Bei Katastrophen oder großflächigen Gefährdungslagen ist es wichtig, die Bevölkerung zuverlässig zu warnen und Einsatzkräfte zu alarmieren. Dies geschieht über Sirenen. Der Freistaat Bayern hat nun ein Förderprogramm aufgelegt, um bestehende Sirenen zu modernisieren beziehungsweise komplett gegen neue Geräte zu tauschen. Die Alarmierung wird von Analog- auf Digitalfunk umgestellt.
Die Stadt Gerolzhofen beteiligt sich an diesem Förderprogramm und hat laut Stadtbaumeisterin Maria Hoffmann ein externes Ingenieurbüro beauftragt, den Zustand der einzelnen Sirenen im Stadtgebiet von Gerolzhofen und Rügshofen zu erfassen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung werden dem Stadtrat dann vorgestellt. Im städtischen Haushalt sind bereits insgesamt 150.000 Euro für die Verbesserung der Sirenen-Alarmierung eingestellt.
Die meisten Sirenen hätten bereits ein hohes Alter, sagte Hoffmann. Sie verfügen über keine Notstromversorgung und haben keinen Blitzschutz. Außerdem befinden sich die Geräte teilweise noch auf privaten Gebäuden. Ein weiteres Problem: Weil die Stadt in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter gewachsen ist, gibt es inzwischen Siedlungsgebiete, wo die nächstgelegene Sirene nur leise oder überhaupt nicht zu hören ist.
Sprachdurchsagen möglich
Es gibt inzwischen neue elektrische Sirenen auf dem Markt, die auf einem frei stehenden Mast mitten im Wohngebiet installiert sind. Damit können nicht nur bestimmte akustische Alarme ausgelöst werden, sondern es sind auch Sprachdurchsagen möglich.
Auslöser für die erforderliche komplette Überarbeitung der Sirenen-Anlagen im Freistaat ist die technische Umstellung der Alarmierungen von Analog- auf Digitalfunk. Bereits vor mehreren Jahren war der Funkverkehr zwischen den Fahrzeugen von Polizei, Rettungsdiensten, Feuerwehren untereinander und mit ihren Einsatzzentralen und Leitstellen vom analogen Funk auf ein digitales Funksystem (Tetra-Netz) umgestellt worden. Größter Vorteil der neuen Technik: Der Funk ist jetzt abhörsicher und genügt den Vorgaben des Datenschutzes.

Aber auch sonst hat der Digitalfunk den Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (kurz: BOS) zahlreiche Vorteile gebracht. Im analogen Funknetz waren die verfügbaren Frequenzen begrenzt. Polizei, Feuerwehr und Rotes Kreuz hatten zudem jeweils eigene Frequenzen, was die Kommunikation zwischen den Diensten bei einem größeren Ernstfall erschwerte. Und: Alle Feuerwehren im Landkreis benutzten früher dieselbe Frequenz, was bei größeren oder bei mehreren zeitgleichen Einsätzen den Funkverkehr nicht selten erheblich erschwerte. Beim Digitalfunk können nun Unterkanäle eingerichtet werden, damit alle Einsatzbeteiligten eine problemlose Kommunikation untereinander haben können.
Sirenen sind noch analog
Aber: Im Gegensatz zu den Funkgesprächen laufen die Piepser-Alarme für Notarzt, Rettungswagen und Feuerwehren noch immer über den analogen Funk. Auch die Sirenen werden noch über einen analogen Funkimpuls ausgelöst. Die Alarm-Durchsagen können deshalb von Unbefugten noch immer verbotenerweise abgehört werden. Mit der geplanten Umstellung auf Digital wird nun auch die Alarmierung technisch zuverlässiger – und abhörsicher.
Für die digitale stille Alarmierung müssen – wie bereits mehrfach berichtet – neue Piepser (nun Pager genannt) angeschafft werden. Die Anschaffung und Programmierung der Pager für diejenigen Feuerwehren, die diese Art der Alarmierung nutzen wollen, läuft bereits. Ein Pager samt Zubehör kostet den Gemeinden laut Kreisbrandrat Holger Strunk rund 550 Euro. Der Freistaat übernimmt von den förderfähigen Kosten bis zu 80 Prozent. Die Umstellung auf die digitale Alarmierung erfolgt im Landkreis Schweinfurt Schritt für Schritt und zwar immer dann, wenn eine Feuerwehr mit neuen Pagern ausgestattet ist.
Jede Sirene wird umgebaut
Vergleichbar wie bei den Pager für die stille Alarmierung verhält es sich auch bei der Umrüstung der Sirenen für die "laute" Alarmierung. Laut Kreisbrandrat Strunk muss in jede Sirene im Landkreis ein neues Steuerungsgerät eingebaut werden, das auf das digitale Funksignal reagiert. Dies ist Aufgabe der jeweiligen Kommune. Der Freistaat Bayern hat dazu das erwähnte Sonderförderprogramm aufgelegt, das momentan bis Ende 2022 läuft.
Der Gerolzhöfer Stadtrat fasste nun am Montagabend den Grundsatzbeschluss, alle alten Sirenenanlagen im Stadtgebiet gegen neue auszutauschen. Voraussetzung ist allerdings, dass man dafür in den Genuss des Sonderförderprogramms kommt. Sirenen, die nicht gefördert werden, sollen nicht erneuert werden. Sie erhalten dann nur ein neues digitales Steuergerät.