In einer Pressemitteilung hat der Schweinfurter Landtagsabgeordneter der bayerischen Bündnisgrünen, Paul Knoblach, Mitte August im Namen seiner Fraktion eine schärfere Bejagung in den bayerischen Wäldern gefordert. Seine Begründung: das Ergebnis des forstlichen Gutachtens von 2018 zur Situation der Waldverjüngung. Darin wurde laut Knoblach festgestellt, dass in "47 Prozent der Hegegemeinschaften Bayerns, zu denen die Jagdreviere zusammengefasst sind, der Verbiss zu hoch oder deutlich zu hoch" sei. Das gelte auch für die Region Schweinfurt. Schon zu Beginn der Jagdsaison am 1. Mai habe er die Jäger aus dem Schweinfurter Raum zu einer schärferen Bejagung aufgefordert, um den Verbiss zu reduzieren. Denn nur so könne das im Bayerischen Jagdgesetz verankerte Ziel einer natürlichen Waldverjüngung erreicht werden.
Staatssekretär Gerhard Eck will die Mitteilung des Grünen-Abgeordneten aus Garstadt so nicht stehen lassen. Im Gegenteil. In einem offenen Brief kontert der CSU-Mann, der selbst Jäger und Revierpächter ist, scharf, wirft Knoblach ziemlich direkt vor, aus Opportunismus auf den "Zug Wildverbiss" aufgesprungen zu sein, um sich für sein "grünes Klientel bemerkbar zu machen". Dabei, so Eck, verschweige er – wie andere grüne Politiker auch – "schon wieder einmal die Fakten". Die hohe Zahl von Wildunfällen hänge nicht mit der Größe der Wildpopulation zusammen, sondern vielmehr damit, dass die Tiere durch Landwirtschaft und Freizeitverhalten der Menschen in ihren Rückzugsräumen ständig aufgeschreckt würden. Das passiere meist nicht in böser Absicht, führe aber dazu, dass sich die Rehe dann dorthin zum Äsen zurückziehen, wo sie nur wenig gestört würden: in den Wald.
"Wie ich lehnen es auch alle anderen verantwortungsvollen Jäger ab, Tiere einfach abzuschießen, nur um die Quote zu erfüllen."
Staatssekretär Gerhard Eck, selbst Jäger und Revierpächter
"Erfahrenen Jägern müssen Sie nicht erzählen, dass wir uns an die Abschusspläne halten sollen, die im Übrigen mit den Jagdgenossenschaften abgestimmt sind. Wir sind froh, wenn wir neben all den Rehen, die auf der Straße auch deshalb überfahren werden, weil Autofahrer nachts in unübersichtlichen Kurven und in geschlossenen Waldstrecken zu schnell fahren, noch unseren Abschuss erfüllen können", sagt Eck. Denn: die ständige Beunruhigung des Wildes führe auch dazu, dass die Tiere erst mit Eintritt der Nacht aus der Deckung treten würden. Doch dann sei es für einen "hegerisch verantwortungsvollen Schuss" oft schon zu spät. "Wie ich lehnen es auch alle anderen verantwortungsvollen Jäger ab, Tiere einfach abzuschießen, nur um die Quote zu erfüllen."
Allen Akteuren sei das Problem bewusst. "Wir arbeiten mit den Jagdgenossenschaften zusammen und stehen ständig im Dialog mit den Forstbehörden", schreibt Eck. Knoblach aber stelle das "sehr komplexe Problem so dar, dass man nur die Jäger beschuldigen müsse, weil sie nicht auf alles schießen, was sich bewegt". Knoblach rate er, selbst den Jagdschein zu machen – "aber nicht in einem zwei-Wochen-Lehrgang, sondern gründlich. Treiben Sie dann verantwortlich Jagd. Erfüllen Sie ihren Abschuss. Und wenn Sie dann, nach einigen Jahren, wissen wovon Sie reden, sollten Sie in einen seriösen Dialog mit der Jägerschaft über die wirklichen Ursachen eintreten", so Eck.