Zu Hause frieren – das haben Christina und Maximilian Münch früher nicht gekannt. Doch dann kam der erste Herbst, der erste Winter in ihrem Reihenendhaus in Niederwerrn. 70 Quadratmeter Wohnfläche, Baujahr 1961. Gedämmt war nur wenig. Und obwohl die kleine Ölheizung im Erdgeschoss bollerte, blieb es kalt. Dass sich das ändern musste, war klar.
Aber wie? Münchs informierten sich. Vor allem Maximilian Münch recherchierte, verglich Dämmmaterialien, rechnete. Der Ausgangspunkt: ziemlich dramatisch. 1000 Liter Heizöl hat die kleine Ölheizung im Jahr geschluckt. Relativ viel Öl und Geld für ein relativ kleines Haus, meint der 31-Jährige, der auch beruflich ein kühler Kopf ist. Maximilian Münch arbeitet in der technischen Beratung und Entwicklung bei Schaeffler. Und so ist die Rechnung, die er aufgestellt hat, auch eine, die alles in den Blick nimmt: Kosten wie Nachhaltigkeit.
Der Gedanke, ein Haus mit Styropor zu dämmen, flog dabei ziemlich schnell aus der Liste der Möglichkeiten. Allein schon, weil die Gefahr besteht, dass sich Feuchtigkeit ansammelt und hält, sagt Maximilian Münch. Noch dazu schneidet das Material, das zu 98 Prozent aus Luft und zu zwei Prozent aus Polystyrol-Kügelchen besteht, in der CO₂-Bilanz eher schlecht ab.
Wie viel Energie wird beim Herstellen der Stoffe gebraucht und wie viel Kohlendioxid frei?
Hergestellt wird Styropor, wie man das Material landläufig nennt, aus Erdöl. Bei der Herstellung ist viel Energie nötig, bis zu 760 Kilowattstunden pro Kubikmeter Material, listet das Beratungsportal energie-fachberater.de auf. Dazu kommt der CO₂-Ausstoß bei der Produktion. Bis zu 490 Kilogramm sind das pro Kubikmeter. Styropor ist übrigens ein geschützter Handelsname der Firma BASF. Allgemein spricht man von EPS, expandiertem Polystyrol.
Ebenfalls schnell ausgeschieden war eine Dämmung mit Steinwolle. Auch hier braucht es viel Energie zur Herstellung; bis zu 400 Kilowattstunden sind es pro Kubikmeter. Ebenfalls hoch: der CO₂-Ausstoß. Er liegt laut Portal bei 285 Kilogramm Kohlendioxid pro Kubikmeter.

Und jetzt? Maximilian Münch recherchierte weiter, kam schnell auf die Alternative: Holzfaser. Nachhaltigkeit sei ihnen beiden wichtig, sagen Münchs. Auch deshalb wollten sie einen eher natürlichen Dämmstoff wählen. Die Bilanz: Bei der Herstellung wird – je nach Verfahren – teilweise zwar relativ viel Energie gebraucht, bis zu 800 Kilowattstunden pro Kubikmeter. Doch der CO₂-Ausstoß ist wesentlich geringer, liegt nur bei bis zu 64 Kilogramm pro Kubikmeter.

Und: Hergestellt wird der Dämmstoff vor allem aus Nadelholzresten, die beispielsweise in Sägewerken anfallen. Vom Preis her, das sagen Münchs offen, ist der Dämmstoff deutlich teurer. Aber: Für die Dämmung ihres Häuschens gab es für das Paar 20 Prozent Förderung von der BAFA, dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. Da lasse sich die höhere Investition verschmerzen.
Mit den Kosten fürs Heizöl halbiert sich auch der CO₂-Fußabdruck im Reihenendhaus
Dazu kommt: Bei den Kosten für Heizöl sparen Münchs auch, nachdem sie ihr Häuschen im Sommer 2024 komplett von außen gedämmt und verputzt haben. Dass sie in Zukunft etwa die Hälfte Heizöl brauchen werden, und auch die Hälfte ihrer bisherigen CO₂-Emission von bis zu drei Tonnen pro Jahr einsparen würden, hat ihnen die Energieberaterin prognostiziert. Es sehe auch ganz so aus, als würde das zutreffen, meint Maximilian Münch. Noch ein Vorteil ist für ihn der gute Hitzeschutz im Sommer, denn da liegt die Holzfaser aufgrund der hohen Rohdichte des Materials ganz vorne.

Mit einem hatten Münchs allerdings nicht gerechnet: Eine Firma zu finden, die Holzfaser zur Außendämmung aufbringt und anschließend das Haus neu verputzt, war nicht ganz so einfach. Gelungen ist es dennoch. Und die Erfahrung? Die Verarbeitung, meint Münch, sei deutlich schwieriger. Auch die relativ schweren Platten hochzuhieven, sei nicht einfach. Und: Sind die 18 Zentimeter dicken Platten erst einmal auf die Fassade geklebt, müssen sie alle befestigt werden. Das hieß: Löcher bohren, rund 1000 Dübel setzen, in Handarbeit.

Eigentlich suchten Münchs eine Wohnung, haben sich dann aber ins Häuschen verliebt
Das, sagen Münchs, habe man selbst gemacht. Wie beim gesamten Aus- und Umbau ihres Hauses wurden sie dabei unterstützt von ihrer Familie, von Freunden und vor allem von "Opa Herbert" Stock. 2018 hatten die beiden ihr Häuschen gekauft, waren etwa ein Jahr später eingezogen. Eigentlich hatten sie nach einer Wohnung gesucht, sagt Christina Münch. Gefunden haben sie das Häuschen, in das sich beide sofort verliebt haben. Es zu kaufen, war eine gute Entscheidung, meint die 29-jährige Ergotherapeutin heute.

Frieren müssen die beiden jedenfalls nicht mehr in ihrem Reihenendhaus in Niederwerrn. Warum sie ihre Geschichte erzählen wollen? Ganz einfach, um andere vielleicht von ihrer Idee überzeugen zu können. Denn fürs Klima und für Nachhaltigkeit könne jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten etwas tun, meint Maximilian Münch.