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Schweinfurt: Ein Kapitel Orient in Schweinfurt: Teppichhaus Isfahan schließt nach über 50 Jahren für immer die Türen

Schweinfurt

Ein Kapitel Orient in Schweinfurt: Teppichhaus Isfahan schließt nach über 50 Jahren für immer die Türen

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    Djamal Khadiwi hat über 50 Jahre sein Teppichhaus Isfahan in Schweinfurt geführt. Mit 85 Jahren will er nun mit Ehefrau Sedighe seinen Ruhestand genießen.  
    Djamal Khadiwi hat über 50 Jahre sein Teppichhaus Isfahan in Schweinfurt geführt. Mit 85 Jahren will er nun mit Ehefrau Sedighe seinen Ruhestand genießen.   Foto: Josef Lamber

    Djamal Khadiwi betreibt seit 1973 ein Orientteppich-Haus in der Schweinfurter Rückertstraße. Das einzige dieser Art in der Region. Mit den beiden Söhnen Arman und Resa Khadiwi arbeitet mittlerweile die zweite Generation in der Teppichgalerie Isfahan. Eine dritte Generation wird es nicht mehr geben, das Familiengeschäft schließt im Laufe dieses Jahres. Der Abverkauf hat bereits begonnen.

    Die Teppich-Karriere von Djamal Khadiwi beginnt mit einer gescheiterten Hoffnung. Der junge persische Abiturient wollte in Deutschland Kraftfahrzeugbau studieren. "Das ging aber nicht, weil ich kein Praktikum hatte", erzählt der heute 85-Jährige. Stattdessen macht er eine Ausbildung zum Einzel- und Großhandelskaufmann bei seinem Cousin, der in Hamburg ein Teppichgeschäft betreibt. Die Lehre wird sein Kapital, um ein eigenes Teppichgeschäft zu gründen.

    52 Jahre ist das nun her. Djamal Khadiwi ist müde geworden. Ein liebenswürdiger Mann, der mit Bedacht seine Worte wählt. Stolz sitzt er am Schreibtisch in seinem Geschäft in Schweinfurt und reflektiert sein Leben.

    Am Anfang seiner Karriere als Teppichhändler steht ein kleiner Laden in der Schweinfurter Rückertstraße. In ganz Süddeutschland hatte Djamal Khadiwi damals nach Geschäftsräumen gesucht. Er wollte fort aus dem kühlen Norden. In Schweinfurt wird er fündig und heimisch, auch weil es hier gut betuchte Leute gibt. Das Teppichhaus Isfahan beliefert zu dieser Zeit "Direktoren von Sachs und Kugelfischer". Menschen aus Chefetagen. Ärzte. Später auch die Mittelschicht. Wer einen handgeknüpften Teppich aus dem Orient auf dem Parkett liegen hat, zeigt Stil und Status.

    Über 600 Orientteppiche stehen im Teppichhaus Isfahan zur Auswahl.
    Über 600 Orientteppiche stehen im Teppichhaus Isfahan zur Auswahl. Foto: Josef Lamber

    Das Geschäft boomt. Der Laden wird größer, heute umfasst die Verkaufsfläche 485 Quadratmeter und befindet sich im Familienbesitz. Mehr als 600 Teppiche stapeln sich auf zwei Etagen. Jeder Teppich ist echte Handarbeit, "von höchster Qualität", sagt Djamal Khadiwi. Er hat die Ware selbst ausgesucht, ist jedes Jahr mehrere Male in orientalische Länder geflogen. Er kennt die Knoten, die Muster, die Farben. Er weiß, wie die Teppiche sich anfühlen, und wer sie macht. Viele Knüpfer-Familien kennt er persönlich.

    Die bedeutendsten Orientteppiche kommen aus Persien, dem heutigen Iran. Sie werden meist nach ihrem Herkunftsort benannt. Bekannte Regionen für sehr feine Perserteppiche sind Nain, Isfahan oder Täbriz. 

    Eine Familientradition geht zu Ende: (von links) Sohn Arman Khadiwi, Seniorchef Djamal Khadiwi mit Ehefrau Sedighe und Sohn Resa Khadiwi.
    Eine Familientradition geht zu Ende: (von links) Sohn Arman Khadiwi, Seniorchef Djamal Khadiwi mit Ehefrau Sedighe und Sohn Resa Khadiwi. Foto: Josef Lamber

    "Ich habe mir immer viel Mühe gegeben", sagt Djamal Khadiwi. Die Zufriedenheit der Kunden ist ihm wichtig. Sie sind für ihn wie Familienmitglieder. Wer sein Geschäft betritt, soll sich wohlfühlen. Ein Glas Tee und orientalisches Gebäck stehen immer bereit. Ein Hauch von Hindukusch und Tausendundeiner Nacht liegt hier in der Luft. Noch heute kommen die Stammkunden und inzwischen auch deren Kinder. Teppiche sind eine Wertanlage. Sie werden vererbt, halten hunderte von Jahre. Das Schweinfurter Teppichhaus übernimmt Reparaturen, Restaurierungen und Reinigungen in der hauseigenen Werkstatt.

    Das Teppichhaus Isfahan in der Schweinfurter Rückertstraße schließt.
    Das Teppichhaus Isfahan in der Schweinfurter Rückertstraße schließt. Foto: Josef Lamber

    Bis vor einem Jahr stand Djamal Khadiwi noch persönlich von frühmorgens bis spätabends im Geschäft. Jetzt spielt die Gesundheit nicht mehr mit. Der 85-Jährige muss kürzertreten. Die beiden Söhne, ebenfalls Einzelhandelskaufleute, wollen den Familienbetrieb nicht weiterführen. Die beiden Töchter haben sich beruflich und familiär anders orientiert. Das Teppichhaus Isfahan wird deshalb im Lauf des Jahres geschlossen.

    Ohnehin ist der Markt geschrumpft. Der Grund: Orientteppiche sind bei jungen Leuten nicht mehr gefragt. Man greift eher zur Maschinenware. "Die Geschmäcker haben sich halt verändert", sagt Djamal Khadiwi.  

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