welt, heute kann er sich das aufgrund der hohen Spritkosten nach eigenen Angaben nicht mehr leisten. Seine Fans unterstützen ihn auch finanziell, so gibt es etwa ein Crowdfunding für einen neuen Bus. Sich von den Rennen zurückziehen will der "Tour-Teufel" im übrigen noch lange nicht: "Ich mache das, bis ich umfalle!"