Wenn Thorsten Wozniak drei Wünsche freihätte für das neue Jahr 2025, dann wäre einer davon: "Stabile Finanzen". Nun ist das für einen Bürgermeister, der die Geschicke einer knapp 7000 Einwohner zählende Stadt managt, prinzipiell kein ungewöhnlicher Gedanke. Allerdings rückt die allgemeine schwierige Wirtschaftslage dieses Thema stärker in den Fokus.
Viele Branchen klagen bekanntlich schon länger, nicht wenige Unternehmen haben vor Monaten nun damit begonnen, einen größeren personellen Abbau zu forcieren, auch in der Region. Hart zu spüren bekommt das die Stadt Gerolzhofen vor allem bei einer wichtigen Kennziffer: der Gewerbesteuer.
Trotz massivem Einbruch das fünftbeste Gewerbesteuerergebnis
Um rund 1,3 Millionen Euro niedriger ausgefallen sind die städtischen Einnahmen aus Handel und Gewerbe 2024 im Vergleich zum Jahr 2023. Die Folge ist ein Absturz auf 3,3 Millionen Euro. "Das war natürlich Wahnsinn, ein enormer Einbruch", meint Wozniak im Gespräch zu wichtigen Themen des neuen Jahres. Die Stadt spüre die wirtschaftliche Lage eindeutig. Bei den Haushaltsberatungen im Mai hatte die Kämmerei zwar sinkende Gewerbesteuereinnahmen prognostiziert, aber mit noch vier Millionen Euro gerechnet.

Kein Wunder also, dass der Bürgermeister sich solide Finanzen herbeisehnt. Doch danach sieht es aktuell nicht aus. "Das werden wir heuer nicht hinbekommen. Das muss man einfach auch so ehrlich sagen." Die Situation ist seinen Worten zufolge nicht nur in Gerolzhofen herausfordernd, sondern allerorten: "Das sagen ja alle."
"Witzigerweise" handele es sich bei dem Gewerbesteuerergebnis immer noch um das fünftbeste städtische Gewerbesteuerjahr aller Zeiten. "Es gab Jahrzehnte, da wäre ein Einbruch um 1,3 Millionen Euro gleichbedeutend mit, dass fast nichts mehr reingekommen wäre", sagt er und relativiert damit die Dimension etwas.

Die Konsequenz daraus ist, "dass wir vieles nicht mehr leisten werden können". Das müsse man jetzt betonen und erklären. Hört sich nach dem berühmten Rotstift an, was der Bürgermeister allerdings so nicht ausspricht und auch keine Streichliste nennt. Für den Haushalt 2025 wird, seinem Gefühl zufolge, die Kassenlage nicht besser aussehen. Aktuelle Zahlen liegen ihm noch nicht vor.
Marktplatzsanierung: Erste Arbeiten in der Schulgasse
Er nennt in diesem Zusammenhang seinen zweiten Wunsch: Dass die Stadt an einigen Projekten, die man sich vorgenommen hat, "zielstrebig" dranbleibe. Explizit spricht er das neue Baugebiet Am Nützelbach III, für das heuer die archäologischen Untersuchungen beginnen sollen, und die beschlossene Marktplatzsanierung mit Neugestaltung an.
Für das um zwei auf nun sechs Millionen Euro eingedampfte Marktplatz-Vorhaben wurden vor Weihnachten erste Fördermittel beantragt. Im Laufe des Jahres soll es mit den ersten Arbeiten losgehen. Die Ausschreibungen für Tiefbauleistungen sollen vor dem Sommer erfolgen.
Bekanntlich müssen zunächst viele marode Leitungen, auch in Seitenstraßen wie der Spitalstraße, erneuert werden, bevor es an die neue Optik auf dem Marktplatz geht. Wozniak rechnet mit ersten Baustellen zum Jahresende. Danach soll abschnittsweise vorgegangen werden, um Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten.
So wie es derzeit aussieht, wird in der Schulgasse begonnen. Zuvor muss hier ebenfalls nach bedeutenden historischen Funden im Boden gesucht werden, unter Umständen schon vor dem Weinfest. Diese seien jedoch räumlich "sehr reduziert", beträfen meist nur einige Quadratmeter oder wenige Parkplätze.

Der Zeitplan der gesamten Baumaßnahmen im Herzen der Stadt ist aktuell "wenig belastbar"; möglicherweise könnte es bis 2027 oder 2028 andauern. Der Bürgermeister geht davon aus, dass Weinfest und Stadtfest einmal nicht am angestammten Platz gefeiert werden. Wann? Eventuell 2026 oder 2027. Wo? Auch das ist unklar, vielleicht in der Allee.
Ob zeitgleich ein Wärmenetz dort installiert wird, steht bislang nicht fest. Ein allzu großes Interesse scheint daran nicht zu bestehen, die Rücklaufquote einer Befragung war gering. Mehrere machbare Varianten sollen im ersten Halbjahr vorgestellt werden.
Wozniak zu Schulneubau: Stadt soll nicht mehr Bauherrin sein
Damit ist Thorsten Wozniak an seinem Wunsch drei angelangt: Neubau der Grund- und Mittelschule. Ein Dauerthema seit vielen Jahren, bei dem die geschätzten Kosten in die Höhe schießen. Von 43 Millionen Euro war offiziell die Rede, es könnten auch 50 oder 60 werden.

Deshalb hat die Stadt im Sommer ihre Planungen zurückgestellt. Fast ein Dutzend Varianten werden seitdem mit Blick auf das Finanzielle geprüft – vom Neubau bis zur Generalsanierung. Im März sollen die Ergebnisse im Stadtrat vorgestellt werden, informiert der Bürgermeister.
Eine Lehre möchte er aus den bisherigen Erfahrungen ziehen. Wozniak wünscht sich eine andere Verantwortlichkeit, wer den Hut beim Bauen aufhat. Bislang ist die Stadt Gerolzhofen Bauherrin, die Mitgliedsgemeinden der beiden Schulverbände beteiligen sich finanziell anteilig.

Das Problem sind aus seiner Sicht die vielen beteiligten Gremien, mit zwei Schulverbänden, mehreren Gemeinden, Bürgermeistern und dem Stadtrat, die "zu viel Abstimmungsbedarf" hätten. Es gehe um zu viele Ecken, meint Thorsten Wozniak. "Das ist ein Projekt der unfassbaren Transparenz und Mitsprache aller Beteiligten. Ich glaube, dass dieses Projekt der Mitsprache gescheitert ist. Irgendwann geht es auch darum, Ja oder Nein zu sagen."
Aus diesem Grund will er die Bauverantwortung der Stadt abgeben. "Wenn es nach mir geht, fassen wir im ersten halben Jahr in den Schulverbänden die Beschlüsse, dass die beiden als Bauherrn auftreten." Ob sie dem folgen werden, weiß Wozniak, der Vorsitzender in diesen Gremien ist, nicht.
Er jedenfalls ist überzeugt, dass dies schlagkräftiger wäre als bislang. Und finanziell würde sich für niemanden etwas ändern. Zudem sieht er weitere Vorteile darin: Die Schulverbände könnten für sich allein die beste Lösung finden: entweder gemeinsames Gebäude, Generalsanierung oder getrennte bauliche Maßnahme.