"Sie sehen nicht wie ein CSU-Mitglied aus." In der Tat. Gerhard Eck kennt seine Pappenheimer. Als Reporterin auf dem Rennrad fällt man in seiner Radfahrtruppe auf, nicht nur wegen der fehlenden elektrischen Unterstützung.
Trotzdem: In der "Rollenden Bürgersprechstunde", die der CSU-Landtagsabgeordnete seit vielen Jahren veranstaltet, ist jede und jeder willkommen, auch wenn es diesmal, so kurz vor der Landtags- und Bezirkstagswahl, weniger um Bürgeranliegen als um Wahlwerbung geht.
Eigentlich wollten CSU-Landtagskandidatin Martina Gießübel und CSU-Bezirkstagsbewerber Stefan Funk die 42 Kilometer lange Strecke durchs Werntal mitradeln. Doch der volle Terminkalender lässt das nicht zu. Sie stoßen unterwegs mal kurz dazu, schütteln Hände, verteilen Wahlwerbung, um gleich zum nächsten Termin zu eilen.

Es ist Ecks letzte Radltour als Politiker. Mit 63 Jahren tritt er bei der Landtagswahl im Oktober nicht mehr an. Er will künftig verstärkt das tun, was "Politiker immer predigen": sich dem Ehrenamt widmen. Eck ist Mitglied in allen Vereinen seiner Heimatgemeinde Pusselsheim und engagiert sich als passionierter Pferdehalter auch im Bayerischen Reit- und Fahrverband. Vor einem Jahr hat er das Amt des Präsidenten übernommen.
Rundkurs durchs Werntal
Für seine letzte Radltour hat sein Organisationsteam einen wunderschönen Rundkurs ausgekundschaftet. Start ist am Pendler-Parkplatz bei Werneck. Rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich dort eingefunden, fast alle ausgerüstet mit E-Bikes, auf denen es sich bequem während der Fahrt unterhalten lässt. Es geht ja auch nicht um einen sportlichen Wettstreit. "Ich will einfach einen schönen Ausflug machen", sagt eine Frau aus Röthlein, die aus familiären Gründen der CSU nahesteht und schon mehrfach bei Ecks Radl-Tour dabei war.

Gerhard Eck, in ockerfarbener Freizeitshort und kariertem Hemd gekleidet, begrüßt seine Gäste mit Handschlag. Bevor es losgeht, eine kurze Ansprache: "Wenn ich schaue, wo wir hinsteuern, wird mir schlecht." Natürlich meint Eck nicht die Radstrecke durchs idyllische Werntal, sondern die Politik der Ampel-Regierung in Berlin.
Die Wirtschaft und Industrie werde mit hohen Energiekosten "gedemütigt und misshandelt". ZF und Schaeffler investierten bereits Milliarden außerhalb von Deutschland. Eck sieht den Industriestandort Schweinfurt mit 40.000 Arbeitsplätzen in Gefahr. "Die Folgen werden wir alle spüren."
Besichtigung der Pilzzuchtanlage Eßleben
Das Orga-Team drängt zum Aufbruch, denn der Zeitplan ist eng getaktet. Ecks Radltour ist immer mit einer Besichtigung verbunden. Diesmal geht's zum "Pilzland" nach Eßleben, wo CSU-Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber dazustoßen wird. Friedel Heckenlauer, der mit Ehefrau Dagmar noch ohne Motor strampelt, setzt sich gleich an die Spitze des Feldes und gibt das Tempo vor.

Gerhard Eck bleibt im hinteren Drittel, damit keiner verloren geht. Straßenübergänge sichern "CSU-Ordner" in neongelben Warnwesten. Auch ein Besenwagen fährt mit, wenn einer schlapp machen sollte.
Die abwechslungsreiche Strecke führt über Schnackenwerth, Schleerieth, Rundelshausen und Werneck zum Champignon-Zuchtbetrieb der norddeutschen Wesjohann GbR, die sich 2015 am Ortsrand von Eßleben angesiedelt hat. Stellvertretender Betriebsleiter Areg Poghosyan führt durch die Zuchtanlage, in der pro Woche 125 Tonnen Champignons produziert werden. Rund 200 Menschen arbeiten hier. Das Gros sind Saisonkräfte aus Rumänien.
Bio-Landwirtin Gertraud Göb, die als stellvertretende CSU-Ortsvorsitzende die Gruppe durch die Hallen begleitet, berichtet vom Mehrwert für die örtliche Landwirtschaft. Denn das verbrauchte Substrat der Pilze, "Champost" genannt, sei ein gutes Düngemittel, das auf die Äcker ausgebracht werde.
Fränkisches Hochzeitsessen beim FC-Bayern-Fanclub
Eßleben, seit 772 urkundlich erwähnt, ist stark landwirtschaftlich geprägt. Hier gibt es noch zehn Vollerwerbslandwirte. Die beiden Biogasanlagen versorgen die Zuchtanlage mit Wärme, der Windpark die Region mit grüner Energie und der Zuchtbetrieb ganz Bayern mit der regional erzeugten Ware. "Ich bin froh, dass wir die Struktur hier so bereichern konnten", sagt Eck. Von grüner Politik aber will er nichts wissen. "Mit Idealismus können wir die Probleme der Zukunft nicht lösen."

Bei der Mittagsrast im Vereinsheim des FC-Bayern-Fanclubs in Eßleben greift er sich das Mikrophon und legt nochmal in gewohnter Manier los. Das Abschalten der Atomkraftwerke gefährde die Versorgungssicherheit und damit den Wirtschaftsstandort Deutschland. Die Erhöhung des Bürgergelds schaffe keinen Anreiz mehr für Arbeit. Und die Reform der Erbschaftssteuer sei eine weitere Belastung der Wirtschaft und Bevölkerung. Beifall brandet auf.

Während fränkisches Hochzeitsessen serviert wird, postiert sich ein kleiner Chor vor den Tischen. Ecks Weggefährten haben ihm zum Abschied aus der aktiven Landespolitik ein Lied zur Melodie von "Marmor, Stein und Eisen bricht" von Drafi Deutscher gedichtet. Weil ungeprobt, wird nur der Refrain gesungen und der Text von Georg Brückner vorgetragen.
Abschiedslied für Gerhard Eck
Nach der überraschenden Gesangseinlage wird wieder aufgesattelt. Die Rückfahrt führt über Schwanfeld nach Wipfeld, wo Bürgermeister Tobias Blesch ein kurzes Stück mitradelt. Hie und da lacht einem Ministerpräsident Markus Söder von großen Wahlplakaten entgegen. "Den haben sie auch ziemlich jung gemacht", kann sich Eck nicht verkneifen.

Den Main entlang geht es weiter zum letzten Zwischenstopp nach Garstadt, der Heimatgemeinde des Grünen-Kandidaten Paul Knoblach, dessen Konterfei gleich am Ortseingang grüßt. Auch die SPD hat ihre Bewerber fleißig plakatiert.

Die Verschnaufpause können alle noch einmal nutzen, um sich mit Kohlenhydraten und Getränken zu stärken, bevor der Endspurt ansteht. Vorbei an Bergrheinfeld geht's über Ettleben zurück zum Ausgangspunkt.

"Eine schöne Tour", loben alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Den "Besenwagen" übrigens musste keiner in Anspruch nehmen.