Der Aufwand fürs Konzert der Toten Hosen im Sachs-Stadion ist gigantisch. Seit Montag wird aufgebaut. Die Bühnenteile wurden von sechs Lastwagen angeliefert, zehn „Product-Trucks“, auch sie 40-Tonner, sind zum Transport der Licht- und Tonanlagen und all dem drum herum für eine solche Show nötig.
Den Aufbau managet Stephan Haas von der Firma Argo-Konzerte, die das Spektakel am Samstag veranstaltet. Am Donnerstagabend hat er ein wenig Zeit für den Reporter reserviert. Die Bühne, die mit ihren Ausmaßen von 18 Metern Höhe (bis Dachgiebel), 42 Metern Breite und 20 Metern Tiefe zu den größeren in der Open-Air-Branche zählt, steht zwar schon in großen Teilen, aber es noch arg viel zu tun. Haas ist gelassen. 20 Jahre macht der gebürtige Nürnberger das jetzt schon, er ist erfahren. Er sagt, er ist im Zeitplan.
Die Bühne gibt es in den Ausmaßen zweimal, weil es eine Woche Zeit braucht, bis sie steht. Die Toten Hosen sind aber nun mal auf Tournee, also braucht's zwei Bühnen. Langjähriger Partner von Argo ist hier die Firma Megaforce aus Baden Württemberg. Wer den 30 Leuten zuschaut, stellt sehr schnell fest, dass sie ihr Handwerk beherrschen. Jeder Handgriff sitzt.
Haas sagt, dass das Stadion bezüglich der Infrastruktur ideal sei. Alles ist da. Problem gibt es nur eines: Das Marathon-Tor. Ein Lkw kommt da nicht durch. Mit einem 220-Tonnen-Kran wurden die mächtigen Einzelteile übers Marathon-Tor ins Stadionrund gehievt. Am Sonntag ist der Kran wieder da, gegen 10 Uhr geht's retour, wird die Bühne wieder auf die 40-Tonner geladen.
Überall brausen Gapelstapler durchs Stadion, es sind Warnschilder aufgestellt. „Das läuft hier ab wie in einem Unternehmen“, sagt Haas zu den aus Sicherheitsgründen nötigen zuhaltenden (Verkehrs-)Regeln. Jetzt läutet das Telefon, dann bespricht sich Haas kurz mit Matthias Ingolf Berger, dem Chef der Elektrofirma. PR-Agentur heißt die. „Das steht für Planung und Realisierung“, erklärt er dem fragenden Reporter. Am Donnerstagabend hatten Berger und seine vier Elektriker fünf der acht Kilometer Kabel verlegt.
Dann setzt sich das Interview fort. Weil alles einen englischen Begriff hat, heißt die Nebenbühne „B-Stage“. Vor der großen „Stage“ müssen noch drei Bereiche mit Gittern abgetrennt werden, ganz vorne ist das die Barrikadenlinie, dahinter werden im Abstand von 20 beziehungsweise 38 Metern von der Bühnenkante die so genannten Wellenbrecher aufgebaut. „Vorne halten sich die meisten Leute auf, da ist diese Schutzmaßnahme nötig“. Damit niemand erdrückt wird, sei angefügt.
Zwei Drittel des Rasens werden überdeckt. Im vorderen Teil sind das festere Spezialteile, angemietet von einer Firma mit dem alles sagenden Namen „Gree-Safe“. Dahinter, das ist der Wellenbrecher-Bereich. Dort genügen Rasennetze. Im letzten Drittel, das ist das Richtung Kesslerfield, stehen die Musikfans auf dem Rasen. „Hinten ist keine Abdeckung nötig, da dünnt sich das Publikum aus“, sagt Haas. Gleichwohl streut er hier ein, dass der angekündigte Wetterbericht Regen ausschließt. Schäden am Gras würde es aber auch mit Regen keine geben.
Es gibt viele weitere Partner von Argo, die alle mit eigenen Leuten unterwegs sind. Show–Sec heißt die Sicherheitsfirma, die ins Stadion schon seit Tagen nur Berechtigte einlässt. Am Samstag sind 250 Show-Sec-Kräfte im Einsatz, Argo hat 100 Leute im Dienst, dazu kommen noch die Akteure des Gastro-Service, auch das ein fester Argo-Partner, der aber – wie immer – auch in Schweinfurt viele lokale Anbieter für Food und Getränke geordert hat. Am Ende sind es weit über 400 Menschen, die hinter den Kulissen Dienst schieben.
Kann Haas, den vier Assistentinnen unterstützen, das Konzert anschauen? Er lacht. Eine halbe Stunde vielleicht, dann ist bereits der Abbau Thema. Wenn der letzte Ton verklungen ist, geht es schon los. Der Zeitplan ist eng, weil das Marathon-Tor der einzige Weg aus dem Rund ist. Bis 2 Uhr müssen Licht und Ton verladen sein, bis 8 Uhr werden die Gitter, Barrikaden und Rasenabdeckungen rausgefahren. Dann kommt der Kran, der die Bühnenteile raushievt. Am Dienstag ist schon „Rückübergabe“ an die Stadt, die Haas wegen der Professionalität lobt.
Das Konzert mit den fünf Düsseldorfer Punkrockern ist ausverkauft. Einlass ist um 15.30 Uhr. Die Eintrittskarte berechtigt ab 14 Uhr zur Benutzung der Stadtbusse. Die Toten Hosen selbst beginnen gegen 20.45 Uhr. Vielleicht registrieren einige der 20 000 Besucher mal kurz, aber bewusst die Wegweisung. Die Schilder, Tafeln und Banner wurde nach einem genau ausgetüftelten Plan aufgehängt. Am Donnerstagabend wurde damit begonnen.