Schweinfurt behauptet von sich, dass es viel auf Lager hat. Stimmt in vielen Dingen auch. Zu einem seit vielen Jahren geforderten Camping- und/oder Wohnmobil-Stellplatz hat es aber nie gereicht. Nun erfüllen sich beide Wünsche. Bauherr ist in beiden Fällen der Unternehmer Wolfgang Thein.
Der Chef der gleichnamigen Caravanfirma im Hainig hat – wie berichtet – den ehemaligen Ponyhof Hepp zwischen dem Gewerbegebiet und Niederwerrn gekauft, will dort einen modernen City-Camping-Touristik-Platz schaffen. Und nun wird Europas größter Fendt-Vertragshändler auch einen Stellplatz für 20 Wohnmobile bauen und betreiben. Der Wohnmobil-Platz kommt auf das bereits einmal als idealen Standort diskutierte Rasen-Dreieck am Hutrasen vor dem Ex-VfR-Gelände.
Ein Campingplatz war in Schweinfurt seit dem Auflassen der Schonunger Bucht als Freizeitgelände immer mal wieder Thema. Zuletzt forderte die Schweinfurter Liste, unterstützt von den Freien, konkrete Schritte von der Stadt. Im Auge hatte man den Baggersee. Jetzt ist mit dem Schweinfurter Unternehmer ein privater Investor gefunden. Er erfüllt sich mit dem Campingplatz selbst einen Traum.
Zur Verfügung stehen am Hainig rund 20 000 Quadratmeter. Geplant sind drei Abteilungen, eine für rund 70 Wohnwagen, eine für zehn bis 15 Wohnmobile und ein Zeltplatzbereich. Thein plant, das Areal „parkähnlich“ zu gestalten, will einen gehobenen Platz mit modernen Sanitäreinrichtungen, aber erschwinglichen Preisen schaffen.
Flächennutzungsplan angepasst
Im flachen Ex-Stallgebäude werden Duschen, Bäder und Toiletten eingerichtet. Das noch unverputzte Wohnhaus wird Campingplatz-Zentrale mit Rezeption und Wohnung für den Platzwart. Fünf neue Arbeitsplätze sollen entstehen.
Thein setzt auf die Touristen, die Schweinfurt im Rahmen eines Frankenurlaubs ins Programm nehmen, und auf Urlauber, die wegen der Qualität des Schweinfurter City-Camping-Platzes hier ihre Nacht auf dem Nachhauseweg aus dem Urlaub im Süden verbringen. Die Autobahnen sind ja nicht weit entfernt.
Als reinen „Mitnahmeeffekt“ sieht Thein sein Angebot an Neukunden, die sich in seiner Fendt-Niederlassung gleich nebenan einen Wohnwagen oder Wohnmobil gekauft haben. Sie sollen ein oder zwei Nächte am Campingplatz verbringen: Die Einsteiger erhielten bei technischen Problemen sofort Hilfe, könnten außerdem Schweinfurt kennenlernen.
Weil der bisherige Ponyhof im Außenbereich als „Fläche für Landwirtschaft“ ausgewiesen war, war eine Änderung des Flächennutzungsplanes nötig. Die geänderte Fassung lag gerade aus. Der Bebauungsplan für den Hainig (N 25/II) ist noch bis 19. August einsehbar. Er wurde wegen der Erschließung „angepasst“.
Die Zufahrt auf den neuen Campingplatz war einziger Knackpunkt. Für Wohnwagengespanne ist der Weg zu schmal. Der Deal ist nun, dass die Stadt den Straßenausbau zahlt, laut Wirtschaftsförderer Hans Schnabel rund 80 000 Euro. Thein erklärte sich demgegenüber bereit, auch den Wohnmobil-Stellplatz am Hutrasen zu erstellen. Die Stadt bietet den Wohn- und Reisemobilisten bisher in der Wehr zwar Plätze an. Die sind aber oft zugeparkt und außerdem ohne Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten.
150 000 Euro günstiger
2008 sah es nach einer städtischen Lösung aus. Nach langer Suche hatte man den Hutrasen ausgeguckt. Nur: In die Haushaltsplanungen für 2009 schaffte es der Wohnmobilplatz dann doch nicht. Zu teuer, hieß es.
Jetzt baut ihn Thein, übrigens mit rund 150 000 Euro günstiger als die Stadt für nötig erachtete. Modern sei der Platz dennoch, sagt Thein. Die Stadt legt fehlende Leitungen (Strom), wenngleich die Straßenbeleuchtung schon da ist, eine Wasserleitung angeblich auch. Thein baut die Entsorgungsstationen für die 20 Wohnmobil-Plätze, die schneckenförmig angelegt sind.
Der Gast zahlt am Automaten mit Wasser- und Stromanschluss (zusätzlich kostenpflichtig) zwischen fünf und acht Euro für den Stellplatz. Die Entsorgung ist kostenlos.
Laut Wirtschaftsförderer Hans Schnabel erhält Thein für das städtische Grüngelände eine Nutzungserlaubnis. Drei Jahre muss Thein den Platz betreiben, dann wird darüber gesprochen, ob er weitermacht.
Übrigens: Studien besagen, dass gerade die Touristik-Camping-Übernachtungen deutlich zugenommen haben, bei Reisemobilurlaubern sogar noch mehr als beim klassischen Campinggast. Insofern hat die Stadt diese Touristengruppe bisher eher nicht verwöhnt. Beide Plätze sollen im Frühjahr 2012 zur Verfügung stehen.