Jetzt haben es die Sulzheimer Gemeindeoberen schwarz auf weiß: Das Abwassernetz im größten Ortsteil ist marode, es besteht dringender Handlungsbedarf. In der Gemeinderatssitzung am Montag im Rathaus stellte Hugo Barthel die Ergebnisse der jüngsten Kanalbefahrung vor. "Zahlreiche Stellen müssen aufgrund massiver Schäden schnellstmöglich saniert werden", lautete das Fazit des Inspekteurs der Firma Kanaligator GmbH (Michelau in Oberfranken).
Rohrbrüche, Rissbildungen, Verformungen, Abplatzungen, Hohlräume und Wurzeleinwüchse entdeckten die Kameras fast im gesamten Kanalnetz in Sulzheim. Zudem hätten die hydraulischen Berechnungen eine Überlastung des undichten Abwassersystems bei Starkregenfällen ergeben, so Barthel. 360 Hauptschächte, elf Kilometer Kanalleitungen und fünf Kilometer Anschlussleitungen wurden untersucht.
Als er auf die voraussichtlich anfallenden Kosten zu sprechen kam, wurden die meisten Ratsmitglieder sichtlich blass: "Knapp neun Millionen Euro, wenn man alles sanieren würde." In dem Betrag sei der Bau eines Regenrückhaltebeckens am Ortseingang von Gerolzhofen kommend noch nicht enthalten. Er sei bei Kosten von mehr als drei Millionen Euro auch nicht wirtschaftlich, erklärte Barthel.
Mehrere Bauabschnitte vorgeschlagen
Er empfahl dem Ratsgremium die Kanalsanierung in Bauabschnitten vorzunehmen. Als ersten Bauabschnitt mit Kosten von 3,9 Millionen Euro schlug er Wilhelm-Behr- und Otto-Drescher-Straße sowie deren Randbereiche vor. Jutta Martinelli von der Verwaltungsgemeinschaft Gerolzhofen rechnet mit einer hohe Förderung für die Sanierung. Die genauen Zahlen kenne man aber erst nach der Zusage im Förderbescheid.
Jetzt muss der Gemeinderat seine Hausaufgaben machen, so Barthel. Zunächst müsse über den Bauumfang entschieden werden. Es gelte den Baugrund zu untersuchen und die Entscheidung über eine Kampfmitteluntersuchung müsse getroffen werden. Ein Beweissicherungsverfahren sei notwendig. Außerdem müsse die Kanalsanierung mit weiteren Maßnahmen der Dorferneuerung und den Ausbauten der Staatsstraße (Wilhelm-Behr-Straße) und der Kreisstraße (Otto-Drescher-Straße) abgestimmt werden.
Nicht verstehen konnten mehrere Ratsmitglieder, warum die anstehende Sanierung der Staatsstraße nicht in einem Zug mit der Kanalsanierung erfolgt. "Wir reißen jetzt die Straßen auf, machen sie wieder schön und in vier Jahren macht der Freistaat die Straße neu", bemängelte Daniel Stark die ablehnende Haltung des staatlichen Bauamts. Bürgermeister Jürgen Schwab will diesbezüglich noch einmal die politischen Entscheidungsträger um Unterstützung bitten.
Vorschlagsliste zur Schöffenwahl
Für die Wahl der Schöffen im Gerichtsbezirk Schweinfurt musste die Gemeinde fünf Personen vorschlagen. Gemeldet haben sich Frank Amling, Judith Feichtinger, Stefan Lütke-Eversloh, Kerstin Dunz und Bernhard Graber. Einstimmig verabschiedete das Gremium die Vorschlagsliste mit diesen Frauen und Männern.
In eigener Sache wurden zwei Bauanträge einstimmig genehmigt. Für den Umbau und die Erweiterung des Kindergartens in Sulzheim gab es Befreiungen von den Festsetzungen des Bebauungsplans hinsichtlich der Traufhöhe, des Mindestgrenzabstands und der baulichen Nutzung als Sondergebiet für soziale Einrichtungen. Zweiter Bürgermeister Elmar Dazer forderte, beide betroffenen Grundstücke miteinander zu verschmelzen.
Das Gremium befürwortete ferner den Bauantrag zur Erweiterung des Kindergartens in Alitzheim. Die gemeindliche Grünfläche wird zum Sondergebiet für soziale Einrichtungen umgenutzt.