Der neue Automat in der Bürgermeister-Weigand-Straße ist sofort aufgefallen. Das liegt vermutlich an dem großen grünen Hanfblatt, das außen auf den Automat aufgeklebt ist. Wird hier gar Marihuana verkauft? Nein, natürlich nicht. Anika Streit, Assistenz der Geschäftsleitung der Gerolzhöfer Firma WVS GmbH, erklärt, was es mit dem sogenannten CBD-O-Mat auf sich hat und welche Produkte hier verkauft werden.
Die WVS GmbH ist ein noch junges Unternehmen, aber mit Verkaufsautomaten beschäftigt sich die Inhaberfamilie schon lange. Geschäftsführer von WVS ist Menas Wolf, der Sohn von Sabine Wolf und Klaus Müller-Wolf. Dass der neue CBD-O-Mat in der Bürgermeister-Weigand-Straße direkt neben einem Zigarettenautomaten hängt, ist also kein Zufall.
Keine Suchtgefahr
CBD ist die Abkürzung für Cannabidiol, ein Inhaltsstoff der Cannabis- beziehungsweise Hanfpflanze. Das CBD hat im Gegensatz zu einem anderen Hanfbestandteil, das Tetrahydrocannabinol (THC), keine berauschende Wirkung. Eine Suchtgefahr besteht laut Weltgesundheitsorganisation WHO auch nicht. Der Wirkstoff soll aber entzündungshemmend, angstlösend, schmerzlindernd und entspannend wirken. In den vergangenen Monaten ist ein regelrechter Hype um CBD entstanden. Ob der Stoff allerdings tatsächlich all die guten Eigenschaften hat, von denen Nutzern berichten, ist wissenschaftlich noch nicht belegt. Es fehlen noch ausreichend klinische Studien. Und solange halten sich Mediziner mit einer Bewertung auch noch zurück.

Nicht gleichsetzen darf man das CBD mit den THC-haltigen Bestandteilen der Cannabis-Pflanze, aus denen illegale Drogen hergestellt werden können, wie zum Beispiel Marihuana (das sind die getrockneten Blüten der weiblichen Hanfpflanze, deren Harz eine hohe berauschende THC-Konzentration enthält) oder Haschisch (die Blüten und die mit Harzen besetzten Blätter).
Keine Teile der Hanfpflanzen
In den Automaten der WVS GmbH seien überhaupt keine Pflanzenteile der Hanfpflanze im Angebot, betont Anika Streit. Damit sei man absolut auf der rechtlich sicheren Seite. Auch die "CBD-Räuchermischung" besteht nur aus getrockneten Kräutern wie Katzenminze, Himbeerblätter und Königskerze, allerdings ausdrücklich ohne Cannabispflanzenteile. Die Kräuter seien nur mit CBD-Öl etwas angereichert. Dieses CBD-Öl ist komplett frei von THC und enthält nur isoliertes Cannabidiol sowie ein Trägeröl.

An den modernen Automaten der WVS GmbH, die sowohl mit Kreditkarte als auch mit Bargeld funktionieren, gibt es außerdem Aroma-Öle, Mundsprays mit CBD und Koffein sowie kleine Naschereien wie Lutscher, Lutschpastillen, Proteinriegel oder geröstete Hanfsamen.
All dies Produkte müssen einer komplexen Gesetzeslage entsprechen: "Es gibt vieles zu beachten", sagt Anika Streit, "das Betäubungsmittelgesetz, die Novel-Food-Verordnung, das Arzneimittelgesetz und mehr." Das sei aber auch gut so, denn es gewährleiste, dass ausschließlich unbedenkliche Produkte in den Verkehr gebracht werden. Ihre Firma agiere zudem pro-aktiv und präventiv, indem man Staatsanwaltschaften und Ordnungsämter schon vor dem Aufstellen der Automaten über die Zusammensetzung und Unbedenklichkeit der angebotenen Produkte informiere, berichtet Streit.
Ein neuer Trend
Wie kam es zu der neuen Geschäftsidee? Das Thema CBD ist derzeit Trend. Die Nachfrage nach CBD-Produkten steige seit einiger Zeit stark an, berichtet Streit. Das würden auch Zahlen aus anderen Ländern, beispielsweise aus den USA, belegen, wo dieser Trend bereits viel weiter fortgeschritten sei als hierzulande. "Wir wurden von einem Hersteller von CBD-Produkten aufgrund unserer Erfahrung im Automatenbereich auf diese Idee aufmerksam gemacht", erzählt Anika Streit. "Als wir uns dann näher mit Cannabidiol und seiner Wirkung beschäftigt haben, haben wir die vielen möglichen positiven Effekte erkannt und sehen darin ein absolutes Zukunftsthema."
Expansion geplant
Über 20 Automaten hat die WVS GmbH bereits in Unter- und Oberfranken aufgestellt. Im August hatte man im Landkreis Bad Kissingen begonnen, inzwischen hängen auch in den Kreisen Main-Spessart, Würzburg, Bamberg, Schweinfurt und anderen Landkreisen weitere Automaten. WVS will weiter expandieren, sowohl in Franken, als auch in Sachsen und Thüringen.
Wie die Automaten künftig angenommen werden, lasse sich nicht vorhersagen, meint Streit. Grundsätzlich gebe es aber eine große potenzielle Kundschaft. "Das geht von jungen Menschen, die diesen neuen Trend ausprobieren wollen, über Sportler bis zu Senioren, die sich beispielsweise Linderung von bestimmten Beschwerden erhoffen."