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„Ein Promille-Taxi ist viel billiger“

Gerolzhofen

„Ein Promille-Taxi ist viel billiger“

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    Als Psychotherapeut und Verkehrsmediziner hilft der Gerolzhöfer Dr. Diethard Groeger Verkehrsstraftätern insbesondere durch die Vorbereitung auf die so genannte Medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) dabei, ihren Führerschein wieder zurückzubekommen.
    Als Psychotherapeut und Verkehrsmediziner hilft der Gerolzhöfer Dr. Diethard Groeger Verkehrsstraftätern insbesondere durch die Vorbereitung auf die so genannte Medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) dabei, ihren Führerschein wieder zurückzubekommen. Foto: FOTO Norbert Vollmann

    Täglich werden gerade jetzt zur Zeit der vielen Feste landauf, landab von der Polizei Führerscheine eingezogen. Die häufigsten Gründe sind Trunkenheit am Steuer (80 Prozent), Drogeneinfluss oder wenn so genannte Risikofahrer 18 Punkte auf ihrem Konto in der Verkehrssünderkartei in Flensburg erreicht haben. Wie man die Fahrerlaubnis speziell als Alkoholsünder so schnell wie möglich wieder zurück bekommt, zumal wenn eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) zu bewältigen ist, darüber sprachen wir mit dem Gerolzhöfer Psychotherapeuten und Verkehrsmediziner Dr. Diethard Groeger.

    Frage: Herr Dr. Groeger, wann ist denn eine MPU fällig?

    Dr. GRoeger: Als Richtschnur kann man sich merken, dass bei einem Promillewert ab 1,6 eine medizinisch-psychologische Untersuchung unumgänglich ist.

    Frage: Was kommt auf einen zu, wenn der Führerschein „gezwickt“ wurde?

    Dr. Groeger: Spätestens zwei bis drei Monate nach dem Führerscheinentzug wird der Strafbefehl von den Justizbehörden zugestellt. Es wird eine Geldstrafe von zum Beispiel 1800 Euro verhängt, und der- oder diejenige bekommt mitgeteilt, dass die zuständige Führerscheinstelle am Landratsamt erst nach elf Monaten eine Fahrerlaubnis ausstellen darf. Dazu muss man aber wissen, dass der Antrag auf Erteilung eines neuen Führerscheines schon drei Monate vor Ablauf dieser Sperrfrist gestellt werden kann (Kosten 140 Euro). Den Betroffenen wird zugleich ein „Wegweiser zum neuen Führerschein“ ausgehändigt. Darin sind alle für sie wichtigen Punkte aufgelistet. So werden sie darüber informiert, dass sie einen MPU-Test bei einer amtlich anerkannten Begutachtungsstelle ablegen müssen (zum Beispiel bei der Niederlassung des TÜV Thüringen am Bahnhof in Schweinfurt, beim TÜV in Würzburg oder auch bei der DEKRA). Weitere Adressen sind über das Internet zu erfahren. Die Prüfungskosten betragen etwa 400 Euro.

    Frage: Wie groß sind die Chancen, dass ich den MPU-Test bestehe?

    Dr. Groeger: Laut Statistik fallen etwa 60 Prozent der Prüflinge bei der ersten MPU wegen Informationsmangel durch.

    Frage: Was heißt das konkret für Sie als Psychotherapeut und Verkehrsmediziner?

    Dr. Groeger: Jetzt ist der Zeitpunkt des Handelns gekommen!

    Frage: Was raten Sie in diesem Fall den Betroffenen?

    Dr. Groeger: Es gibt zwei Wege sich auf die Fahreignungsprüfung vorzubereiten: Der erste ist, sich intensiv mit der Fachliteratur zu beschäftigen und etwa das Buch „Führerscheinverlust – Was tun?“ von Hans Schilder zu lesen.

    Frage: . . . und der zweite Weg?

    Dr. Groeger: Der zweite und sicherere Weg ist die so genannte Therapie, bei der mit einem Verkehrs-Psychologen oder Psychotherapeuten das Alkohol- bzw. Drogenproblem in Einzelgesprächen bearbeitet wird. Zugleich sollte man sich über den Therapieverlauf ein Attest ausstellen lassen.

    Frage: Wie lange dauert diese Therapie und was kostet sie?

    Dr. Groeger: Die Behandlungsdauer beträgt im Durchschnitt drei bis vier Monate, das Honorar hierfür etwa 500 Euro.

    Frage: Und dann habe ich große Chancen, dass ich meinen Führerschein wieder zurück bekomme?

    Dr. Groeger: Noch nicht ganz. Ein weiteres „Muss“ ist der regelmäßige Besuch einer Selbsthilfegruppe wie zum Beispiel des Kreuzbundes oder einer Sucht-Beratungsstelle. Mit Hilfe dieser psycho-sozialen Einrichtungen bleiben 80 Prozent der Alkoholiker auf Dauer abstinent und damit gesund. Ein wichtiges Argument bei der MPU. Zusätzlich sollte man in der einjährigen „Strafzeit“ regelmäßig vierteljährliche Kontrollen der Leberwerte oder Drogen-Screenings (Preis: etwa 100 Euro pro Probe) durchführen lassen.

    Frage: Und wann kann ich dann den MPU-Test endlich machen?

    Dr. Groeger: Wenn die Vorbereitung abgeschlossen ist, können Sie nach Absprache mit Ihrem Verkehrs-Therapeuten die MPU über die zuständige Führerscheinstelle am Landratsamt beantragen. Hierzu bieten die MPU-Begutachtungsstellen Info-Veranstaltungen an, ebenso Einzel-Beratungsgespräche (Kosten etwa 100 Euro pro Stunde). Wichtig ist, zu der Prüfung alle Belege und Unterlagen, wie schon erwähnt, mitzunehmen.

    Frage: Das alles, was Sie hier aufgezeigt haben, bedeutet für den Betroffenen oder die Betroffene also, dass ein langer und teurer Weg zu bewältigen ist?

    Dr. Groeger: Das ist absolut richtig. Wenn Sie einmal alle anfallenden Geldbeträge zusammenrechnen, dann ist ein „Promille-Taxi“ allemal viel billiger. Und häufig leidet die ganze Familie darunter, wenn die Zeit ohne Führerschein überbrückt werden muss.

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