Das Thema Bewässerungskonzept für die Oberschwarzacher Weinberge ist noch nicht komplett vom Tisch. Das Bayerische Umweltministerium bestätigte jetzt auf Nachfrage der Redaktion, dass man sich erneut mit dem gesamten Vorhaben beschäftigen werde. Laut Pressesprecher Dr. Thomas Marzahn werden Fachleute und Juristen prüfen, ob es noch Spielräume für weitere Zuschüsse gibt.
Hintergrund war, dass zuletzt Oberschwarzachs zweiter Bürgermeister Manfred Baumann bei der Grünen Woche in Berlin die Gelegenheit nutzte, um dort persönlich mit dem Bayerischen Umweltminister Thorsten Glauber über das Thema zu sprechen. Gleichzeitig überreichte Baumann ein Schreiben an Glauber, das Bürgermeister Manfred Schötz im Namen der Gemeinde dazu verfasst hatte. Zentral darin die Bitte, die zuständigen Stellen möchten die Höhe der bisher in Aussicht gestellten Bezuschussung für das Pilotprojekt im Steigerwald überdenken.
Minister Glauber versicherte, dass er das Anliegen auch ans Landwirtschaftsministerium weiter tragen werde. "Es wäre für uns ein Hoffnungsschimmer, dass man dort sagt, wir machen noch einmal Geld locker. Sonst ist das Ganze gestorben", gab Baumann, der selbst Winzer ist, unumwunden zu. Der Minister habe Verständnis für die Situation Oberschwarzachs gezeigt. "Es geht nur um die Finanzierung. Ich habe ihm erklärt, dass es einfach schade wäre, wenn ein Pilotprojekt daran scheitert", so der zweite Bürgermeister.
Maximal zehn Millionen Euro Förderung hatte der Freistaat zugesichert
Erst wenige Tage zuvor hatte es im Oberschwarzacher Gemeinderat so ausgesehen, als sei das Pilotprojekt gestorben. Die Marktgemeinde wollte den Weinbauverein bereits bitten, das Einstellen des Projekts schriftlich zu bestätigen. Das geschah nicht, man entschloss sich zum Bittschreiben nach München.
Oberschwarzach wurde zusammen mit den Winzergemeinden Iphofen und Nordheim/Sommerach, sowie einem weiteren in Spalt in Mittelfranken, als Versuchsballon ausgewählt, um dort zum Thema Bewässerung einen Versuch zu starten. Maximal zehn Millionen Euro der Kosten pro Projekt hatte das Ministerium zugesichert.
Warum die zugesagten Zuschüsse für Oberschwarzach nicht reichen würden
Das wäre für Oberschwarzach zu wenig, wegen des großen Aufwands. Dort kann man nicht das Wasser aus dem Main nutzen, wie es Iphofen und Nordheim anpeilen. "Unser Projekt ist am teuersten, weil wir das Oberflächenwasser sammeln müssen aus dem, was zusammen läuft", so Manfred Baumann. Das sei nachhaltiger, komme aber mit Abstand teurer. Hinzu komme, dass die Gemeinde die kleinste Weinbergsfläche der Antragsteller hat.

Erste Berechnungen eines Ingenieurbüros gingen 2021 von rund 20 Millionen Euro an Kosten für die Bewässerung der 120 Hektar Rebflächen in Oberschwarzach, Kammerforst, Handthal und Wiebelsberg aus. Zum Vergleich: In Nordheim/Sommerach wären es 14 Millionen Euro für 615 Hektar, in Iphofen 17 Millionen für 262 Hektar.
Die bisher zugesagte Förderung des Freistaats wäre für die Winzer aus dem Steigerwald viel zu wenig. Sie müssten dann rund 83.000 Euro pro Hektar beisteuern, was utopisch sei. "Wir bräuchten 80 bis 90 Prozent der Kosten, dann wäre es machbar", so Manfred Baumann.
Becken und Seen sollen das Oberflächenwasser auffangen
In Oberschwarzach sei der Ansatz nicht nur, dass man Weinberge bewässere. "Sondern wie können wir bei uns in der Region generell das Wasser zurück halten", gibt Jürgen Rebhann zu bedenken. Der Winzer aus dem Ortsteil Kammerforst brachte den Stein vor einigen Jahren ins Rollen und hat sich viele Gedanken darüber gemacht.
Während man woanders nur Wasser aus dem Main pumpe, werde in Oberschwarzach lediglich Oberflächenwasser abgefangen, das, so Rebhann, eh den Berg hinunter laufe. Durch Becken und Seen, die dort zu errichten seien, lasse sich das Wasser in der Region halten. "Nur so hat die Natur etwas davon", meint er.
Rebhann: Das Bewässerungssystem könnte man ausdehnen, auch für Obstanlagen nutzen
Rebhann betont, dass man das Bewässerungssystem ausdehnen könne. Die Speicherbecken und Seen ließen sich auch für Obstanlagen nutzen oder als Brandschutz für den Wald. Zudem könnten die Rückhalte auch einem anderen wichtigen Punkt dienen: dem Hochwasserschutz. "Wir würden beides mit einer Klappe schlagen."

Das wäre für Jürgen Rebhann ein großer Schritt, um auch die Kulturlandschaft dort auf längere Sicht zu erhalten. Nicht nur er weiß, dass dies einige Anstrengungen erfordere. Und in Oberschwarzach eben weitere finanzielle Unterstützung. Dort rechnet man in den nächsten zwei, drei Monaten mit einer Aussage vom Freistaat dazu. Dann wird und muss sich zeigen, was aus dem Vorhaben wird.