Der positive Effekt, der die Krankenhäuser in der Corona-Zeit unterstützt hat, ist weg", sagt Prof. Dr. Norbert Roeder. "Im Gegenteil, jetzt wird über Betten diskutiert." Der Gutachter, der die Zukunft der Schweinfurter Krankenhäuser untersucht und einen neuen Vorschlag auf den Tisch gelegt hat, sieht in der Krankenhausreform ganz offensichtlich mehr Probleme als Lösungen auf die Häuser zukommen. Vieles sei unklar, auch die Finanzierung.
Doch einiges Grundlegendes zeichnet sich ab: Es wird weniger stationäre, mehr ambulante Behandlungen geben – und viele Krankenhäuser, die nach der neuen Leistungseinordnung ihr Angebot einschränken werden müssen. Die Folge: Die Krankenhauslandschaft wird sich verändern. Manches Haus wird nicht überleben.
Auch das Krankenhaus St. Josef wäre gefährdet, schätzt Roeder. Für Bayern sei es ein mittelgroßes Haus; das Leopoldina ein größeres – und systemrelevant. Trotzdem hat auch das Leopoldina finanzielle Probleme. In diesem Jahr, so rechnet Leopoldina-Geschäftsführer Jürgen Winter, wird es auf ein Defizit von 5,5 Millionen Euro hinauslaufen.

Zusammen, sagt Gutachter Roeder, können die Schweinfurter Krankenhäuser durch eine Fusion ihr Angebot bündeln und auf einen, nach der Krankenhausreform, höheren Versorgungsgrad etablieren – als Maximalversorger. Was nicht zuletzt auch die Wirtschaftlichkeit der Häuser sichern soll. Das setzt laut Roeder aber Verschiedenes voraus: Es muss einen Träger, ein Krankenhausunternehmen geben, das beide Häuser steuert. Sie bleiben Krankenhäuser, gelten dann aber als Betriebsstätten eines gemeinsamen Klinikums.
In Zukunft soll es nur noch eine zentrale Notaufnahme geben
Aber, dass zweimal die gleichen Leistungen angeboten werden, ist ausgeschlossen. Dazu gehört auch die Notaufnahme. Es wird nur noch eine zentrale Notaufnahme geben, und zwar am Leopoldina. Die Kapazitäten, so versicherte Leopoldina-Geschäftsführer Winter, werden reichen. Allgemein wird das Leopoldina mehr Akutmedizin anbieten, das St. Josef mehr frei planbare und vor allem ambulante Eingriffe. Außerdem soll die altersmedizinische Versorgung weiter ausgebaut werden.

Die beiden Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) bleiben ebenso erhalten wie die Zusammenarbeit mit Belegärzten und die Pflegeschulen. Sie sieht der Gutachter als wichtigen Baustein für den Betrieb der Häuser, auch angesichts der Personalnot im pflegerischen Bereich. 70 bis 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler werden in Schweinfurt heute schon übernommen. Langfristig, so Roeder, sollen beide Schulen organisatorisch in einem Zweckverband zusammengeführt werden; irgendwann vielleicht auch räumlich.
Die beiden Schweinfurter Krankenhäuser heuteDas Krankenhaus St. Josef hat zehn Abteilungen, 272 Betten und deckt alle verbreiteten Krankheitsbilder ab, Fachpraxen und Kooperationspartner ergänzen das stationäre Versorgungsangebot. Als einziges konfessionelles Krankenhaus der Region verbindet das St. Josef moderne Medizin mit traditionellen, christlichen Werten. In den Haupt- und Belegabteilungen sind rund 800 Mitarbeiter beschäftigt. Jährlich werden zirka 13.000 Patienten stationär sowie 17.000 Patienten ambulant behandelt. Gegründet wurde es 1931.Das Leopoldina-Krankenhaus wurde 1981 eröffnet. Es hat 20 Kliniken und Abteilungen, 669 Betten und als Akutkrankenhaus der Schwerpunktversorgung pro Jahr 38.000 ambulante Behandlungen und gut 32.000 stationäre. Es werden 12.900 Operationen pro Jahr durchgeführt. Mit knapp 2300 Mitarbeitenden in allen Abteilungen ist das Leopoldina die größte städtische Tochtergesellschaft im Konzern Stadt Schweinfurt.Quelle: Krankenhaus St. Josef, Leopoldina-Krankenhaus