Über das Ergebnis der Sitzung und die Hintergründe der Verteuerung auf insgesamt 13,7 Millionen Euro (samt Außenanlagen) informierte die Oberbürgermeisterin gestern auf Nachfrage dieser Zeitung. Mit gut drei Viertel der Stimmen habe der Stadtrat folgenden Beschluss gefasst: am Umbau zur Kunsthalle wird festgehalten, ebenso am momentanen Stand der Planung. Über Geld wurde zwar geredet, aber nichts beschlossen. Die Zahlen, die bei dieser Sitzung durch den Raum geschwirrt seien, waren nicht die der Stadt, betonte die OB. Die Summe von 2,3 Millionen Euro, die Schweinfurt vermutlich zusätzlich finanzieren muss, hätte sich erst im Lauf des nächsten Vormittags erhärtet. Weil noch einige Submissionsergebnisse auf den Tisch kamen.
Gudrun Grieser betonte, dass die Verwaltung erst am Montag vom wahren Ausmaß der Kostensteigerung informiert worden sei. Deswegen auch der Gang in die nichtöffentliche Sitzung. Bis zur nächsten öffentlichen Sitzung abzuwarten, sei nicht möglich gewesen. Das Projekt Kunsthalle steht unter enormem Zeitdruck. „Bis zum 31. Dezember 2008 muss abgerechnet sein, sonst verfallen die Fördermittel“, betonte Grieser. Bekanntlich werden fünf Millionen Euro von der EU und eine Million vom Land Bayern erwartet. Zusätzlich rechnet man mit 250 000 Euro vom Landesdenkmalamt.
„Es gibt keine Alternative“, sagte Grieser. Das habe auch die überwiegende Mehrheit des Stadtrats so gesehen. Die OB wörtlich: „Wenn wir das Gebäude erhalten wollen, und darüber gibt es einen breiten Konsens, dann können wir es nicht billiger bekommen, als wenn wir jetzt sofort weitermachen.“
Nur wenn die Planung sehr zügig umgesetzt wird, ist der Zeitplan noch zu schaffen. Das betonte Peter Ropertz vom Duisburger Büro Ropertz & Partner, das mit Bauleitung und Ausschreibungen beauftragt ist. Die Zeit drängt, schon jetzt gibt es Verzögerungen. Das Schwimmbecken beispielsweise sollte bereits im März entfernt werden. Die riesige Schale aus Beton ist übrigens in sehr gutem Zustand, ganz im Gegensatz zum Zustand der Betondecken im übrigen Haus. Nach dem ursprünglichen Gutachten hatte man für die Betonsanierung eine fünfstellige Summe veranschlagt. Nun steht fest: sie wird etwa eine Million kosten.
Maroder Beton aus der Frühzeit
An vielen Stellen ist das gut 70 Jahre alte Material porös, durch Löcher in der Decke sieht man rostenden Stahl. Ganze Bereiche im Obergeschoss sind wegen Einsturzgefahr gesperrt. Die Ursachen sind vielfältig. Die Decken im ehemaligen Bad gehören quasi zur ersten Generation im Betonbau. Mehr Sand als Zement, einfacher Stahl, es wurde eifrig experimentiert. Dazu kam über all die Jahre eine hohe Luftfeuchtigkeit, von den Chemikalien wie Chlor ganz zu schweigen. „Erschwerend kommt hinzu, dass vieles anders ausgeführt wurde, als in den Plänen steht“, sagte Rigo Zehnder, städtischer Architekt und Projektleiter, bei einem Rundgang.
Insgesamt rechnet die Stadt mit Mehrkosten von 2,3 Millionen Euro. Diese Summe wird OB Grieser dem Stadtrat zur Bewilligung vorschlagen. Darin enthalten sind neben der Million für die Betonsanierung rund 700 000 Euro Kostensteigerung beim Material wie Glas, Aluminium, Stahl. Und fast noch einmal so viel wegen der Kostenfortschreibung.
Die Summe wäre noch höher, wenn sich die Verantwortlichen nicht bereits in den vergangenen Monaten während des „nichttragenden Abrisses“ immer wieder Gedanken über Einsparmöglichkeiten gemacht hätten, so Architekt Peter Ropertz. Ein Beispiel ist die südliche Wand der Schwimmhalle, die nach den Plänen des Stuttgarter Architekten Hartwig N. Schneider versetzt werden sollte, um Platz zu schaffen für eine große Treppenanlage. Die Wand bleibt erhalten. Damit spart man viel Zeit und Geld, der großzügige Raumeindruck in der ehemaligen Schwimmhalle bleibt erhalten, die Treppe kann schmaler gebaut werden. Das Ganze wird außerdem vom Landesdenkmalamt mit einem Zuschuss über 250 000 Euro belohnt.
Diese Planungsänderungen wurden im Einvernehmen mit Architekt Schneider entwickelt. Und dabei soll es nun bleiben, entschied der Stadtrat. Befürchtungen, auf die Unterkellerung des Innenhofs müsse verzichtet werden, haben sich nicht bewahrheitet. Auf eines allerdings wird verzichtet: Vorläufig wird es weder ein Café noch ein Restaurant in der Kunsthalle geben. Dadurch spart die Stadt einen sechsstelligen Betrag.