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Schweinfurt: Dürre, extreme Trockenheit, Wassermangel: So leiden Parks und Bäume in und um Schweinfurt

Schweinfurt

Dürre, extreme Trockenheit, Wassermangel: So leiden Parks und Bäume in und um Schweinfurt

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    Die Folgen der Hitze und Trockenheit sind augenfällig: Eine Staubwolke hinterlässt dieser Lastwagen bei den derzeitigen Bauarbeiten im leeren Ellertshäuser See.
    Die Folgen der Hitze und Trockenheit sind augenfällig: Eine Staubwolke hinterlässt dieser Lastwagen bei den derzeitigen Bauarbeiten im leeren Ellertshäuser See. Foto: Anand Anders

    Knochentrockene Böden, verdorrte Wiesen, ausgetrocknete Bachläufe, verbrannte Felder. Steppe im Châteaudun-Park vor dem Schweinfurter Theater, Bäume werfen ihre Blätter ab als wäre Herbst, Grundwasserstände sinken, der Main besteht aktuell zu einem Viertel aus herübergepumptem Wasser aus dem Brombachsee: Die Dürre hat die Region im Sommer 2022 fest im Griff. 

    Auch in Schweinfurt und Umgebung ist deutlich zu sehen, dass der trockenste und heißeste Sommer die vermutlich schlimmste Dürre seit 500 Jahren in Europa zur Folge hat. Die Parkanlagen der Stadt haben keinen grünen Rasen mehr, viele Bäume haben deutliche Hitzeschäden, werfen viel zu früh ihre völlig vertrockneten Blätter ab. "Wir befürchten, dass dauerhaft ein Drittel der Schweinfurter Bäume kaputt geht", sagt Richard Lindner, Geschäftsführer des Bund Naturschutz in Schweinfurt.

    Läuft man mit offenen Augen durch die Stadt, ist das Bild auch im Vergleich zu den vorangegangenen Sommern erschreckend. Der Grund liegt auf der Hand: Es fehlt der Regen. Insgesamt fielen in Unterfranken von Mai bis Juli 2022 etwa 80 Liter Regen pro Quadratmeter – je nach Ort weniger als die Hälfte (40 bis 45 Prozent) der durchschnittlichen Menge für diesen Zeitraum, wie Lothar Bock vom Regionalen Klimabüro des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in München gegenüber dieser Redaktion erklärt.

    In Schweinfurt gab es von Mai bis Juli 36 Tage mit mehr als 25 Grad

    Der Zeitraum Mai bis Juli ist für ganz Unterfranken betrachtet einer der trockensten seit Beginn der regelmäßigen Aufzeichnungen 1881, so die Erkenntnis des DWD. Lokale Wetterstationen aus Schweinfurt zeigen für Mai bis Juli 29 Tage mit Temperaturen über 25 Grad und sieben über 30 Grad. Am 19. und 20. Juli wurden gar 37,2 bzw. 38,4 Grad gemessen.

    Der Rasen im Châteaudunpark vor dem Schweinfurter Theater ist im Sommer 2022 völlig vertrocknet.
    Der Rasen im Châteaudunpark vor dem Schweinfurter Theater ist im Sommer 2022 völlig vertrocknet. Foto: Anand Anders

    Die Niederschläge sind in Schweinfurt im Vergleich zu Unterfranken unterdurchschnittlich: 56 Liter pro Quadratmeter im Mai, 75 im Juni, 60 im Juli, laut den im Internet einsehbaren Daten der Privatwetterstation von Hans Jürgen Dörnhöfer.

    Ein anderes Extrem brachte der Sommer in Schweinfurt am Abend des 25. Juli: Nur wenige Minuten tobte da ein schweres Gewitter über der Stadt, laut Wetteraufzeichnung sogar mit Windstärke 9. Es reichte, um das 3,25 Tonnen schwere Kupferdach der Turnhalle der Friedrich-Rückert-Grundschule wie eine Sardinenbüchse aufzurollen, es landete auf dem Parkplatz neben der Halle, nur gestoppt von der dortigen Steinmauer. Dass weder die daneben liegende Bahnstrecke Schweinfurt-Bamberg noch andere Gebäude in der Schultesstraße beschädigt wurden, ist reiner Zufall.  

    Solche Bilder wie hier am Fichtelgarten in Schweinfurt sind in diesem Sommer normal. Die Bäume verlieren schon im August ihr Laub.
    Solche Bilder wie hier am Fichtelgarten in Schweinfurt sind in diesem Sommer normal. Die Bäume verlieren schon im August ihr Laub. Foto: Anand Anders

    Unterfranken einer der Hitze-Hot-Spots in Deutschland

    Dass Schweinfurt und die Region Main-Rhön besonders vom Klimawandel betroffen und ein regelrechter Hitze-Hot-Spot ist, hat mehrere Gründe, auf die der renommierte Würzburger Klimaforscher Heiko Paeth gegenüber dieser Redaktion schon mehrfach hingewiesen hat. Ein wichtiger Punkt ist die Topographie mit den umliegenden Mittelgebirgen: Unterfranken wird im Nordwesten vom Spessart und im Norden von der Rhön abgegrenzt.

    Aus Nordwesten und Norden kommen meistens die Luftmassen, die Bewölkung und Feuchtigkeit im Gepäck haben. Aber: Spessart und Rhön stehen quasi im Weg, es bleibt in Unterfranken trocken, weil sich die Wolken bereits auf der windabgewandten Seite der Mittelgebirge auflösen. Je stärker die Sonne scheint, desto mehr heizt sich die Region auf.

    Auch an der Stadtmauer in Schweinfurt sieht man die Folgen von Hitze und Dürre: Der Rasen hat sich in eine Steppe verwandelt.
    Auch an der Stadtmauer in Schweinfurt sieht man die Folgen von Hitze und Dürre: Der Rasen hat sich in eine Steppe verwandelt. Foto: Anand Anders

    Laut Klimaforscher Heiko Paeth ist Unterfranken bereits ein Hotspot des Klimawandels. Die Erde habe sich seit Beginn der flächendeckenden Messungen um 1,05 Grad erwärmt, die Daten für die Erwärmung in Unterfranken: plus 1,7 Grad.

    Wenn nichts getan würde, um den Ausstoß der Treibhausgase in die Erdatmosphäre nachhaltig zu reduzieren, bedeutet das laut Paeth für Unterfranken eine Erwärmungsrate von 4,5 Grad bis Ende des Jahrhunderts. Eine Konsequenz wären vor allem deutlich mehr Hitzetage pro Jahr auch in Schweinfurt. Umso wichtiger, dass die Stadt konsequent ihr Ziel verfolgt, bis 2035 klimaneutral zu werden.

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