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GEROLZHOFEN: Eine Getreideernte mit Tücken

GEROLZHOFEN

Eine Getreideernte mit Tücken

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    Fast abgeschlossen ist die Getreideernte im Raum Gerolzhofen. Die Felder werden für die nächsten Aussaaten vorbereitet. Im Bild Roland Kukoll, Geschäftsführer des Maschinen- und Betriebshilfsringes Gerolzhofen (links) und Klaus Bürger (Unterspiesheim) auf einem abgeernteten Winterweizenfeld bei Gerolzhofen.
    Fast abgeschlossen ist die Getreideernte im Raum Gerolzhofen. Die Felder werden für die nächsten Aussaaten vorbereitet. Im Bild Roland Kukoll, Geschäftsführer des Maschinen- und Betriebshilfsringes Gerolzhofen (links) und Klaus Bürger (Unterspiesheim) auf einem abgeernteten Winterweizenfeld bei Gerolzhofen. Foto: FOTO Alfred heim

    „Sonst sind wir in drei Wochen mit der Ernte fertig. Heuer waren es sechs Wochen“, sagt der Unterspiesheimer Landwirt. Außer seinen eigenen 100 Hektar Getreide und 30 Hektar Raps drosch er auch als Lohnunternehmer für den Maschinen- und Betriebshilfsring Gerolzhofen. Und jeder Landwirt, der sein Getreide ernten lässt, weil er keinen eigenen Mähdrescher hat, wollte, dass an den Tagen, an denen es trocken genug zum Ernten war, möglichst viel geerntet wurde. „Tag und Nacht hätte ich durcharbeiten können und sollen nach der Devise 'Jetzt gilt's'“, sagt Klaus Bürger, einer von etwa 100 Mädrescherbesitzern, die für die rund 850 Mitglieder des Maschinenrings im Einsatz sind.

    Zurzeit ist er voll damit beschäftigt, seine abgeernteten Getreidefelder und die anderer Maschinenring-Mitglieder mit seinem 170-PS-Schlepper und fünf Meter breiten Kurzscheibeneggen und Keilringwalzen dahinter so zu bearbeiten, dass die Getreidestoppeln zusammen mit dem gehäckselten Stroh flach in den Boden eingearbeitet werden. So können die ausgefallenen Getreidekörner und Unkrautsamen als Gründünger wachsen, der vor der nächsten Aussaat nochmals in die oberste Bodenschicht eingearbeitet wird.

    Nur kurze Schönwetter-Perioden

    „Die Ernte, die jetzt fast abgeschlossen ist, war in diesem Jahr problematisch und hatte ihre Tücken“, zieht Roland Kukoll, der Geschäftsführer des Maschinen- und Betriebshilfringes Gerolzhofen, Bilanz. Immer wieder habe es nur kurze Schönwetterperioden gegeben. „Kaum hat man gedacht, es geht weiter, war es schon wieder aus“, fasst Kukoll zusammen.

    Aufgrund des häufigen und starken Regens Ende Juni/Anfang Juli konnte mit der Wintergersten-Ernte nicht rechtzeitig begonnen werden. Ernteeinbußen durch ausfallende Körner oder abknickende Ähren waren die Folge. Auch der Raps war reif und ein Teil der Körner fiel aus. Dazu kam, dass der erste Winterweizen, der etwa 60 bis 70 Prozent der Getreidemenge im Raum Gerolzhofen ausmacht, geerntet werden musste, weil er schon Keimlinge in den Ähren bildete. Er ist dann nur noch als Futtergetreide zu verwenden.

    Auch Schäden an Maschinen

    Weil die Felder oft zu nass waren, gingen beim Maschinenring auch Anfragen nach Mähdreschern mit Zwillingsbereifung oder Raupenlaufwerk ein. Solche gibt es bei den Maschinenringen Ochsenfurt und Hofheim. Die waren aber ausgelastet und nicht zu bekommen. Für die Mähdrescher-Fahrer war die Ernte sehr anstrengend, denn an den Tagen, an denen es ging, sollte möglichst viel gedroschen werden, was sehr lange Arbeitstage bedeutete. „Dass es so viel Wasser im Oberbodenbereich gab und so viele Mähdrescher in den aufgeweichten Feldern stecken blieben, das war heuer so schlimm wie in den letzten 30 Jahren nicht“, sagt Kukoll. Auch Schäden an den Achsen stecken gebliebener Mähdrescher beim Herausziehen mit Traktoren können schnell einige tausend Euro teuer werden.

    Zur Erntemenge in diesem Jahr gibt Kukoll Auskunft, sie sei im Raum Gerolzhofen knapp durchschnittlich. Die Wintergerste holte die Wachstumsrückstände durch die sechswöchige Trockenheit im Frühjahr nicht mehr auf. Der Winterweizen dagegen, der etwa 60 bis 70 Prozent der Getreideernte im Raum Gerolzhofen ausmacht, habe sich auf besseren Standorten noch erstaunlich gut entwickelt.

    „Stimmung ein wenig positiver“

    Erfreulich, so Roland Kukoll, sei für die Landwirte, dass die Getreidepreise auf dem Weltmarkt nach Dürren in Australien und Kanada, großen Überschwemmungen in Südostasien und durch den stark gestiegenen Verbrauch, vor allem in China, von etwa 10 Euro pro Dezitonne auf etwa 15 Euro stiegen. Doch müsse man auch sehen, dass die Preise in den letzten fünf Jahren so niedrig waren, dass der Weizenanbau ein „Draufleg-Geschäft“ gewesen sei. Wenn es so weiter gegangen wäre, hätten immer mehr Landwirte den Weizenanbau aufgeben müssen. „Die Stimmung ist jetzt ein wenig positiver, aber von Euphorie kann keine Rede sein“, sagt Kukoll, denn die Betriebskosten stiegen in den letzten Jahren laufend und heuer fielen zum Teil auch Trocknungskosten für das Getreide an, die den Gewinn schmälern. „Qualitäts-Spitzenwerte konnten in diesem Jahr nur selten erreicht werden“, sagt Kukoll.

    Pilotversuch

    Ein gutes Ergebnis habe die „Cultan-Düngung“ gebracht, ein Pilotversuch des Maschinen- und Betriebshilfsringes und der Pusselsheimer Firma Profiagrartechnik. 24 Landwirte aus Unter- und Oberfranken ließen Ende März mit einer Spezialmaschine einer holländischen Firma ihre Raps-, Wintergersten-, Roggen- und Weizenfelder, insgesamt etwa 220 Hektar, düngen. Die einmalige Ausbringung des Depot-Düngers hat nicht nur den Vorteil, dass die Felder nicht drei bis viermal befahren werden müssen, sondern dass der Dünger von der Pflanze in der ganzen Vegetationszeit bedarfsgerecht aufgenommen wird. Bei der konventionellen Düngung sei bei der zweiten Ausbringung in der Trockenzeit im April der Dünger wirkungslos auf den Feldern gelegen. „Wir planen, das Ganze im nächsten Jahr auszuweiten, denn im Endeffekt kommt das neue Verfahren auch billiger als das klassische“, ist Kukoll überzeugt.

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