Manche Unternehmen muss man tatsächlich von innen gesehen haben, um zu verstehen was dort – von echten Spezialisten ihres Fachs – alles an Arbeit geleistet wird. Eine Arbeit, deren Ergebnisse vielleicht nicht auf den ersten, aber sicher auf den zweiten Blick Einflüsse auf das Leben so gut wie aller Menschen haben.
Das chemische Labor von Dr. Barbara Graser in Schonungen gehört in diese Kategorie. Hinter unscheinbaren Fassaden wird dort nicht nur chemische Grundlagenarbeit, sondern auch Forschung betrieben. Mikrobiologische Untersuchungen von Lebensmitteln oder Futtermitteln gehören genauso zum Portfolio des Unternehmens wie alles was irgendwie mit der Untersuchung der Trink- und Grundwasserqualität und eventuell darin zu findender Keime (Legionellen) zu tun hat.
Darüber hinaus ist das Labor zugelassene und notifizierte Untersuchungsstelle für Altlasten und war als solches ortsnah auch in
eingebunden. Die Spezialisten des Labors kommen Raumluftbelastungen, wie sie zum Beispiel durch Mikroorganismen oder in Baumaterialien enthaltenen Lösungsmitteln verursacht werden können, auf die Spur und führen Bodenuntersuchungen durch.Mit Hilfe der so genannten NMR-Analysen werden spezialanalytische Reinheitsbestimmungen von Stoffen und Gemischen unbekannter Zusammensetzung durchgeführt, und auch im Bereich Schmierstoffanalysen hat sich das Labor einen Namen gemacht.
Neubau für 5,5 Millionen Euro entsteht
Das angebotene Leistungsspektrum ließe sich, genau wie eine komplizierte chemische Formel, beinahe beliebig verlängern. So wird der Sohn Carl-Heinrich Graser schon bald die Radonmessung anbieten und dafür in eine Bleikammer investieren. Neue, nicht nur räumliche Möglichkeiten auf 1200 Quadratmetern bietet der Neubau, der derzeit im Gewerbegebiet „Tiefer Graben“ in Schonungen unweit des Stammhauses entsteht. 5,5 Millionen investiert man dort, wie Dr. Lilian Graser, die Tochter der Firmengründerin berichtet. Im Oktober will man einziehen. Im Stammhaus, das weiter genutzt wird, geht es recht eng zu, die Erweiterungsmöglichkeiten sind voll ausgeschöpft.
Landrat Florian Töpper, Thomas Stelzer (Vorsitzender der Geschäftsführung der Bundesagentur für Arbeit in Schweinfurt), Anuschka Kordes (Landratsamt Abteilung Wirtschaftsförderung), Johanna Eichhorn (Landratsamt – Abteilungsleitung Umwelt und Bau), Simon Suffa (IHK Würzburg-Schweinfurt) und Schonungens Bürgermeister Stefan Rottmann besuchten nun das Vorzeigeunternehmen.
Nicht nur um sich – mit Schutzbrille versteht sich – in den verschiedenen Laboren die praktische Anwendung, die hinter so manchem komplizierten chemischen Vorgang verbirgt, erklären zu lassen, sondern auch um zu hören, wo den Unternehmen der „Schuh drückt“.
Immer mehr Bürokratie macht Mittelständlern zu schaffen
Und der drückt, wie in vielen anderen Branchen auch, im Bereich der Bürokratie. „Insbesondere kleinen und mittleren Laboratorien wird der Betrieb durch immer mehr Regulierungen und den damit verbundenen Kosten erschwert“, betonte Dr. Barbara Graser. „Das bürokratische Korsett wird immer schlimmer“. Für junge Leute sei es unmöglich sich in diesem Bereich selbstständig zu machen. Die Folge der Überregulierung: „Bald wird es nur noch einige wenige große Laboratorien geben“. Der nächste Schritt in diese Richtung ist bereits getan. Am 1. Juli tritt die – Achtung Wortmonster – Akkreditierungsstellengebührenverordnung in Kraft. Die werde bei kleineren Betrieben zu unverhältnismäßigen Kostensteigerungen führen und kleinere Labore vom Markt drängen.
Und doch gibt es auch gute Nachrichten für das Unternehmen mit rund 60 Mitarbeitern. Zum Beispiel die sehr gute Zusammenarbeit mit Gemeinde und Landkreis, die die Entscheidung am Standort Schonungen in die Zukunft zu investieren leicht gemacht hat. Auch Landrat Töpper und Bürgermeister Rottmann betonten, wie gut und zügig man an einem Strang gezogen habe um der doch enormen Erweiterung des Unternehmen zeitnah alle Steine aus dem Weg zu räumen.
Syrische Chemiker erfolgreich integriert
Auch Fachkräfte, beziehungsweise deren Mangel, sind im Chemiebereich ein Thema. Zwei Chemielaboranten pro Jahr bildet das Unternehmen selber aus. Seit drei Jahren beschäftigt das Labor zwei anerkannte syrische Flüchtlinge, die schon in der Heimat den Bachelor of Science an der Uni gemacht haben und dies anhand von Papieren auch nachweisen können. Inzwischen haben die beiden jungen Männer (28 und 30) in Rekordtempo deutsch gelernt und sind „hervorragend integriert und dank ihres Fachwissens eine Bereicherung für den Betrieb“, so Dr. Barabara Graser. Qualität entsteht auch durch einen stabilen Personalstamm „Fluktuation haben wir recht wenig“, so Graser.
Die Firmennachfolge ist gesichert
Die Zukunft sieht also für das Unternehmen, das auch viele Aufträge der Kommunen – zum Beispiel beim Rückbau von Gebäuden oder bei Wasseruntersuchungen durchführt – gar nicht so schlecht aus. Dies auch vor dem Hintergrund, das die Nachfolge geregelt ist. Tochter Dr. Lilian Graser ist seit dreieinhalb Jahren im Unternehmen aktiv, Sohn Dr. Karl-Heinrich Graser, derzeit noch im Fortbildungszentrum für Technik und Umwelt des Karlsruher Instituts für Technologie tätig, steigt im Laufe des Jahres in das Unternehmen ein.