Mitte Juli hatte ein grausamer Fall von Tierquälerei in Schweinfurt für Aufsehen gesorgt: Ein bisher Unbekannter schoss offenbar mit einem Luftgewehr auf Tauben, verletzte zwei schwer, die ein Schweinfurter Tierarzt operierte und rettete. Die Empörung bei Tierschützern und vor allem den Mitgliedern der Stadttaubenhilfe White Angels, die die verletzten Tiere gefunden hatten, war groß.
Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) erreichte kürzlich ein Antrag der Schweinfurter Liste/Freie Wähler mit einem ungewöhnlichen Wunsch: "Im Namen der Stadttauben", schreibt Antragstellerin Ulrike Schneider, beantrage sie, dass die Stadt konkret sich darum kümmere, einen geeigneten Platz für einen betreuten Taubenschlag einzurichten und diesen zu finanzieren. Sie möge dazu mit der Schweinfurter Stadttaubenhilfe White Angels und dem Vogelschutzverein Kontakt aufnehmen, so Schneider.

Ihr Anliegen mag ungewöhnlich formuliert sein, ist aber sehr ernst gemeint: "Den Tauben in Schweinfurt geht es – ähnlich wie in vielen anderen Städten – nicht gut. Sie finden im urbanen Umfeld nicht genügend Nahrung. Aufgrund des Fütterungsverbots fressen sie, was wir Menschen übrig lassen, häufig Gift für die Taubenmägen. Hinzu kommt, dass es in unserer Stadt in den letzten Wochen mehrere, zum Teil tödliche Angriffe auf Tauben gab, die vom Hass intoleranter und grausamer Menschen zeugen", so Schneider.
Vorurteile Tauben gegenüber seien weit verbreitet, obwohl die gesundheitliche Gefährdung laut Schneider durch die Tauben nicht höher sei als bei Wildvögeln oder Haustieren. Ein Lösungsweg aus dieser Gemengelage wäre, den Tauben eine Behausung in der Stadt zu geben, in der sie sich artgemäß ernähren und den Großteil ihrer Zeit verbringen können – "in Form betreuter Schläge statt stachelbestückter Hausvorsprünge." Damit wäre aus Schneiders Sicht auch den Bürgern geholfen, die sich von Tauben belästigt fühlen.
