Die meisten Autofahrer dürften sich mittlerweile an die neue Streckensituation auf der Bundesstraße 286 zwischen Gerolzhofen und Alitzheim gewöhnt haben. Im Dezember 2014 ist hier der neue 1,8 Kilometer lange Überholstreifen Richtung Gerolzhofen in Betrieb genommen worden und erspart ihnen seitdem auf der Fahrt in den Süden Zeit und Nerven.
Die stark verschlissene und teils unübersichtliche B 286 soll bekanntlich zwischen Schweinfurt und der Anschlussstelle zur A 3 bei Rüdenhausen bis zum Jahr 2019 in insgesamt neun Bauabschnitten schrittweise ertüchtigt werden, wie die Straßenplaner sagen.
Dies erfolgt durch den vierstreifigen Ausbau zwischen Schweinfurt und Schwebheim, sowie insgesamt acht weiteren Überholstreifen, die im 30 Kilometer langen Streckenverlauf bis zur A 3 wechselseitig zugeordnet werden. Der zwischen Alitzheim und Gerolzhofen hat bekanntlich den Auftakt gemacht.
Danach ist die B 286 von Schweinfurt bis Schwebheim vierspurig und weiter von Schwebheim bis in Höhe von Oberspiesheim komplett dreistreifig ausgebaut. Im weiteren Streckenverlauf wird es aber auch weiterhin Abschnitte geben, wo die Strecke wie bisher zweispurig verläuft.
Verflechtungsstreifen in der Stadt
Dazu sind die Erneuerung der Hahnenhügelbrücke bei Schweinfurt sowie Verflechtungsstreifen zwischen den Anschlussstellen Nord und Süd in Gerolzhofen vorgesehen. Sie ermöglichen es, hier im Stadtgebiet auf- und wieder abfahren zu können, ohne die eigentliche B 286 selbst benutzen zu müssen.
Allein die Kosten für die fünf Überholfahrstreifen-Abschnitte im Zuständigkeitsbereich des Staatlichen Bauamts Schweinfurt zwischen Schwebheim und der Grenze zum Landkreis Kitzingen in Höhe der Ortschaft Brünnau belaufen sich auf 19 Millionen Euro, die für den vierspurigen Ausbau von Schweinfurt bis Schwebheim auf über 27 Millionen Euro.
Für die restlichen drei Überholstreifen von der Landkreisgrenze bis zur A 3 ist dann das Staatliche Bauamt Würzburg zuständig.
Zur Kriechspur verkommen
Der Aufwand ist gerechtfertigt. Denn obwohl die B 286 immer noch im Volksmund als „Schnellstraße“ bezeichnet wird, ist sie im Lauf der Jahrzehnte zur Kriechspur verkommen. Dies spätestens seit der Schwerlastverkehr den Autobahnzubringer zwischen Schweinfurt und Wiesentheid/Rüdenhausen als beliebte Abkürzungs- und Mautfluchtstrecke zwischen der A 3 und der A 70 beziehungsweise A 71 benutzt.
Wegen des dichten Verkehrs mit langen Fahrzeugkolonnen und der oft fehlenden Sicht ist Überholen nur bedingt möglich. So kommt es immer wieder zu riskanten Überholmanövern. Diese enden nicht selten in schweren Unfällen. Auch die Fahrbahndecke hat teilweise stark unter dem Schwerlastverkehr gelitten.
Mit der Ertüchtigung zu einer leistungsfähigen Bundesstraße wird zum einen dem hohen Verkehrsaufkommen und zum anderen der Verkehrssicherheit auf der B 286 Rechnung getragen.
Über den aktuellen Stand der Planung und die nächsten Schritte informierten jetzt der Staatssekretär im Bayerischen Innenministerium, Gerhard Eck, sowie der Leiter des Staatlichen Bauamts Schweinfurt, Holger Bothe, und dessen Mitarbeiter bei einem Pressegespräch im Straßenmeisterei-Stützpunkt Gerolzhofen.
Problemfall Schallfeld
Weitergehen soll der Ausbau bekanntlich zwischen Gerolzhofen und der Grenze zum Landkreis Kitzingen vor Neuses am Sand. Eigentlich war hierzu schon für dieses Jahr die Erneuerung der Oberbauverstärkung des Straßenbelags von Gerolzhofen Richtung Schallfeld geplant. In einer getrennten Baumaßnahme sollte 2016 dann der Anbau eines Überholstreifens bei Schallfeld folgen. Dafür wäre die Bundesstraße aber zweimal für mehrere Wochen gesperrt gewesen. „Das Bauamt hat deshalb die Anregungen aus der Bevölkerung aufgegriffen und erstellt nun beide Teilbereiche zusammen im nächsten Jahr“, erklärte Eck.
Durch die Zusammenlegung wird sowohl die Bauzeit verkürzt als auch die Dauer des weiträumigen Umleitungsverkehr, um Autos und Lkws wieder auf die B 286 bei Gerolzhofen und Neuses zurückzuführen.
Die Kosten für den insgesamt 3,6 Kilometer langen Folgeabschnitt südlich und nördlich von Schallfeld sind mit rund 5,5 Millionen veranschlagt. Da es nicht gelungen ist, die für den Anbau des Überholfahrstreifens benötigten Grundstücke auf dem Verhandlungsweg zu erwerben, wurde hier bereits ein sogenanntes Planfeststellungsverfahren eingeleitet, um auf diesem Weg in den Besitz des Grund und Bodens zu kommen. „Ziel ist, das Verfahren noch heuer abzuschließen und 2016 mit dem Bau zu beginnen“, so Gerhard Eck.
Weitergehen mit den Überholstreifen soll es dann auf der Strecke zwischen Schwebheim und Höhe Oberspiesheim. So wird die Strecke hier nach dem Endausbau durchgehend wechselseitig auf drei Spuren befahrbar sein.
Für den Ausbau wird die Strecke zwischen Schwebheim und Oberspiesheim in drei Bauabschnitte untergliedert. Zunächst ist der dreispurige Ausbau für die beiden Abschnitte südlich und nördlich von Unterspiesheim geplant. Da zwischen Schweinfurt und Gerolzhofen der Grund für eine spätere Verbreiterung der Straße bereits bei ihrem Bau in den 1960er Jahren erworben wurde, hofft Bothe, schon 2017 Baureife für einen weiteren Abschnitt wie diesen zu erhalten.
Flaschenhals vermeiden
Mit dem Ausbau des restlichen Bereichs zwischen Unterspiesheim und Schwebheim möchte man warten, bis der vierspurige Ausbau bei Schwebheim abgeschlossen ist, so Bothe. Ansonsten entstünde hier eine Art „Flaschenhals“, wodurch sich der Verkehr kurz vor Schweinfurt massiv stauen könnte.
Der nächste große Schritt ist dann eben der vierspurige Ausbau zwischen Schwebheim und Schweinfurt. Hier ist die B 286 mit bis zu 20 400 Fahrzeugen am Tag am stärksten belastet und hat somit die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit erreicht.
Rund 27,4 Millionen Euro sind für den vierspurigen Ausbau auf einer Länge von 4,3 Kilometern veranschlagt. Dabei werden auch Beschleunigungs- und Verzögerungsstreifen errichtet und beschädigte Brückenteile ausgetauscht.
Im aktuell gültigen Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen hat der vierspurige Ausbau der B 286 bis Schwebheim die höchste Dringlichkeitsstufe erhalten. Ziel ist es, das Planfeststellungsverfahren im nächsten Jahr einzuleiten. Auch noch gegen den Planfeststellungsbeschluss mögliche Klagen und Einwendungen könnten das Genehmigungsverfahren in die Länge ziehen, so Gerhard Eck.
Um die Schwebheimer Bürger frühzeitig einzubeziehen und zu informieren, wird das Staatliche Bauamt das Vorhaben in einer Bürgerversammlung am 25. Juni umfassend vorstellen. Hier soll es vor allen Dingen um den Lärmschutz gehen.