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SCHWEINFURT: Deutsche Sprache, fränkischer Slang

SCHWEINFURT

Deutsche Sprache, fränkischer Slang

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    Fast 320 Unterrichtsstunden sind geschafft: Die Schüler des Deutsch-Einsteigerkurses an der Volkshochschule (VHS) Schweinfurt stehen kurz vor der A1-Prüfung. Erstmals hat die Bundesagentur für Arbeit einen Sprachkurs speziell für Flüchtlinge mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit finanziert. Mit im Bild: Simona Tomsa (Deutsch-Lehrerin, Zweite von rechts), Elke Moulin (pädagogische Mitarbeiterin VHS, Dritte von rechts), Thomas Stelzer (Geschäftsführer Agentur für Arbeit Schweinfurt, hintere Reihe, Neunter von rechts) und Jutta Cize (VHS-Leiterin, hintere Reihe, Elfte von rechts).
    Fast 320 Unterrichtsstunden sind geschafft: Die Schüler des Deutsch-Einsteigerkurses an der Volkshochschule (VHS) Schweinfurt stehen kurz vor der A1-Prüfung. Erstmals hat die Bundesagentur für Arbeit einen Sprachkurs speziell für Flüchtlinge mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit finanziert. Mit im Bild: Simona Tomsa (Deutsch-Lehrerin, Zweite von rechts), Elke Moulin (pädagogische Mitarbeiterin VHS, Dritte von rechts), Thomas Stelzer (Geschäftsführer Agentur für Arbeit Schweinfurt, hintere Reihe, Neunter von rechts) und Jutta Cize (VHS-Leiterin, hintere Reihe, Elfte von rechts). Foto: Foto: Julia Haug

    Keine Frage, Der, Die und Das sind die größten Feinde eines Deutsch-Neulings. Da lassen auch die Schüler des Einsteiger-Sprachkurses in der Schweinfurter Volkshochschule (VHS) keinen Zweifel. Ihre zweitgrößte Herausforderung: „Auf den Straßen wird anders gesprochen als in der Schule.“ Fränkisch nämlich. Das Gelächter sei groß gewesen, als sie Freunden in Köln erzählt hatten, dass sie Deutsch in Franken lernten. Köln sei da aber auch nicht ganz einfach, das haben sie auch gemerkt.

    Ein paar fränkische Brocken haben die Syrer zudem inzwischen entschlüsselt: „Bassd scho“ statt „Okay“, „Zwo“ statt „Zwei“ oder „Gehma“ statt „Los geht's“. Die Lehrerinnen Simona Tomsa und Béatrice Boulay-Benchert unterrichten im Wechsel. „Wir haben viel über die Frauenrolle in Syrien und Deutschland und die unterschiedlichen Feiertage gesprochen“, resümiert Tomsa.

    Zwischen fünf und elf Monate sind die 20 Männer und fünf Frauen nun in Deutschland. Die meisten von ihnen wohnen in der ehemaligen US-Kaserne Conn-Barracks, ein paar in privaten Wohngemeinschaften.

    Seit November kommen sie viermal pro Woche mit dem Bus in die VHS nach Schweinfurt, um Deutsch zu lernen. Mitte März ist nun Abschlussprüfung, Sprachniveau A1. Thomas Stelzer, Leiter der Agentur für Arbeit Schweinfurt, ist am Donnerstag in den Kurs gekommen, um sich ein Bild zu machen: 21 der ursprünglich 25 wollen die Abschlussprüfung angehen. „Gut, dass Sie bei der Stange geblieben sind“, sagte Stelzer. „Wir brauchen im Handwerk Leute.“ Insgesamt 1150 Teilnehmer in 65 Kursen nehmen laut Stelzer aktuell an einem solchen Angebot im Zuständigkeitsbereich der Arbeitsagentur Schweinfurt teil.

    Etwa die Hälfte der Schüler sind allein nach Deutschland gekommen, der Rest sind Ehepaare oder Familien, alle kommen sie aus Syrien. „Ein Zufall“, sagt Thomas Stelzer. Elke Moulin, pädagogische Mitarbeiterin der VHS erzählt von den ersten syrischen Kontingentflüchtlingen aus Poppenhausen, die bereits in einem anderen VHS-Kurs gesessen hatten. „Wir haben zwei von ihnen angesprochen, und sofort war der Kurs voll.“

    Afghanen durften nicht

    Einige Afghanen hätten laut Moulin auch gerne mitgemacht, durften aber nicht, weil ihre Chancen auf Asyl zu klein sind. „Die waren verärgert“, erinnert sie sich. Der Hintergrund: Als der Bund mit dem „Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz“ im Oktober 2015 die rechtlichen Voraussetzungen schuf, rief die Schweinfurter Arbeitsagentur den VHS-Kurs ins Leben. Lediglich Iraner, Iraker, Eritreer und eben Syrer seien nach dem Gesetz für eine Kursteilnahme förderungsfähig – ihre Asylanträge werden am häufigsten genehmigt.

    Inzwischen habe das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge unabhängig von der Arbeitsagentur aber auch Kurse für andere Nationalitäten nachgezogen.

    „Talente herausfinden“, will die Arbeitsagentur mit derlei Kursen, sagt Stelzer. Talente, die für den Arbeitsmarkt geeignet sind. Vor Kurzem war deshalb eine Agentur-Mitarbeiterin zu Besuch im Kurs und habe nach möglichen Qualifikationen und Interessen geguckt.

    „Eine bunte Mischung“ sei im Kurs, sagt auch VHS-Leiterin Jutta Cize: Die Palette geht von Chemiker, Arzt, Architekt und Bauingenieur über Schneider, Frisör, Polsterer, Schreiner, Bankangestellten und Lackierer hin zu Elektriker, Maler, Fahrer und ungelernten Jugendlichen.

    Praktika

    Der Architekt Samir Ghanem macht derzeit ein Praktikum bei einem Würzburger Architekturbüro, die beiden Chemiker Obaidah Alawa und Mohammad Al Ashram untersuchen Bodenproben und andere umweltchemische Tests in einem Labor im Landkreis Schweinfurt. Letzteres war über den kurzen Weg, über die Laborinhaberin in einem Französischkurs der VHS zustanden gekommen. „Ich arbeite im Team“, sagt Architekt Ghanem. „Sie waren sehr gut und helfen.“

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