(ac) Mit der Eröffnung der Filmwelt am Oberen Marienbach vor etwas mehr als einem Jahr hat sich die Kinolandschaft in Schweinfurt stark verändert. Statt neun standen auf einmal 15 Kinosäle in der Stadt zur Verfügung und rund 1000 Plätze mehr für die Cineasten aus Schweinfurt und Umgebung. Wie haben die Kinofans das neue Angebot angenommen und inwieweit hat die Konkurrenz das Geschäft in der Stadt belebt?
„Wir haben die Prognosen deutlich übertroffen“, sagt Stefan Schaufler, Geschäftsführer der Filmwelt, über das erste Jahr in Schweinfurt. Er sei zufrieden, sagt er, ohne konkrete Zahlen nennen zu wollen. Das Einzugsgebiet des neuen Kinokomplexes sei groß, reiche von den Haßbergen bis zum Landkreis Main-Spessart, von der Rhön im Norden bis nach Gerolzhofen im Süden. Daneben kommen natürlich Gäste aus der Stadt und dem Landkreis Schweinfurt, so der 35-Jährige.
Schaufler selbst stammt aus Mellrichstadt, aus einer Kino-Dynastie sozusagen. Seit über 25 Jahren ist die Familie Schaufler in der Branche tätig, betreibt derzeit neben der Filmwelt in Schweinfurt auch das Rex und das Starlight in Bad Neustadt und ein Kino in Oberstdorf.
Nach etwas mehr als einem Jahr hat Schaufler bereits die erste Erweiterung im Blick. Einer, eventuell zwei Säle sollen in den nächsten Jahren in Schweinfurt dazukommen. „Wir brauchen den siebten Saal auf jeden Fall“, sagt er. Zum einen, um Filme länger im Programm halten zu können, zum anderen, um mehr Filme zum Start anzuspielen. Eröffnet werden soll der siebte Saal mit etwas mehr als 100 Plätzen am Ende des Jahres 2011. Ein achter Saal mit rund 160 Plätzen sei angedacht.
Für die anderen Kinobetreiber der Stadt ist die Konkurrenz durch die Filmwelt spürbar, sagen sie. Das Weltbio in der Rückertstraße hat reagiert und nicht nur das Foyer renoviert. In den Kinosälen hat man Ton und Technik auf den neuesten Stand gebracht und in einem Saal die Leinwand erneuert.
Auch das KuK in der Ignaz-Schön-Straße hat investiert. Ab Ende September gibt es dort eine digitale Projektionsanlage, sagt KuK-Chefin Diana Schmeltzer. Der erste Film, der damit gezeigt wird, ist „Bal-Honig“, ein Film, der bei der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde, und ab 23. September im KuK läuft. Die Konkurrenz durch die Filmwelt spüre man vor allem bei den Familienfilmen, bei Streifen wie Harry Potter oder Ice Age, sagt Schmeltzer. „Das tut uns schon weh.“ Die Zahlen bei den Programmkinofilmen seien hingegen konstant geblieben. Weil derartige Filme eines der Alleinstellungsmerkmale des KuK sind, will man darauf weiter setzen und den Bereich ausbauen.
In der Filmwelt sind es vor allem Blockbuster und die großen Produktionen, die das Publikum locken sollen, außerdem Filme und Konzerte in 3-D. Ein Bereich, der künftig noch wachsen wird, ist Schaufler überzeugt. Bis Ende des Jahres werden deshalb alle Säle der Filmwelt 3-D-fähig sein. Ende September startet außerdem eine Art Pilotprojekt: Die Fantastischen Vier übertragen ihr Konzert aus dem Steintor Varieté in Halle an der Saale live und in 3-D in Kinos in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zu sehen ist die Show unter anderem in der Filmwelt.
Bereits während der Fußball-Weltmeisterschaft habe man getestet, ob dreidimensionale Live-Übertragungen funktionieren – mit Erfolg, sagt Schaufler. Zunächst werde man sich aber auf den Bereich Musik konzentrieren. So plane die Filmwelt unter anderem Übertragungen aus der Metropolitan Opera in New York. Ob das in dieser Spielzeit, die im Oktober beginnt, schon klappt, sei noch nicht geklärt, sagt Schaufler. In der Saison 2011 will man aber auf jeden Fall dabei sein. Er selbst hat bereits eine Opernübertragung in einem Kino in Offenburg besucht – und dort ein etwas anderes Kinopublikum gesehen. „Die Leute haben sich richtig herausgeputzt“, sagt er.
Was Filme angeht, wird im Kinoherbst der neue Harry-Potter-Streifen einer der Höhepunkte sein, schätzt Schaufler. Auf welchen Film er sich selbst am meisten freut, kann er nicht wirklich beantworten. „Das Gemeine ist, dass man als Kinobetreiber immer wieder Stücke von Filmen mitbekommt und dann wieder etwas zu tun hat.“ Richtig entspannt im Kinosessel sitzen und einen Film schauen, sei im eigenen Kino recht schwierig, weil man oft mit den Gedanken in den anderen Sälen ist: Laufen die Filme dort, sind die Säle geöffnet, ist der Streifen bereits vorbei? „Man kann sich nicht wirklich beruhigt ins eigene Kino setzen“, sagt er. Schade eigentlich.