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GEROLZHOFEN: Die Karawane am Himmel

GEROLZHOFEN

Die Karawane am Himmel

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    Flug in die Nacht: In den späten Abendstunden ist der Flugverkehr über Gerolzhofen besonders rege.
    Flug in die Nacht: In den späten Abendstunden ist der Flugverkehr über Gerolzhofen besonders rege. Foto: Fredrik von Erichsen

    Am späten Abend, wenn der allgemeine Lärm des Straßenverkehrs sich allmählich gelegt hat und Ruhe einkehrt in die Region, hört man sie besonders: große Flugzeuge, die aus Westen kommend am Himmel ihre Bahn in Richtung Osten ziehen. Dass sie recht tief und in noch warmen Luftschichten fliegen, sieht man daran, dass die Maschinen keinen Kondensstreifen hinter sich her ziehen.

    Gerade jetzt im Sommer, bei geöffneter Balkontüre oder offenem Schlafzimmerfenster, hört man ab 22.30 Uhr eine ganze Armada am Himmel vorüberziehen. Und es ist durchaus laut. Betrachtet man sich im Internet die Flugrouten, so sieht man, dass die meisten Flugzeuge in Frankfurt in westlicher Richtung gegen den Wind starten, dann eine lang gezogene Linkskurve fliegen und über Würzburg und Volkach in den Raum Gerolzhofen kommen, ehe sie dann ihren Steigflug in Richtung Osteuropa mit Ziel Fernost oder Persischer Golf ansteuern. Weitere Flugzeuge sind im Landeanflug auf Nürnberg, andere Jets überfliegen Gerolzhofen in großen Höhen über 10 000 Metern.

    Durch die Inbetriebnahme der neuen Landebahn Nordwest in Frankfurt sind dort jetzt zusätzliche Flugbewegungen möglich. Die derzeit 90 Flugbewegungen pro Stunde werden schrittweise auf 126 Starts oder Landungen binnen sechzig Minuten gesteigert. Laut Prognosen sollen zukünftig knapp 90 Millionen Passagiere jährlich in Frankfurt Airport ankommen, abfliegen oder umsteigen.

    Viel Verkehr am späten Abend

    Ein Blick in die Radar-Überwachungslisten zeigt gerade für die späten Abendstunden einen regen Flugverkehr über Gerolzhofen. Aufgeführt sind hier alle Flugzeuge, deren Radarsignatur freigeschaltet ist. Nicht berücksichtigt sind deshalb zum Beispiel Militärmaschinen, insbesondere Flugzeuge der US-Air-Force, die am militärischen Teil des Frankfurter Flughafens starten und auf ihrem Weg in Richtung Asien ebenfalls über die Region fliegen. Bei Tageslicht sind diese Transportmaschinen, meist vom Typ C 5 Galaxy, manchmal mit dem Fernglas gut zu erkennen.

    Im direkten Umfeld des Frankfurter Flughafens leiden die Anwohner unter der steten Zunahme der Flüge. Selbst auf die Region Gerolzhofen hat dies Auswirkungen. Die Flugbewegungen ziviler Flugzeuge mit freigeschalteter Radarsignatur beispielsweise am Abend des 9. Juli, inklusive der ermittelten Flughöhe:

    • 22.24 Uhr: eine Boeing 737 der Air Berlin von London Gatwick nach Nürnberg, im Sinkflug in 4000 Metern über Gerolzhofen;

    • 22.30 Uhr: ein Airbus 321 der Lufthansa auf dem Weg von Frankfurt nach Kiew, im Steigflug gut 6500 Meter hoch;

    • 22.35 Uhr: ein Airbus 330 der Quatar Airways von Frankfurt nach Doha in Katar am Persischen Golf, im Steigflug etwa 6500 Meter hoch;

    • 22.48 Uhr: eine Boeing 777 der Fluggesellschaft Emirates auf dem Weg von Frankfurt nach Dubai, in die Hauptstadt des gleichnamigen Emirats am Persischen Golf, 6700 Meter im Steigflug über Gerolzhofen;

    • 22.50 Uhr: ein Jumbo-Jet (Boeing 747) der Lufthansa von Frankfurt nach Ho Chi Minh City (Vietnam) mit Zwischenlandung am Flughafen Suvarnabhumi in Bangkok (Thailand), etwa 6300 Meter im Steigflug;

    • 22.54 Uhr: ein riesiger Airbus 380, das größte Passagierflugzeug der Welt, der Fluggesellschaft Emirates auf dem Weg von London (Flughafen Heathrow) nach Dubai am Persischen Golf, etwa 12 700 Meter in der Reiseflughöhe über Gerolzhofen;

    • 23.02 Uhr: eine Boeing 777 der Fluggesellschaft AeroLogic auf dem Weg von Brüssel nach Bahrain am Persischen Golf, etwa 12 700 Meter in der Reiseflughöhe über Gerolzhofen;

    • 23.10 Uhr: ein Airbus A 340 der Fluggesellschaft Etihad Airways von Frankfurt nach Abu Dhabi, der Hauptstadt des gleichnamigen Emirates, im Steigflug etwa 7700 Meter über Gerolzhofen.

    Konkrete Lärmmessungen in den späten Abendstunden haben in der Region Gerolzhofen – so weit dies der Redaktion bekannt ist – noch nicht stattgefunden. Interessant ist aber das Merkblatt BV011 „Lärmrelevanz“ der Bundesvereinigung gegen Fluglärm. Einem Diagramm lässt sich dort entnehmen, welchen Lärm verschiedene Flugzeugklassen in verschiedenen Höhen im Mittelwert erzeugen.

    Die über Gerolzhofen festgestellten vierstrahligen Großraumflugzeuge vom Typ B 747 oder A 340 sowie die zweistrahligen Großraum-Jets vom Typ B 777 und A 330 erzeugen laut Tabelle selbst in einer Höhe zwischen 6000 und 7000 Metern in ihrer Startphase mit hohem Schub noch immer Lärmpegel um 60 Dezibel (dB). „Mindestens alles über 65 dB ist unzumutbar“, meint die Bundesvereinigung gegen Fluglärm.

    Zum Vergleich: Gesetzlich erlaubt nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz und der Technischen Anleitung zum Schutz gegen Lärm (die so genannte TA Lärm) ist in der Schlafenszeit zwischen 22 und 6 Uhr

    • im Industriegebiet maximal 70 dB

    • im Gewerbegebiet 50 dB

    • im Dorf- und Mischgebiet 45 dB

    • in reinen Wohngebieten 35 dB.

    Das heißt: Die Jets mit ihrer Lärmkulisse um die 60 dB wären hier unten bei uns auf Erden sogar für ein Gewerbegebiet zu laut.

    Mehr Informationen gibt es hier.

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