Kein Gelübde wie in Oberammergau, kein Schwur wie in Erl, sondern die pure Lust am Theaterspiel ist der Grund, weshalb in Sömmersdorf seit 90 Jahren die Fränkischen Passionsspiele gezeigt werden. In diesem Sommer ist es nach ausnahmsweise sechs Jahren wieder so weit. Dann werden 400 Laiendarsteller, so viele wie nie, auf der Freilichtbühne in einem beeindruckenden Schauspiel die 2000 Jahre alte Geschichte Jesu neu erzählen.
Die Proben laufen seit Jahresbeginn, ab Karfreitag häufig auch unter freiem Himmel auf der Passionsspielbühne am Ortsrand. Der veranstaltende Verein Fränkische Passionsspiele Sömmersdorf e.V. hat diesmal die beiden professionellen Regisseure Silvia Kirchhof (Gerolzhofen) und Kai Christian Moritz (Würzburg) für die Inszenierung engagiert. Sie sollen das hohe Niveau des Schauspiels weiter garantieren, das beim letzten Mal 2018 circa 35.000 Zuschauerinnen und Zuschauer anzog. Übrigens: Die Fränkischen Passionsspiele zählen seit 2020 zum Immateriellen Kulturerbe Bayerns.

Wann finden die nächsten Passionsspiele in Sömmersdorf statt?
Geplant sind 18 Vorstellungen, immer an den Wochenenden, zwischen dem 23. Juni und 18. August, samstags jeweils 19.30 Uhr, sonntags 14.30 Uhr sowie am Feiertag Maria Himmelfahrt, 15. August, um 14.30 Uhr. Normalerweise werden die Sömmersdorfer Passionsspiele im Fünf-Jahres-Rhythmus aufgeführt, wegen der Corona-Pandemie wurden sie aber um ein Jahr verschoben.
Wie lange dauern die Vorstellungen?
Die Aufführungen dauern etwa drei Stunden, zuzüglich einer knapp 30-minütigen Pause. Ein gastronomisches Angebot ist vorhanden. 2018 gab es orientalische Speisen, passend zum Passionsspiel.
Wo finden die Passionsspiele statt?
Die Freilichtbühne am Waldrand von Sömmersdorf, einem Gemeindeteil von Euerbach im Landkreis Schweinfurt, ist etwa 40 Meter breit und hat verschiedene Spielebenen. Ein großes, gemauertes Bühnenhaus mit einer Innenbühne, die mit einer Videowand ausgestattet ist, bietet weiteren Raum für unterschiedliche Szenen. Die 1920 Sitzplätze für die Zuschauer sind mit einem Stahlgewölbedach mit heller Membran überdacht.
Worum geht es bei dem Freilicht-Schauspiel in Sömmersdorf?

Die Erinnerung an das Leiden und Sterben Jesu war im "Heiligen Jahr" 1933 der Anlass für die Theatergruppe des Männergesangsvereins, ein größeres Theaterstück unter der Leitung des damaligen Dorflehrers Guido Halbig aufzuführen. Auch heute beinhaltet das Schauspiel diese biblische Geschichte, in der die menschenfreundliche Botschaft dieses Jesus von Nazareth der herrschenden Klasse als Bedrohung erscheint und diese ihn deshalb töten lässt. In der aktuellen Inszenierung wird zudem ein starker Bezug zur Gegenwart hergestellt sowie zur Motivation der Sömmersdorfer, dieses Stück zu spielen: Es geht um die Gemeinschaft, um das positive Erlebnis des Miteinander.
Wer sind die Schauspieler auf der Bühne?
Nach alter Tradition dürfen nur die 680 Einwohner von Sömmersdorf oder ehemalige Einwohner mit ihren Familien auf der Bühne stehen. 400 Personen meldeten sich diesmal als Laienspieler, so viele wie nie. Davon sind 172 sogenannte Rollenträger, die eine benannte Figur darstellen, vom Kind bis zu den Aposteln und dem Hohen Rat. Große, tragende Rollen sind doppelt besetzt. 228 Personen wirken als Volksdarsteller mit. Als Helfer vor, hinter und neben der Bühne sind 165 Personen dabei. Alle Mitwirkenden arbeiten ehrenamtlich. Als Gegenleistung erhalten sie bei jeder Vorstellung einen Essens- und Getränkebon. Auch Tiere sind dabei: Kamele, Esel und Schafe.
Was können die Zuschauer in diesem Jahr an Neuheiten erwarten?

Schon das Bühnenbild wird sich unterscheiden von bisherigen Aufführungen. Jerusalem soll, angelehnt an das tatsächliche Bild, als helle, weiße Stadt erscheinen. Die Mauern zu den verschiedenen Spielebenen bemalt der professionelle Berliner Bühnenbildner André Putzmann mit fragmentarischen Szenen aus der Bibel, die die vom Christentum geprägte Kulturgeschichte Europas widerspiegeln. Neu gefasst ist zudem das Textbuch, das zwar auf den Evangelien basiert, aber neuere theologische Erkenntnisse aufgenommen hat. Es wird zudem zwei neue Szenen geben und die große Video-Wand in der Innenbühne wird gezielt eingesetzt, um noch mehr Stimmungen zu erzeugen.
Gibt es eine eigene Passionsmusik in Sömmersdorf?
Neu komponiert wurde für dieses Jahr die Musik, die live von einem Ensemble gespielt wird. Die neuen Klänge von Christian Stapff und Achim Hofmann korrespondieren mit den veränderten Texten, Abläufen und Szenen. Zudem werden drei Schauspieler auf der Bühne auch singen. Eine Besonderheit: Eingesetzt wird als Blasinstrument auch ein Schofarhorn aus Jerusalem.
Wo gibt es Eintrittskarten für die Passionsspiele?
Kartenbestellungen sind möglich über die Homepage unter www.soemmersdorf2024.de, in der Geschäftsstelle der Fränkischen Passionsspiele, Mail: info@soemmersdorf2024.de oder Telefon (09726) 2626, in der Tourist-Info 360 Grad im Schweinfurter Rathaus, im Rathaus der Gemeinde Euerbach und bei allen Reservix-Vorverkaufsstellen. Die Karten kosten je nach Kategorie 25, 30 oder 35 Euro. Kinder, Jugendliche bis 14 Jahre und Schwerbehinderte erhalten fünf Euro Ermäßigung.
Wo können die Besucherinnen und Besucher parken?
Die Freiwillige Feuerwehr wird sich mit weiteren freiwilligen Helfern darum kümmern, dass jedes Auto auch einen Platz findet. Von dort geht es zu Fuß zum Festspielgelände.